Der mit 15.000 Euro dotierte Preis Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst in Europa, vergeben von der Stadt Würzburg in Kooperation mit der Stiftung Peter C. Ruppert, geht in diesem Jahr an Inge Dick. Die 1941 in Wien geborene Künstlerin verfolgt seit über 50 Jahren ein Ziel: Sie will Licht sichtbar machen. Ein hochspannendes und durchaus erfolgreiches Unterfangen, wie Luisa Heese findet, die Leiterin des Museums im Kulturspeicher, das seit 2002 die Sammlung Peter C. Ruppert beherbergt.
"Das Licht selbst sehen wir ja nicht, sondern nur die Gegenstände, auf die es fällt", sagt Heese. Aber Inge Dick finde immer wieder neue Wege und Medien, Phänomene sichtbar zu machen, die das bloße Auge sonst nicht wahrnehmen würde. Dabei wandte sich die Malerin immer stärker der Fotografie zu.
Der Beweis, dass das Licht mit den Jahreszeiten stark wechselt
So filmte sie zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten eine leere weiße Wand. Das menschliche Auge nimmt die unendlich vielen Farbnuancen und Lichtwerte nicht war, die dabei entstehen. "Dieses Farbempfinden haben wir nicht", sagt Luisa Heese, "wir sehen immer nur eine weiße Wand." Inge Dick entnahm dem Film dann in regelmäßigen Abständen schmale Streifen, die sie zu vier großen Bildern zusammensetzte: eines für jede Jahreszeit.
Dabei entstanden Farbverläufe von verblüffender Wirkung: Wie im Zeitraffer kann man nicht nur die Lichtveränderungen auf der Wand nachvollziehen, sondern auch die jahreszeitlichen Unterschiede. So sind die Farben für "Frühling" tatsächlich viel wärmer und frischer als etwa die grauen, harten Farben für "Winter". Inge Dick hat also nicht nur Licht und Zeit sichtbar gemacht, sondern ganz nebenbei auch den Beweis erbracht, dass unser subjektives jahreszeitliches Empfinden auf ganz konkreten Fakten beruht. Konkrete Kunst eben.
"Inge Dicks Arbeiten sind sehr sinnlich", sagt Luisa Heese. Mit dem Vergehen der Zeit mache die Künstlerin außerdem auch Vergänglichkeit sichtbar. "Es geht hier um Themen, die unsere Existenz ausmachen."
Preis ist mit 15.000 Euro dotiert
Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Innerschwand am Mondsee in Oberösterreich. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen und sind immer wieder international in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, etwa in der Tate Modern London, im Lenbachhaus München, im Museum der Moderne Salzburg und im Museum im Kulturspeicher Würzburg. Die Sammlung Peter C. Ruppert besitzt zwei charakteristische Werke von Inge Dick, die im Kulturspeicher noch bis Februar mit einer kleinen Sonderpräsentation gewürdigt wird.
Der Preis Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst wird dieses Jahr zum sechsten Mal verliehen. Peter C. Ruppert (1934–2019) rief 2004 die gleichnamige Stiftung ins Leben, die das Preisgeld von 15.000 Euro für die Auszeichnung zur Verfügung stellt. Zusammen mit seiner Frau Rosemarie trug er in mehr als drei Jahrzehnten eine Sammlung zusammen, die aktuell über 400 Werke umfasst.
Die Preisverleihung findet am Freitag, 18. November, um 18.30 Uhr im Museum im Kulturspeicher statt. Die Plätze sind begrenzt, Anmeldung unter Tel. (0931) 32225-0 oder museum.kulturspeicher@stadt.wuerzburg.de