Das Hackebeilchen kommt in die Findus-Kiste. Die Lufthansa-Sitze . . . „Nein, die heben wir auf. Vielleicht spielen wir ja noch mal Beatles“, brüllt Brigitte Obermeier gegen die Bohrmaschine an. Ihre Stimme ist stark. Ihre Stimmung fröhlich. Jetzt, wo alles abgebaut wird, der letzte Vorhang an Dreikönig gefallen ist, freut sich die Theaterchefin auf einen Neuanfang. Dabei waren die letzten Tage alles andere als einfach.
Die Kultrevue „Abba Hallo!“ stand auf dem Spielplan am 6. Januar. Für 20 Uhr war die letzte Vorstellung angesetzt. Das Stück war ausverkauft, wie auch schon in den Tagen zuvor. Dann, die letzte Szene, ein letztes Lächeln ins Publikum. Schlussapplaus. Brigitte Obermeier, ihre Tochter Mascha und Luise Weber verbeugen sich. Die Zuschauer hält es nicht auf ihren Plätzen. „Wie eine La-Ola-Welle sind alle aufgesprungen“, erinnert sie sich. „Da hätt's mich fast geschmissen.“
Elfeinhalb Jahre hatte die Schauspielerin Brigitte Obermeier den kleinen Gewölbekeller unter der Weinstube am Torturm in der Katharinengasse als Untermieterin gepachtet. Noch bis Oktober 2015 sollte ihr Vertrag laufen. Doch dann teilte ihr der Eigentümer der Immobilie mit, dass Obermeiers Vertrag mit dem Pächter der Weinstube für ihn nicht bindend sei. Bis zum 1. Februar soll sie mit ihrem Theater ausziehen.
„Da ging mir schon die Muffe“, erzählt Brigitte Obermeier. „Ich habe ja auch Verantwortung für meine Mitarbeiter und Schauspieler. Natürlich denke ich auch an sie.“ Existenzängste kommen hoch. Vor allem in den Augenblicken als sie nicht auf der Bühne stand, sich nicht auf ihren Gesang, auf Text und Mimik konzentrieren musste, sondern unbeteiligt auf einem Stuhl in der hinteren Reihe des Theaters saß, sind ihr diese Gedanken gekommen. „Vorher kam ich nicht zum Traurigsein.“
„Natürlich habe ich auch Schiss vor einem Neuanfang“, gibt sie zu. Angst davor, wie sie wohl werden wird, ihre Zukunft und die des Theaters. „Es muss wieder ein schöner Raum sein. Ein Keller, wie dieser hier“, hofft sie auf die neuen Räumlichkeiten. Doch unter Dach und Fach ist noch nichts. In Sommerhausen gäbe es eine Möglichkeit im Altort – einen Raum mit „kuscheliger Atmosphäre, ein Traum“, schwärmt sie. Doch mehr darf, mehr will sie nicht sagen. Noch nicht. Nach und nach wird es leerer im Theater. Die Seitenwände werden abgebaut, die Leiste für den Bühnenvorhang fällt. Brigitte Obermeier erinnert sich an die Anfänge ihres Lebenstraums. „In der ersten Zeit zählte ich noch die Wochen. Ich kam mir vor wie ein Kind an Weihnachten, so sehr habe ich mich gefreut.“ Mit einem eigenen Theater hatte sich der Lebenstraum der Schauspielerin, die nach ihrem kurzen Engagement bei den Röttinger Festspielen die Kinderfestspiele Giebelstadt aufgebaut hatte, erfüllt. „Ich hatte immer das Gefühl, das ist der richtige Platz“, sagt sie und ist sich sicher, dass sie irgendwo wieder so einen Platz findet.
„Ein Kämpfer gibt nicht so schnell auf“, sagt sie über sich selbst und erzählt von vielen Angeboten, die sie bekommen hat. Gemeinden hätten angerufen und ihr Räume angeboten, Zuschauer meldeten sich. „Die Resonanz war irre“, freut sich Brigitte Obermeier und bedankt sich dafür herzlich. Wie es weitergeht, will sie jetzt noch nicht entscheiden. „Erst einmal brauche ich eine Pause, um durchzuatmen“, sagt sie. Und dann möchte sie natürlich abwarten, was sich noch aus der Möglichkeit im Sommerhäuser Altort ergibt.
Und aller Tage Abend ist noch lange nicht. Bis zu einem Neuanfang kann das Theater in einem im dann renovierten Rathaus in Sommerhausen unterkommen. Im März wollen die Theaterleute einziehen. Die ersten Vorstellungen sind für den April geplant.
„Und was wird eigentlich mit Deinem Klavier“, fragt dann noch Lebensgefährte Hannes Hirth. „Das verschenke ich“, antwortet Brigitte Obermeier. Sie meint es ernst, obwohl es ihr nicht leicht fällt. Das gute Stück hat sie aus dem Nationaltheater in München mitgenommen. Es ist in die Jahre gekommen, tut es aber noch, wenn die eine oder andere Klaviersaite neu gezogen wird. „Vielleicht findet sich ja auch eine Organisation oder eine Gruppe, die das Instrument gut gebrauchen kann“, hofft die Theaterchefin.
ONLINE-TIPP
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