Nach längerem Umbau hat der Richard-Wagner-Verband Würzburg-Unterfranken das neue "Margot Müller Forum" in der Münzstraße 10 eröffnet und gleichzeitig sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Die Namensgeberin ist längst eine Legende weit über Würzburg hinaus: Margot Müller (1921-2017), Geschäftsfrau, Mäzenin, vor allem aber glühende Verehrerin des Werks von Richard Wagner.
Margot Müller hatte den Verband 1982 gegründet. Mit über 3000 Mitgliedern war er lange Zeit der größte von 132 Verbänden weltweit. Mit 1200 Mitgliedern ist Würzburg heute – nach London – immer noch die Nummer zwei. Schon zu Lebzeiten hatten Margot Müller und ihr Lebensgefährte Herbert Hillmann ihr beträchtliches Vermögen der "Herbert Hillmann und Margot Müller Stiftung" vermacht, darunter die beiden Gebäude beidseits der Münzstraße, einst Sitz von Margot Müllers Autohaus und weiterhin Sitz des Wagner-Verbands.
Gemeinsam fördern Stiftung und Verband junge Künstlerinnen und Künstler, vergeben Preise und Stipendien oder bezuschussen Opernproduktionen am Mainfranken Theater. So 2019 etwa Wagners "Götterdämmerung" allein mit 180.000 Euro. Zu seinem runden Geburtstag (und in der Hoffnung, dass sie baldmöglichst im neuen Haus eingesetzt werden) hat der Verband dem Mainfranken Theater vier Wagnertuben geschenkt. Kostenpunkt: 25.000 Euro.
In den Stockwerken eins bis bis vier sind Wohnungen für Studierende entstanden
Die Wagnertuba ist ein spezielles Blechblasinstrument, das sich Wagner extra bauen ließ. Den charakteristisch dunklen Klang demonstrierten Generalmusikdirektor Enrico Calesso am Flügel und die Hornisten Wolfgang Bay, Jürgen Gräßler, Sten Erik Prée und Johannes Schmack unter anderem mit Auszügen aus "Meistersingern", "Rheingold" und "Götterdämmerung".
Überreicht wurden die Instrumente stilecht von den drei Rheintöchtern Akiho Tsujii, Silke Evers und Hiroe Ito in den Originalkostümen der "Rheingold"-Produktion, die im März 2020 kurz vor der Premiere der Pandemie zum Opfer fiel und nun in Kisten verpackt auf ihre Wiederauferstehung wartet.
Der mit 5000 Euro dotierte Margot Müller Preis ging diesmal an den Musikwissenschaftler Georg Högl, der in seiner Doktorarbeit (erschienen bei Königshausen & Neumann) untersucht hat, wie Carl Maria von Weber und Richard Wagner den Wald musikalisch dargestellt haben. "Eines der besten Bücher über Musik, die ich je gelesen habe", sagt Vorsitzender Thomas Kestler.
Das Gebäude Münzstraße 10 haben Stiftung und Verband für 2,5 Millionen Euro aufwändig saniert und umgebaut. Aus der ehemaligen Verkaufshalle ist ein Veranstaltungssaal für bis zu 99 Gäste geworden, außerdem gibt es einen Begegnungsbereich und ein Büro. In den Stockwerken eins bis bis vier sind Wohnungen entstanden. Ausdrückliche Zielgruppe: Studierende.
Nun ist der Verband für seine Veranstaltungen nicht mehr auf andere angewiesen
Im "Margot Müller Forum" sollen Einführungen, Konzerte, Liederabende, Vorträge und Diskussionen stattfinden. Bislang musste man dafür immer in der Musikhochschule oder in der Residenz um Räume anfragen. Der Verband hat im Laufe der Jahrzehnte viele prominente Referenten verpflichtet, unter ihnen den Publizisten Joachim Kaiser oder Kurt Pahlen, den Papst der Operneinführung in Buchform.
Der Abend im neuen Forum wurde dank Festredner Bernd Gay auch zum Erinnerungsabend für Margot Müller, die berühmt war für ihre Durchsetzungskraft. So ging das Bonmot, dass niemand, der ihr Autohaus betrat, ohne Mitgliedschaft im Verband wieder herauskam. Und als sie nach einer Opernpause in Bayreuth einmal etwas spät dran war und gedrängt wurde, den Saal wieder zu betreten, sagte sie: "Ohne mich fangen die nicht an."