Bunte Leuchtreklamen und Lichterketten schmücken die Großzelte, während wummernde Bässe aus den Musikanlagen der zahlreichen Zeltstädte auf dem Zeltplatz des Taubertal-Festivals für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Zwischen mitgebrachten Bierzapfwägen, ausgemusterten Bundeswehr-Trucks und ehemaligen Schulbussen spielen die Camperinnen und Camper Trinkspiele, singen zu ihren Lieblingsliedern oder liegen sich bei prallem Sonnenschein in den Armen.
Die Kulisse auf dem oberen Zeltplatz des Taubertal-Festivals in Rothenburg ob der Tauber ist weit über die Besucherinnen und Besucher des Festivals hinaus berüchtigt. Fünf Tage lang verwandelt sich eine Fläche von rund 20 Hektar Acker vor den Stadtmauern Rothenburgs in eine Partywiese aus bunten Zeltstädten und kreativen Eigenbauten. Über 14.000 Menschen sind laut den Veranstalterinnen und Veranstaltern dieses Jahr wieder auf das Festival an der Tauber gekommen, rund 90 Prozent von ihnen campen auf einem der beiden Zeltplätze.
Doch etwas trübte die Stimmung in Teilen der Community im Vorfeld. Um der andauernden Umweltverschmutzung und dem Durcheinander auf dem oberen Zeltplatz entgegenzuwirken, haben die Veranstalter heuer strengere Regeln für die Camperinnen und Camper erlassen. So sind Dieselaggregate zur Stromerzeugung in den Camps ab jetzt verboten und große Zeltgruppen müssen nach ihrer Anmeldung eine Müllkaution hinterlegen.
In den Sozialen Medien fürchteten einige der Besucherinnen und Besucher deshalb unter anderem um den freien Geist des Festivals und beschwerten sich über die schärferen Einschränkungen. Die Organisatorinnen und Organisatoren versprachen sich durch sie mehr Struktur und einen saubereren Ablauf des Festivals. Ein Rundgang am Samstagnachmittag zeigt: Trotz der verschärften Auflagen sind viele der bekannten Camps und Zeltstädte aus den letzten Jahren auch an diesem Wochenende wieder hier im vollen Umfang vertreten.
Unklarheiten beim Einlass auf den Festival-Zeltplatz
"Die Großcamps mussten sich in diesem Jahr anmelden und sind in einem extra Bereich auf dem Zeltplatz angesiedelt", erklärt Matthias Lutz, einer der Organisatoren der Zeltstadt Schrozberg. Lutz ist mit einer Gruppe von über 60 Leuten auf dem Festival zu Besuch. Neben einer Zapfanlage und einem Bauwagen mit Kühlschränken hat die Gruppe ein eigenes Programm mit verschiedenen Aktionen, wie Bieryoga, einer Musikaufführung oder dem Spanferkel-Grillen.
Mit vielen der Änderungen sei man gut klargekommen, meint Lutz im Gespräch mit dieser Redaktion. Wichtige Fahrzeuge habe man im Vorfeld anmelden und auf den Zeltplatz stellen können. Dennoch: "Die Anreise war kompliziert", resümiert Lutz. Seine Zeltgruppe ist, wie viele andere auch, schon Mittwochmorgen gegen 5:30 Uhr angereist. Beim Einlass sei man jedoch kurzfristig auf einen anderen Weg umgeleitet worden, so Lutz. "Das war schon etwas merkwürdig."
Auch für Selina Kaiser und ihre Zeltgruppe aus Bettenfeld habe es beim Einlass Unklarheiten gegeben. "Gefühlt eine Stunde vorher kam die Info vom Veranstalter, dass wir umgeleitet werden", sagt Kaiser. Zu dem Zeitpunkt seien sie und ihre Gruppe aber bereits mitten in der Schlange zum Zeltplatz gestanden. "Wir haben extra durchgemacht, um früher dort zu sein und waren durch die Umleitung doch wieder weiter hinten."
Festival: Längere Wartezeiten vor den Toiletten
Auch bei der Stromversorgung gab es in diesem Jahr ein neues Konzept. So sind Dieselaggregate aufgrund der Umweltverschmutzung verboten. Bei Selina Kaiser und ihrer Gruppe habe das jedoch gut funktioniert. "Wir hatten sonst immer ein oder zwei Aggregate dabei für unsere Kühlschränke und die Handyladestation. "Das ist jetzt günstiger und einfacher für uns." Einzig was die Entfernung zum nächsten Stromkasten betrifft, habe man ein längeres Kabel legen müssen, als vom Veranstalter angegeben wurde.
Was jedoch für spürbaren Frust bei manchen sorgt, ist die diesjährige Toilettensituation auf dem Festival. "Ich finde es frech, dass wir 12,50 Euro für eine Toilettenflatrate zahlen und dann auch noch 20 Minuten anstehen müssen", sagt Kaiser. Sie würde sich mehr Toilettenkabinen wünschen, damit mehr Menschen gleichzeitig auf Toilette gehen können. Kritik, die andere Besucherinnen ebenfalls teilen. Auch Viena Schall aus Amlishagen habe das Gefühl, ungewohnt lange an den sanitären Anlagen anstehen zu müssen, erklärt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Taubertal-Festival 2022: Nervenaufreibender Start für die Veranstalter
"Es war ziemlich nervenaufreibend und anstrengend nach zwei Jahren Pause, mit all den Problemen wie abbrechenden Lieferketten und Personalmangel ein Festival durchführen zu können", sagt Veranstalter Volker Hirsch. "Wir haben mit einem drittel weniger Personal aufgebaut als sonst, weil die Menschen nicht zur Verfügung standen."
Was die Toiletten betrifft, erklärt Hirsch, dass am Freitag eines der drei Versorgungsfahrzeuge der mobilen Toilettenkabinen ausgefallen sei und einzelne Toiletten vergessen wurden. Die Gesamtzahl der Toiletten sei jedoch genauso hoch wie die letzten Jahre, sagt Hirsch. "Es gibt eins zu eins die gleiche Anzahl an Toilettenschüsseln, Duschcamps und Chemietoiletten." Dennoch versuche man immer noch mehr Toiletten an den Start zu bekommen, so Hirsch.
Vorverkauf für das Taubertal-Festival 2023 startet ab dem 19. August
Was die Zukunft betrifft, möchten die Veranstalter an den neuen Regeln festhalten. "Das Konzept hat bis auf ein paar Kinderkrankheiten gut funktioniert und ist auch in der Zukunft der einzige Weg, den wir auf dem oberen Zeltplatz gehen können, um das Festival zukunftsfähig zu halten", sagt Hirsch. Der Vorverkauf für das nächste Jahr startet voraussichtlich am 19. August ab 18 Uhr. "Wir hoffen wir dürfen wieder, wir wollen wieder", so der Veranstalter.