
Die Welt kennt Sie als Benedikt XIV., den ersten deutschen Papst und ersten Ex-Papst. Lange vor der Papstwahl aber waren Sie schon berühmt: Sie galten als großer Denker, der, etwa als Präfekt der Glaubenskongregation, erzkonservativ, aber immer bewundernswert schlüssig zu argumentieren verstand. Umso trauriger, umso tragischer, dass Sie in Ihrem jüngsten Aufsatz jedwede Logik vermissen lassen.

Dieser Text kann nicht ignoriert werden
Man könnte mit Blick auf Ihr fortgeschrittenes Alter von fast 92 Jahren den Text, den Sie geschrieben haben, stillschweigend unter den Tisch fallen lassen. Bloß: Ihr Text "Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs", erschienen im "Klerusblatt", duldet kein Drüberwegsehen. Denn darin stellen Sie kirchlichen Kindesmissbrauch als quasi unvermeidliche Folge eines gesellschaftlichen Wandels dar! Statt dass Sie Ihre Funktion als Ex-Papst nutzen würden - wie es sich weltweit Katholiken von Ihnen erhoffen - , um sich im Namen der Kirche für fortgesetzten Kindesmissbrauch und für fortgesetzte Vertuschung von Kindesmissbrauch zu entschuldigen, entschuldigen Sie Ihre katholische Kirche.
Ihre These: Die sexuelle Revolution der 68er-Bewegung habe kirchlichen Kindesmissbrauch möglich gemacht. Bis dato gültige Maßstäbe in Fragen der Sexualität seien in dieser Zeit "vollkommen weggebrochen", was sich aufs Klima auch in Priesterseminaren ausgewirkt habe. Und wer sich nun irritiert fragt, was eine freie Liebe mit Kindesmissbrauch zu tun haben könnte, dem erklären Sie: "Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde."
Das Gedankengebäude wackelt: Die Prämisse ist dünn wie ein Arme-Sünderhemd
Das ist tatsächlich die Prämisse, auf der Sie Ihr ganzes Gedankengebäude aufbauen; bloß: Ihre Prämisse ist dünn wie das Hemd eines armen Sünderleins. Die 68er Jahre stehen in der Wahrnehmung der Europäer fürs Infragestellen verkrusteter Strukturen und Moralvorstellungen; gewiss. Sie bedeuten - als Folge der Pille - die Möglichkeit von Sex ohne Ehe, Sex ohne Liebe, Sex unter Gleichgeschlechtlichen, Sex mit mehreren Partnern. Bei all diesen Spielarten der körperlichen Liebe geht es aber um einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen.
Dass in dieser Zeit Kinder erstmals als sexuelle Wesen wahrgenommen wurden und die Möglichkeit von Sex mit Kindern – in damals auch schon als fragwürdig betrachteten Publikationen - theoretisch erörtert wurde, mag historisch korrekt sein. Aber Sie tun grade so, als wäre dann, wenn man einem Kind Sexualität zugesteht, Kindesmissbrauch der naheliegende nächste Schritt. Und diesen Denkschritt erlaubt die Logik nicht! Nicht die Logik, nicht die Moral, nicht das Gesetz. Verzeihen Sie mir diese Direktheit – aber der Gedankensprung von der Wahrnehmung eines Kindes als sexuelles Wesen hin zu Missbrauch verrät mehr über das Weltbild des Denkers als über die damalige Gesellschaft. Und wenn wir beim logischen Schließen sind: Haben Sie daran gedacht, dass dann, wenn, nach Ihrem Dafürhalten, die 68er Revolution Sex mit Kindern wirklich enttabuisiert haben sollte, Pädophilie zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen hätte werden müssen?
Rein von der Logik her hält das Bild vom verführten Priester keine Zehntelsekunde
Durchgehend liest sich Ihr Text im "Klerusblatt" so, als wären missbrauchende Priester nicht Täter, sondern Opfer - hilflose Opfer eines gesellschaftlichen Wandels. Aber schon rein von der Logik her hält doch das Bild vom verführten Priester keine Zehntelsekunde: Wäre jeder gesellschaftliche Wandel so stark, dass Zeitgenossen ihm quasi blind folgen müssen, hätten doch, nur als Beispiel, Priesterseminare in den späten 30er Jahren durchweg Nazis beherbergen müssen und alle Priesterseminar der späten 70er und frühen 80er Jahre RAF-Sympathisanten. Und natürlich hätte in den 70er Jahren auch die Idee von der Gleichstellung der Frau alle Kirchenmänner erreichen müssen.

Ahnen Sie jetzt, wo Ihr unseliger Gedankengang vom gesellschaftlich verführbaren Kleriker in letzter Konsequenz hinführt, wenn man ihn weiterspänne? Er würde damit enden, dass wir alle, so wie wir hier auf Erden wandeln, angesichts der bösen, bösen gesellschaftlichen Entwicklungen nichts anderes tun können als arme, hilflose, verführte und damit entschuldbare Opfer unseren diversen Begierden nachzugeben.
Damit sprechen Sie nicht nur Ihren katholischen Priestern, sondern allen Menschen einen freien Willen ab. Muss ich hinzufügen, dass dann, wenn dieser Schluss gezogen würde, alle Religionen, die gute Menschen belohnen und Böse bestrafen, ihren Daseinszweck verloren hätten?
Höflichst, Gisela Rauch
Was ist der Samstagsbrief?
Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir vom Adressaten Post zurück. Die Antwort und den Gegenbrief, den Briefwechsel also, finden Sie dann auf jeden Fall bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet die Antwort desjenigen, der den "Samstagsbrief" zugestellt bekommt, ja auch Anlass für weitere Berichterstattung – an jedem Tag der Woche.
Aber, dass die Main-Post den Brief dieser Redakteurin abdruckt ist höchst bedenklich. Sie, die Main-Post, stellt damit alle Gläubigen unkommentiert in eine Ecke, was man an den Kommentaren ganz klar erkennt und der normale Menschen kann nicht trennen von einem Pädophilen und der Religion.
Pädophilie gab es schon immer in allen Lebensbereichen. Jüngst in Würzburg, sind jetzt alle Erzieher und alle Erziehungeinrichtungen ebenso mit einem Samstagsbrief an den Pranger zu stellen.
Was ist mit dem Parteiprogramm der GRÜNEN, in dem der freie SEX mit Kindern gestanden hat. Sind jetzt alle GRÜNEN und deren Wähler auf einmal Pädophil?
Warum liebe Main-Post, zeigen Sie ganz offensichtlich Skrupel bei der Berichterstattung der Pädophilenszene in Würzburg und andere Szenen, siehe GRÜNEN-Programm, sprechen sie nicht einmal an?
Gruß
Die Mainpost hat gut getan diesen Brief zu veröffentlichen.
Das hat nichts und auch gar nicht mit dem Skandal der letzten Wochen zu tun.
Es ist einfach nur eine Antwort auf eine unerträgliche Äußerung des früheren Papstes, der von einem kollektiven Versagen der Kirchenführung in seiner Zeit der Verantwortung ablenken und die Zeitläufe für dieses Vertuschen und Täuschen verantwortlich machen will.
Diese alte Organisation der RKK kann aber nicht einem Zeitgeist von vor 50 Jahren die Schuld dafür geben, dass sich Menschen über Jahrzehnte und Jahrhunderte in einem falschen Verständnis von Körperlichkeit unterordnen müssten und es eigentlich nicht konnten und daher ihren Trieb an den schwächsten möglichen Opfern auslebten.
Mit Kirchenfreundlichkeit hat diese Kritik am Artikel des Hr. Ratzinger nichts zu tun. Es ist die Stellungnahme zu einer Äußerung eines alten Mannes, der nicht unfehlbar ist aber auf Grund seiner früheren Stellung eine moralisch Autorität war.
Und ich lieber Lebenhan1965 bringe nur zum Ausdruck, dass es nicht richtig ist alle Gläubigen mit in diese Geschichte hineinzuziehen.
In jedem Beruf findet man Pädophile und da wird nicht die Firma angezeigt, sonder derjenige, der das Verbrechen begeht.
Darüber sollte die Main-Post und Sie mal nachdenken.
Ich bin mir sicher, die Osterfeiertage nehmen Sie auch in Anspruch.
Gruß
Die Anzeige der Verbrecher hat doch diese Organisation auch unter der Verantwortung von Ratzinger und Müller verhindert.
Und jetzt die 68 er verantwortlich machen, geht's noch?
Lieber weimichael, was meinen Sie genau?
Wer, wie es die Main-Post scheinbar ganz offensichtlich getan hat, den Beitrag vom emeritierten Papst Benedikt XVI. nur oberflächlich liest, wenn die Main-Post ihn überhaupt gelesen hat, der überliest natürlich, dass Benedikt XVI. in Teil I. seiner Abwandlung nur die damalige Entwicklung aufgezeigt hat. Als Jugendlicher habe ich die 68 Bewegung miterlebt und ich kann die Worte von Benedikt XVI. bestätigen.
Mit keinem Wort hat er Priester entschuldigt.
Ich zitiere:
„Es ist sehr wichtig, den Lügen und Halbwahrheiten des Teufels die ganze Wahrheit entgegenzustellen: Ja, es gibt Sünde in der Kirche und Böses. Aber es gibt auch heute die heilige Kirche, die unzerstörbar ist. Es gibt auch heute viele demütig glaubende, leidende und liebende Menschen, in denen der wirkliche Gott, der liebende Gott sich uns zeigt. Gott hat auch heute seine Zeugen ("martyres") in der Welt. Wir müssen nur wach sein, um sie zu sehen und zu hören.„
Gruß
ist auch, dass der einzige positive Kommentar zu dieser Äußerung Ratzingers von Gerhard Ludwig Müller (ex-Bischof von Regensburg und ehemaliger oberster Chef der Vertuschungsbehörde im Vatikan) kommt, dem Kompagnon beim Leugnen von Kindesmissbrauch und bei der Schonung der Täter.
Das eigentliche Problem liegt jedoch nicht bei diesen guten (?) Hirten, sondern bei den ungezählten Schafen und dem Schweigen der Lämmer.
Der Kommentar, den ein ehemaliger Papst verfaßt hat, ist ein Vertrauensentzug und zwar bei allen Mitarbeitern, nicht bloß den gesalbten, der katholischen Kirche.
Es hat sich wieder zum tausendsten Mal für mich bestätigt, daß es vor mehr als zehn Jahren genau richtig war, so einem „Verein“ nicht mehr anzugehören.
Nach stundenlangem Aufregen bin ich noch mehr der Überzeugung, daß man eine Missionierung zum Austritt vorantreiben sollte.
Ich finde auch, daß der amtierende Papst dem Geschreibsel des alten energisch widersprechen sollte. Aber....
Übrigens: Ein Schelm, der jetzt Böses dabei denkt.
Hier erwarte ich deutliche Worte der Ortskirche.
Diese deutlichen Worte des örtlichen Bischofs erwarten Sie wohl vergeblich.........