
Die Tauberphilharmonie in Weikersheim (Main-Tauber-Kreis) ist nicht nur auf dem besten Weg, zum ersten klimaneutralen Konzerthaus der Republik zu werden, sondern hat sich inzwischen als Schauplatz hochklassiger Kultur abseits der Ballungsräume einen Namen gemacht. Mehr als ein Star hat nach seinem ersten Auftritt dort bekundet, unbedingt wiederkommen zu wollen, und das auch wahrgemacht. Eröffnung war am 13. Juli 2019, die Tauberphilharmonie startet also demnächst in ihre fünfte Saison. Anlass genug für ein Geburtstagsgespräch mit Intendant Johannes Mnich (39).
Johannes Mnich: Dass der größte Gewinn für die Tauberphilharmonie ist, dass es keinen Kanon, keine Vorgaben gab. Wir haben bei Null begonnen, und so konnten und mussten wir uns immer wieder auf neue Situationen einstellen. Corona, Ukraine-Krieg oder Inflation konnten uns deshalb nicht in unseren Grundfesten erschüttern.

Mnich: Es war mein Wunsch - und den habe ich auch noch nicht ganz aufgegeben -, immer wieder mal ein Wochenende oder mehrere Tage vertiefend zu einem bestimmten Schwerpunkt zu machen. Eine Art Minifestival sozusagen. Das hat aber leider nicht funktioniert. Ein Konzert war immer rappelvoll, aber mindestens eine der anderen Veranstaltungen ist gefloppt. Das liegt sicher auch daran, dass wir in Weikersheim noch nicht die Hotelkapazitäten haben, um den Ort auch als Kulturort für Reisende zu etablieren.
Mnich: Wir werden jetzt versuchen, das über einen längeren Zeitraum zu strecken. Und dann eben alle paar Wochen zu einem bestimmten Thema etwas anbieten. Es treibt mich einfach um, wie ich Menschen an einen Ort binden kann - Künstlerinnen und Künstler ebenso wie das Publikum.
Mnich: Der Konzertsaal ist zwar durchgerechnet, was Akustik und Nachhallzeiten angeht. Aber wir haben trotzdem viel experimentiert, welche Art von Veranstaltung dafür geeignet ist. Und da haben wir festgestellt, dass der Saal im elektroakustisch verstärkten Bereich manchmal seine Herausforderungen hat. Da gibt es Künstlerinnen und Künstler, die sich total drauf einstellen, und andere, die ihre Show durchziehen, egal, ob es gut klingt oder nicht. Bei Letzteren verzichten wir dann auf eine Wiedereinladung.

Mnich: Dass die große Neugier und die großen Erwartungen an das Publikum, mit denen ich an diesen Ort gekommen bin, eingelöst wurden. Dieses Klischee, dass die Leute auf dem Land keine Ahnung von Kultur haben, habe ich nie geglaubt. Die Leute haben sich auf uns eingelassen und kommen mit offenen Ohren und ganz viel Enthusiasmus in jede Art Konzert. Wir haben ein Publikum aufgebaut, das inzwischen sagt: Wenn ihr das macht, wird es schon gut sein.
Mnich: Das Publikum ist viel offener für gute Musik, als man gemeinhin denkt. Und wenn unser Motto "Ein Haus für alle" für manche vielleicht beliebig klingt - wenn die Qualität stimmt, kann man die Menschen für sehr viele verschiedene Arten von Musik begeistern.
Mnich: Ich lasse in Zukunft alles weg, was ich mir nicht vorher angehört habe. Ich bin ein paarmal künstlerisch auf die Nase gefallen, weil ich mich auf einen Namen verlassen hatte. Wir werden künftig auch weniger Orchester verpflichten, die von sehr weit her anreisen müssen. Wir haben in der Region viele tolle Orchester, die werden wir verstärkt einladen. Das ist auch nachhaltiger.

Mnich: Das erste Mal konnte ich ihn mit viel Glück verpflichten, weil er einen freien Tag auf Tournee hatte. Es ist ja sehr aufwändig, weil er mit seinem eigenen Flügel reist. Es war dann ein unfassbarer Abend. Tags darauf habe ich ihn nach Nürnberg gefahren und einen weiteren Tag später rief Sokolovs Agentur an und sagte, er wolle unbedingt nochmal in Weikersheim spielen. Das war für mich und das ganze Team ein echter Ritterschlag. Wir haben gesehen: Unsere Betreuung, die Atmosphäre bei uns, das alles funktioniert auch in der Champions League.
Mnich: Liederabend mit Christian Gerhaher - er singt alle großen Brahms-Lieder. Dann der Cellist Abel Selaocoe, der mit einer Mischung von Barockmusik und südafrikanischem Township zu den außergewöhnlichsten Vertretern seines Instruments zählt. Und natürlich unsere Jubiläumsreise im Sommer 2024, die uns in den ganzen Landkreis bringt und von Sinti-Jazz über Kammermusik bis zum Bundesjugendorchester mit der Neunten von Beethoven ein riesengroßes Fest wird.
Das volle Programm mit Terminen und Vorverkauf findet sich auf www.tauberphilharmonie.de