
Lieber Herr Stahl,
zu Beginn möchte ich mich bei Ihnen erst einmal entschuldigen, dass Sie so lange auf meine Antwort auf Ihren "journalistischen Brief" warten mussten. Ich war die letzten Wochen mit meiner Klausurenphase beschäftigt; ironischerweise auch mit meiner Mathe-Klausur.
Außerdem möchte ich mich bei Ihnen bedanken, denn ich behaupte, dass nicht viele 17-Jährige in einer populären Zeitung in eine Reihe mit dem ehemaligen Parteichef der SPD, dem ehemaligen Chef der Deutschen Bank und dem Papst gestellt werden. Ungeachtet davon, dass ich mich von den Handlungen bzw. Aussagen dieser Personen ausdrücklich distanziere. Als Person des öffentlichen Lebens betitelt zu werden, ehrt mich jedoch offen gestanden schon ein wenig.
- "Beim Mathe-Abi haben sich die Schüler verrechnet", fand unser Autor in seinem Samstagsbrief.
Nun aber zum Inhalt, lieber Herr Stahl, denn hier stellen Sie den zu Grunde liegenden Sachverhalt insgesamt falsch dar. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, in meiner Funktion als Landesschülersprecher auch nur ein einziges Mal die Forderung der Petition, also die Anpassung des Notenschlüssels beim diesjährigen Matheabitur, öffentlich unterstützt bzw. übernommen zu haben. Auch in meinem offenen Brief an Herrn Kultusminister Piazolo fordern wir als gesetzlich legitimierte Vertretung aller 1,6 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern lediglich eine nachträgliche Überprüfung der Abituraufgaben.

In unserem Selbstverständnis als Schülervertreter sehen wir uns als Sprachrohr der bayerischen Schülerinnen und Schüler, indem wir ihre Anliegen ernst nehmen und sie an die zuständigen Stellen, in diesem Fall das Kultusministerium, weitertragen. Wir machen also von dem uns in Art. 62a des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen gegebenen Anhörungsrecht Gebrauch. Meiner Meinung nach zeichnet gerade dieses Selbstverständnis eine gute Schülervertretung aus: Die Bereitschaft, für Dinge und Interessen der zu vertretenden Schülerinnen und Schüler einzustehen, auch wenn es hierbei Kontroversen gibt.
Weiter muss ich leider auch feststellen, dass Sie während Ihrer Recherchen zu uns als Landesschülerrat wohl nicht ganz sauber gearbeitet haben. Jedoch gebe ich Ihnen genauso wenig Nachhilfe in Puncto Journalismus, wie ich Sie von Ihnen in Mathe haben wollte. Ich denke, hierbei sollten wir uns beide mal an Profis wenden ;-) Wir setzen uns sehr wohl für eine breite Masse an Themen ein. Sei es (ganz aktuell) der Klimaschutz, das Handyverbot an Bayerns Schulen, ein Bleiberecht für Auszubildende und SchülerInnen, die fortschreitende Digitalisierung und deren Einbindung in den Unterricht, die Stärkung der politischen Bildung an Bayerns Schulen und und und; eben für alle Themen, die Bayerns Schülerinnen und Schülern besonders am Herzen liegen.
Sie dürfen jedoch auch nicht vergessen, dass wir dies alles ehrenamtlich, also NICHT HAUPTBERUFLICH, neben der Schule in unserer FREIZEIT machen. Wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Verbänden KEINE bezahlten Mitarbeiter in unserer Geschäftsstelle und engagieren uns aus freien Stücken. Ich finde, dies sollten Sie im Hinterkopf behalten, bevor Sie das nächste Mal über uns und unsere Arbeit urteilen, beziehungsweise diese als "Jammern auf hohem Niveau" betiteln.
Alles in allem hoffe ich, Ihnen und Ihrem "journalistischen Brief" mit dieser Antwort gerecht geworden zu sein, auch wenn ich die Zeit, die ich in diese Antwort investiert habe, für wichtigere Themen als unser angebliches "Jammern auf hohem Niveau" hätte verwenden können. Ich würde mich freuen, wenn wir uns in näherer Zukunft einmal gemeinsam an einen Tisch setzen können, um über Bayerns Bildungspolitik und deren Zukunft zu diskutieren. Scheuen Sie sich nicht, mir einfach einen Brief zu schreiben.
In diesem Sinne, wir bauen auf Ihre Unterstützung!
Mit freundlichen Grüßen
Joshua Grasmüller, Landesschülersprecher der Gymnasien in Bayern
Daarüber wäre mal noch gesondert nachzudenken -im allgemeinen, nicht nur hier!
Aber wer das Monopol hat.........