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Maßbach
"Kontaktversuche": Was beim Theater Schloss Maßbach in der neuen Saison auf dem Programm steht
Das neue Spielzeitmotto reagiert auf einen gesellschaftlichen Trend: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Für heitere Stücke ist dabei dennoch reichlich Platz.
Theaterleiterin Anne Maar und Dramaturg Sebastian Worch in der Kulisse für 'Tom auf dem Lande', das am 29. September die Saison eröffnen wird.
Foto: Mathias Wiedemann | Theaterleiterin Anne Maar und Dramaturg Sebastian Worch in der Kulisse für "Tom auf dem Lande", das am 29. September die Saison eröffnen wird.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 04.11.2023 02:52 Uhr

Der Corona-Einbruch scheint überwunden: In der vergangenen Saison hat das Theater Schloss Maßbach fast wieder die Zahlen von vor der Pandemie erreicht. 22.123 Gäste besuchten 93 Vorstellungen auf der Freilichtbühne, was eine Auslastung von 76 Prozent bedeutet. 2019, in der letzten Saison vor Corona, waren es 24.528 gewesen. Im Intimen Theater, also in der Winterspielzeit 2022/23, sahen 5170 Gäste 72 Vorstellungen (Auslastung 83 Prozent) gegenüber 6170 Gästen in 79 Vorstellungen 2018/19 (Auslastung 89 Prozent). 

Start mit anspruchsvollstem Stück

Ein altbekannter Trend hat sich in den letzten Jahren verstärkt, sagt Theaterleiterin Anne Maar: "Es gibt zwar ein spezielles Publikum für ernste Stücke, aber der Großteil zieht heitere Stoffe vor." Die kommende Spielzeit trägt dem Rechnung, steigt nichtsdestotrotz am 29. September mit dem anspruchsvollsten Stück ein: "Tom auf dem Lande". 

Das Stück des Kanadiers Michel Marc Bouchard steht für das neue Spielzeitmotto: "Kontaktversuche". "Seit Corona scheint es den Menschen immer schwerer zu fallen, andere Meinungen auszuhalten - wer nicht für mich ist, ist gegen mich", sagt Anne Maar. Die Schwierigkeit, aufeinander zuzugehen, findet sich in vielen Stücken wieder, aber komprimiert in "Tom auf dem Lande": Nach dem Tod seines Lebensgefährten reist Tom zu dessen Eltern und muss feststellen, dass diese nicht gewusst hatten, dass ihr Sohn homosexuell war...

Eine neue Übersetzung von "Der Sturm" und ein neues Stück mit dem Sams

"Der Sturm" (ab 19. Januar) gilt als eines der schwierigeren Shakespeare-Stücke. Für Maßbach hat Regisseur Christian Schidlowsky das Schauspiel neu übersetzt und eine verständliche und unterhaltsame Fassung geschaffen, verspricht Anne Maar. Im Drama um den Zauberer Prospero und seinen verfeindeten Bruder Antonio geht es um Liebe und Hass, Rache und Vergebung - wesentliche Regungen also, die Kontaktaufnahmen ermöglichen oder eben verhindern.

Unterfränkische Landesbühne auf dem Lande: das Theater Schloss Maßbach.
Foto: Hannes Maar | Unterfränkische Landesbühne auf dem Lande: das Theater Schloss Maßbach.

In "Furor" (ab 8. März) geraten die Kontaktaufnahmen zu Konfrontationen: Ein Politiker, der einen jungen Mann angefahren hatte, will sich bei dessen Mutter entschuldigen, doch dann funkt deren Neffe dazwischen, der dem Unfallverursacher in typischer Wutbürger-Manier nur niederste Motive unterstellt.

In die heitere Abteilung gehören Stücke wie "Ein Herz aus Schokolade" (ab 17. November), "Der letzte feurige Liebhaber" (ab 26. April) oder "Ganze Kerle" (auf der Freilichtbühne ab 14. Juni). Und natürlich die nächste Maßbacher Uraufführung: "Das Sams und die große Weihnachtssuche" von Paul Maar, pünktlich zum 50. Geburtstag des Sams, wird die größte Produktion der kommenden Spielzeit werden. "Es gibt ein großes Hin und Her zwischen den Welten von Sams, Minisams und Taschenbier", verspricht Anne Maar.

Die Bühne, die zu dem Menschen kommt: fünf Stücke für den Theater-Lkw

Eine größere Rolle soll künftig der Theater-Lkw spielen. Die Stücke richten sich an Kinder und Jugendliche, die fahrende Bühne mit 25 bis 30 Zuschauerplätzen kommt zu den Menschen, in der Regel in Schulen und Kindergärten. Fünf Stücke werden angeboten, darunter "Body of Work" der jungen Autorin Thalia Schöller, das sich mit der Vereinsamung infolge der digitalen Vernetzung befasst. Thalia Schöller, 21, gehöre zu einer neuen Generation von Kunstschaffenden, die angesichts der globalen Probleme sehr ungeduldig seien, sagt Anne Maar. "Sie haben Panik, dass sie nicht mehr alt genug werden, um künstlerisch tätig zu werden."

Noch nicht ganz ausgestanden ist das Thema Schimmel in der relativ neuen Kostümhalle. "Wir waschen immer noch", sagt Anne Maar. Im Fundus war vergangenes Jahr Schimmel festgestellt worden. 25.000 Kleidungsstücke und der Raum selbst mussten gewaschen oder - so nicht waschbar - gereinigt, Entfeuchter angeschafft werden. 55.000 Euro hat das Theater vor allem aus Spenden für die Schadensbegrenzung aufgebracht, 1300 Kostümteile konnten gereinigt werden, 6000 Teile allerdings mussten weggeschmissen werden. "Leder zum Beispiel kann man nicht reinigen, wir haben praktisch keine Gürtel mehr", sagt Anne Maar.

Alle weiteren Informationen auf der Homepage des Theaters: www.theater-massbach.de

 
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