Sehr geehrter Herr Weselsky,
Glückwunsch! Drei Tage lang haben Sie den Schienenverkehr weitgehend lahmgelegt und damit einmal mehr alle Aufmerksamkeit auf Ihre Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und Ihre Person gelenkt. Ausbaden mussten das Millionen Bahnreisende, die nicht ins Büro oder zum Familientreffen kamen. Oder Unternehmen, die auf ihre Ware warten. Aber das kalkulieren Sie kühl ein – und drohen schon mit dem nächsten Streik.
Ihr Vergleich mit Martin Luther ist selbstverliebt und vermessen
Ist ja nicht Ihre Schuld, sagen Sie, und zeigen auf das Bahnmanagement. Hat Sie der Autoverleiher Sixt eigentlich wieder zum "Mitarbeiter des Monats" gekürt? Werden weitere Fernbusse auf "Claus Weselsky" getauft? Ehrlich: Ich habe das Gefühl, Sie suhlen sich regelrecht in Ihrem Image als knallharter Hund, der den Bahnvorstand vor sich hertreibt. Als würde Sie Kritik nur anstacheln.
Sie selbst vergleichen sich mit Martin Luther: "Hier stehe ich und kann nicht anders." Geht's eine Nummer kleiner? Außerdem glaube ich Ihnen nicht. Sie könnten anders, sie wollen es nur nicht – so breit- und bockbeinig, wie Sie auftreten. Sie lassen die Muskeln spielen und nutzen die Macht von rund 40.000 Gewerkschaftsmitgliedern. Ganz auf Krawall gebürstet.
97 Prozent bei der Urabstimmung pro Streik. Das ist ein Marschbefehl für Claus Weselsky, auf in den Arbeitskampf! Nur: Wieweit geht's wirklich um Ihre Leute? Um die Löhne der schuftenden Eisenbahner? Um den besseren Abschluss im Vergleich zur Konkurrenz-Gewerkschaft EVG? Und wieweit geht's um persönliche Profilierung? Wollen Sie sich kurz vor dem Ruhestand im Herbst ein Denkmal setzen?
Zu keinem Zeitpunkt hatte ich in den vergangenen Wochen das Gefühl, Sie wollten eine Lösung am Verhandlungstisch. Von Anfang an stellten Sie die Weichen auf Streik. Als möchten Sie die Bahnführung erst so weich klopfen, bis sich Verhandeln für Sie und Ihre GDL sicher lohnt. Sie sagen, Sie befänden sich mit Ihren Eisenbahnern im "Krieg". Und so verhalten Sie sich – ich finde das überheblich, unangemessen, nicht sachgerecht.
Sie wollen keinen Kompromiss, sondern den Bahnvorstand besiegen
Sie wollen gar nicht um Kompromisse ringen, kennen offenbar nur die Kategorien Sieg und Niederlage. Was ist das für ein Verhalten? Sie nennen es "Konsequenz", ich Sturheit. Sie wissen um Ihr Erpressungspotenzial – ohne Lokführer kein Bahnverkehr. Dass ausgerechnet Sie selbst eines der ersten Streikopfer wurden und nur noch mit dem Auto von der Gerichtsverhandlung in Frankfurt zurück nach Berlin kamen, hat da eine gewisse Tragikomik.
Sie diffamieren Bahnvorstand Martin Seiler als "Lügenbaron" und die Pressestelle der Bahn als "Propagandaabteilung". Wer seinem Verhandlungspartner in der Öffentlichkeit permanent Beleidigungen um die Ohren haut, hat kein Interesse an einem konstruktiven Austausch. Dabei ist es ja nicht so, dass das Bahnmanagement keine Angriffsfläche böte. Im Gegenteil. Politik- und Managementversagen sind bekannt. Sich trotz aller Misere mitten in der Tarifrunde nachträgliche Boni in Millionenhöhe auszubezahlen: skandalös. Hier fehlt es an Gespür und Anstand.
Doch mit Kriegsrhetorik, sehr geehrter Herr Weselsky, tragen Sie so wenig zur Konfliktlösung bei wie mit Ihren rigiden Forderungen: 35 statt 38 Stunden pro Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich, dazu 555 Euro pro Monat mehr, plus 3000 Euro Inflationsprämie, plus höhere Schichtzulagen – dies alles mit einer Laufzeit von nur zwölf Monaten. Herr Weselsky, steigen Sie herunter vom hohen Ross bzw. vom Führerstand und stellen Sie sich den Realitäten.
Hören Sie auf, den Verhandlungstisch zu bestreiken!
Die Bahn hat elf Prozent mehr Lohn (freilich bei 32 Monaten Laufzeit) und zuletzt flexiblere Arbeitszeiten angeboten. Reden Sie miteinander und finden Sie einen Kompromiss. Schnell! Sie nehmen Millionen Menschen in Geiselhaft für Ihre Interessen. Daran ändert auch der Kalauer nichts, wonach man den Streik kaum bemerke – weil die Züge mittlerweile eh fahren, wann sie wollen. Vielleicht ist Ihr Streikschwert aber tatsächlich nicht mehr so scharf, wie es einmal war. Kunden haben sich ans Improvisieren gewöhnt. Auch das sollten Sie einkalkulieren.
Im Gespräch mit "Spiegel"-Redakteur Markus Feldenkirchen sagten Sie: "Ich beobachte eine völlige Individualisierung. Jeder ist sich selbst der Nächste, jeder denkt nur an sich." Stimmt. Das gilt auch für Sie und Ihre Gewerkschaft.
Sehr geehrter Herr Weselsky, was Ihre Person angeht, bin ich zwiegespalten: Ich mag kantige, standhafte Typen mit Haltung, die auch mal Kontra geben. Und ich verstehe das Anliegen guter Arbeitsbedingungen und Löhne für die Eisenbahner. Dass Sie als Gewerkschafter für Ihre Leute kämpfen, ist Ihr Job. Nur wie Sie das tun, wirkt bisweilen befremdlich.
Es grüßt Sie aus Würzburg,
Andreas Jungbauer, Redakteur
Senkung der Wochenarbeitszeit - Unsinn!
Bei der DB arbeiten 19.400 Lokführer - bei 450 offenen Stellen - was für die vorhandenen Lokführer Überstunden bedeutet. Regelarbeitszeit kann ich planen, da gibt es Schichtpläne - Überstunden hauen schnell mal meine komplette Planung über den Haufen!
Wenn jede Arbeitszeit auf 35 Stunden gesenkt wird, sind bei 19.400 Lokführern plötzlich 58.200 Arbeitsstunden/Woche nicht mehr abgedeckt. Es fehlen also - bei 35 Stunden/Woche 1663 weitere Lokführer! Wo sollen die herkommen, wenn schon die bisherigen 450 Stellen nicht besetzt werden können?
Folge: für das bestehende Personal noch mehr Überstunden oder noch mehr Zugausfälle!
So sieht’s aus!
Das hat Herr Weselsky nämlich noch nicht erklärt, wo er die bei Arbeitszeitverkürzung notwendigen zusätzlichen Arbeitskräfte herbekommen will - wenn sowieso überall Arbeitskräfte fehlen!
Sagt jeder Experte: wir müssen in Dtl MEHR arbeiten -nicht weniger!
https://youtu.be/l2fVMSKfI7E?si=OTeV50bMAE9mItD1
https://www.bmi.bund.de/DE/themen/oeffentlicher-dienst/beamtinnen-und-beamte/beamtinnen-und-beamte-node.html
Lokführer haben keine hoheitlichen Aufgaben zu erfüllen! Beamte sind zudem teuerer (Pensionen vs. Rente) als Angestellte und die Arbeitsverhältnisse von Beamten sind eher unflexibel. Oder wollen Sie alle Angestellten zu Beamten machen damit nicht mehr gestreikt wird?
> "Samstagsbrief: Lassen Sie Millionen Bahnfahrer nicht länger unter Ihrer Sturheit und Eitelkeit leiden, Herr Weselsky"
Übertreiben Sie es nicht - zugunsten des Marketings der MAINPOST - ein wenig?
Der Sache dient es meines Erachtens nicht. Der Fehler liegt ganz woanders.
1.) Privatisierung der Bahn:
Früher gab es - genau aus diesem Grund - sehr viele verbeamtete Lokführer (und weiteres Bahnpersonal);
2.) Jahrzehntelanges Kaputtsparen:
Ich wiederhole hier nicht wer in den zurückliegenden Dekaden das als Minister (politisch) zu vertreten hat.
Sehr geehrter Herr Jungbauer, nehmen Sie (auch auf die Redaktion bezogen) freiwillig einen Teil der deutlich überspizten Formulierung des Titels zurück?
Er verleitet einige hier Tiraden auf Herrn Weselsky abzusetzen und damit zu einem Feindbild aufzubauschen, ihm die Rolle des Schuldigen alleine zuzuweisen für den Gesamtzustand der Bahn. Ich halte das für zutiefst unredlich.
Die Bauern sind aus rein egoistischen Motiven auf der Straße. Die wollen mehr Geld FÜR SICH, sonst nichts.
Mit diesem Motiv hätte ich persönlich nicht mal ein Problem. Wir alle wollen gerne mehr Geld.
Aber hören Sie bitte auf, hier die Story vom edlem Landmann zu erzählen, der selbstlos für Gerechtigkeit für alle kämpft. Das ist Bullshit! Und das wissen Sie auch.
Machen Sie sich ehrlich, dann hören die Diskussionen auf!
Wofür streikt die GDL? Nehmen Sie die Formulierungen der letzten Streiks: identisch mit Verbesserung der Arbeitsbedingungen und viiieel mehr Geld!
Ich war so naiv zu denken, dass die GDL das bei den letzten Streiks alles erreicht hatte!
Aber nein! Man macht die Rechnung ohne den Wirt Weselsky!
Wie ein "Krimineller" greift er dem Unternehmen in die Tasche, füllt seine Taschen und sein Ego! Es ist ihm egal was die Gesellschaft macht, denkt! Egal ob er das Unternehmen an die Wand fährt! Wer gleicht das Defizit aus? WIR alle!
Ein Landwirt mit Vieh arbeitet 24/7. er will keine Verbesserte Arbeitsbedingungen! Nur verlässliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen!
Bestenfalls FfF protestiert - wohl nicht für einen freien Schultag - sondern für alle das die Regierung mehr gegen den Klimawandel und mehr für die Bildung tut.
https://www.mainpost.de/ueberregional/wirtschaft/aktuell/frage-der-woche-was-verdient-eigentlich-ein-lokfuehrer-art-11356299
Und jetzt sollte jeder der hier hetzt sich überlegen ob er diesen Job für das Geld machen würde!! Wahrscheinlich haben die meisten Hetzer hier ein wesentlich höheres Jahreseinkommen als ein Lokführer. Nunja der Deutsche halt …..
Hoffen wir mal, dass als nächster Bundesverkehrsminister nicht wieder ein Bremser von der CSU kommt, dann könnte das tatsächlich was werden.
Dann wäre dieses Problem und auch der Mangel an Lokführern gleich ein für alle mal gelöst. In Nürnberg in der U-Bahn fährt schon seit 15 Jahren 2 Linien ohne Fahrer. Übrigens eingeführt unter SPD-Oberbürgermeister Maly (2002 bis 2020). Die sind deutlich pünktlicher als ihre menschlich gelenkten Kollegen.
https://www.agrarheute.com/technik/traktoren/normaler-traktor-feldroboter-vision-bereits-moeglich-612021
Ich meine nicht im Test?
Autonome Feldrobotor, nicht ungeduldig werden.
https://www.agrarheute.com/technik/ackerbautechnik/autonomie-erobert-landtechnik-claas-kubota-fendt-entwickeln-614767
"Die Aussteller auf der Agritechnica 2023 zeigten: An uns scheitert’s nicht! Autonome Technik war beinahe in allen Messe-Hallen vorhanden. Gesetzliche Grundlagen sind es aber (noch) nicht, jedenfalls nicht in Europa."
Er bekomt weiterhin seine 6800.-€ im Monat, seine GDL-Getreuen bekommen 75 -100 € Sreikgeld am Tag.