„Stairway to heaven“ A-cappella? Das geht doch nicht. Der Klassiker von Led Zeppelin mit Gänsehaut-Gitarren-Solo. Tja, Onair aus Berlin zeigen, dass es geht. Lassen das altehrwürdige ZF Kesselhaus zum Auftakt des 19. Nachsommers erbeben vor begeistertem Applaus. Mit wunderbarer Melodieführung, kraftvoller Stimme und genau dem richtigen Tempo singt Sopranistin Marta Helmin die erste Strophe und dann der Knaller: Gitarrensolo, alles nur mit der Stimme erzeugt.
Auch wenn man jetzt als Laie nicht unbedingt darauf gekommen wäre, zum Nachsommer-Auftakt Onair zu nehmen, Clemens Lukas, der Nachsommer-Chef, hatte genau das richtige Näschen, die 2013 gegründete Gruppe mit Patrick Oliver (Beatbox), Kristofer Benn (Bass), André Bachmann (Tenor), Jennifer Kothe (Sopran) und Marta Helmin (Sopran) nach Schweinfurt zu holen. Für die Hauptstädter war es übrigens Vorpremiere für ihre neue CD „Vocal Legend“ und für die Schweinfurter ein A-cappella-Konzert, das sie so noch nicht erlebt haben dürften, aber in Erinnerung behalten.
So war der Auftritt des Swing Dance Orchestras
Das Kraftwerk der Musik
Auch wenn der Vergleich ein wenig abgedroschen ist, er muss sein: Das Kesselhaus war früher das Kraftwerk der Fabrik und heute hat es das Potenzial, das neue Kraftwerk des Nachsommers zu werden. Der Auftakt war zumindest musikalisch entsprechend energiegeladen. In diesem Jahr ist das Nachsommer-Festival bekanntlich aus den SKF-Hallen 410/411 ein paar Meter weiter zu ZF Friedrichshafen gezogen, ins besagte alte Kesselhaus.
Das ist der Bau mit dem großen markanten Schornstein, 1917 erbaut, mittlerweile das älteste Gebäude im Werk. So behütet dürften Besucher selten zu einem Konzert geleitet werden, ist man doch mitten in der produzierenden Fabrik und wird entlang von Absperrgittern und freundlichen Aufsichten zum Konzert gelotst.
Onair singen moderne Pop- und Rocksongs – und zwar, ein echter Segen, nicht in dem sie versuchen eine der vielen Cover-Bands zu sein. Sondern mit eigenen Arrangements, mit dem Fokus auf den eigenen Stimmen. Sie erzeugen ihr eigenes Klangbild, ihre eigenen Versionen, in denen man die Originale wiederfindet, aber nicht vermisst, weil das Neue einfach gut ist. Depeche Mode's wunderbares Liebeslied „Enjoy the silence“ zum Beispiel, in blaues Licht getaucht bildet die Gruppe einen vielstimmigen Klangteppich, wie ihn die Briten nicht besser hinbekommen hätten.
Grönemeyer quietscht nicht mehr
Und mal ehrlich, bei allem Respekt für Herbert Grönemeyer, den Song „Der Weg“ zu verstehen, weil er von Kristoffer Benn deutlich artikuliert wird, hat schon auch mal was. Whitney Houston, Adele, Michael Jackson, Sinead O'Connor, Stevie Wonder und auch Linkin Park – der Titel „Vocal Legends“ für Konzerttour und neue CD könnte nicht besser sein. Onair sind ihnen ziemlich nahe.
Weitere Termine des Nachsommers: 14. September: „Alte Bekannte“ 15. September: „Piano Battle“ 21. September: „Jazzrausch Bigband“ 22. September: „Erdmöbel“ 23. September: „Michael Wollny Trio“ im ZF-Kesselhaus (ausverkauft) sowie Matinée in der Kunsthalle mit Café del Mundo (ausverkauft). 28. September: „Terem Quartet“ 29. September: „London Brass“. Karten gibt es in Schweinfurt beim Schweinfurter Tagblatt, Schultesstraße 19a, sowie in Würzburg bei der Main-Post, Plattnerstraße 14. Außerdem bei der Main-Ticket-Hotline unter Tel. (09 31) 60 01 60 00 (Ortstarif) oder per Mail an info@mainticket.de sowie im Internet unter www.nachsommer.de