Die Nachricht kam am Freitagmorgen per Pressemitteilung aus dem Sommerhäuser Rathaus: Die Pläne für den Einzug des Theaters Sommerhaus in ein Anwesen in der Rathausgasse haben sich zerschlagen. Damit ist der Verbleib des beliebten Theaters im Ort ungewiss, zumal das historische Gebäude nach langer Suche als letzte Möglichkeit übrig geblieben war. Der Einzug scheiterte vor allem aus Kostengründen.
Für Bürgermeister Fritz Steinmann ist diese Entwicklung ein harter Schlag. Seine Gemeinde zieht viel Wertschöpfung aus dem Tourismus, und für den wiederum sind die beiden Theater, das „Sommerhaus“ und das Torturmtheater, wichtige Zugpferde. „Beide Theater zusammen bedeuten im Ort eine hohe Besucheranzahl, die letztlich die gesamte Wirtschaft und Struktur der Winzergemeinde stärken.“ So heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Gemeinde, des Theaters Sommerhaus und der Familie Stefan Steinmann, der das Anwesen in der Rathausgasse gehört.
Eine Herausforderung für die Gemeinde
Fritz Steinmann sieht mit der Notwendigkeit, den drohenden Verlust des Theaters zu kompensieren, eine große Aufgabe auf die Gemeinde zukommen. Dass das Gewölbe in der Rathausgasse nicht die neue Heimat des Theaters werden wird, musste er trotz aller fruchtlosen Bemühungen akzeptieren. „Wir haben uns reingekniet und die Baugenehmigung erreicht, mehr können wir nicht machen“, sagt der Bürgermeister.
„Die letzten zwei Jahre waren sehr zermürbend“, äußerte sich Theaterchefin Brigitte Obermeier gegenüber der Redaktion. Denn die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für das Theater Sommerhaus zieht sich mittlerweile seit Anfang 2015 hin. Damals musste Brigitte Obermeier aus dem Gewölbekeller in der Katharinengasse ausziehen, wo ihr Theater seit 2003 beheimatet gewesen war. Der Grund: Ihr Untermietvertrag war hinfällig geworden, und zwar früher als erwartet. Sogleich begann die Suche nach einem geeigneten Domizil in Sommerhausen.
Die Suche nach einem Standort zog sich in die Länge
Doch die erwies sich als schwierig. Da die Theaterchefin gerne wieder einen historischen Raum gehabt hätte, am besten ein Gewölbe wie zuvor, waren baurechtliche Vorgaben zu beachten. Aber vor allem die Brandschutzvorgaben wären in den verschiedenen ins Auge gefassten Objekten im Altort, so auch in der Kelterhalle im Schloss, nicht einzuhalten gewesen. Auch bei dem zuletzt realistisch erscheinenden Gewölbe in der Rathausgasse wäre die Baugenehmigung um ein Haar am Brandschutz gescheitert.
Brigitte Obermeier konnte in der Zwischenzeit auf den Bürgersaal im Rathaus ausweichen, wo seitdem viele der Theatervorstellungen stattfinden. Von Seiten der Sommerhäuser erfuhr sie große Unterstützung. Der Gemeinderat verfasste eine Petition an die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib und Manfred Ländner, der Bürgerverein sammelte Unterschriften für den Erhalt des Theaters im Ort und speziell am geplanten Standort in der Rathausgasse.
Unerwartete Kostensteigerungen führten zum Aus
Als das Landratsamt im Sommer 2016 die Nutzungsänderung genehmigte, schien der Umzug nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Einige bauliche Veränderungen, unter anderem der Einbau von Toiletten und Heizung, waren noch erforderlich. Doch zu dem Umbau wird es unter anderem aus finanziellen Gründen nun nicht kommen. Denn ob sie angesichts der hohen Investitionskosten bei einem zehnjährigen Mietvertrag genügend Geld hätte erwirtschaften können, schien Brigitte Obermeier zu unsicher.
„Mit dieser Kostenerhöhung ist es für Frau Obermeier trotz der Kulturförderung der Marktgemeinde nicht mehr möglich, den Theaterbetrieb langfristig und wirtschaftlich zu betreiben“, heißt es in der Presseerklärung aus dem Rathaus. Zumal auch die derzeitige gute Konjunktur unter den Handwerksunternehmen den Kostendruck des Projekts zuspitze. Zudem werden baurechtliche Anforderungen, die vorher in diesem Umfang nicht erkennbar gewesen seien, als Gründe für das Scheitern des Vorhabens genannt.
Die Suche hat Brigitte Obermeier viel Nerven gekostet
„Es tut mir selber furchtbar weh“, sagt die Theaterchefin zu den zerschlagenen Plänen. All die Verhandlungen und Planungen, das Bemühen um Genehmigungen, das hat Brigitte Obermeier viel Nerven gekostet. Was ihr die ganze Zeit über Kraft gegeben hat, war die gewaltige Unterstützung aus dem Ort und durch ihr Publikum. „Ich möchte allen ein ganz dickes, fettes Dankeschön sagen.“
Wie es mit ihrem Theater weitergehen wir, ob in Sommerhausen oder einem anderen Ort, kann Brigitte Obermeier derzeit noch nicht sagen. Das Gerücht, das Bürgerbräugelände in Würzburg sei als neuer Standort im Gespräch, ist für die Theaterchefin jedenfalls neu. „Da wissen Sie mehr als ich“, kommentierte sie diese Frage. Bis ein neues Domizil gefunden ist, hat sie verschiedene Ausweichmöglichkeiten.
Mehrere Ausweichquartiere stehen zur Verfügung
Neben dem Bürgersaal im Sommerhäuser Rathaus sind dies das Theater am Neunerplatz, das Bürgerhaus in Winterhausen, die alte Feuerwehr in Gerbrunn sowie im Herbst der Kartoffelkeller in Giebelstadt. Von einer Spielstätte zur nächsten ziehen zu müssen – das wäre sicher für so manche Schauspieltruppe anstrengend. Brigitte Obermeier aber sieht diesen Umstand locker. Sie ist das unstete Leben gewohnt. „Vor meiner Zeit im Theater Sommerhaus habe ich das elf Jahre lang gemacht“, erzählt sie. „Da sind wir durch den ganzen deutschsprachigen Raum getingelt.“
Eine Konstante im Spielbetrieb wird es jedenfalls weiterhin geben: Die Kinderfestspiele auf der Geyer-Bühne in Giebelstadt, für die Brigitte Obermeier schon wieder die eine oder andere Neuerung versprochen hat.