Feine schwarze Linien drückt Lara Gerhardt aus einem Zylinder. Immer mehr Details und Verzierungen entstehen auf dem Handrücken von Fabienne Dietz, die ihr gegenüber sitzt. Viele filigrane Striche reihen sich aneinander und ergeben am Ende eine Art Schmuckstück in der charakteristischen rotbraunen Henna-Farbe. Die Zeichnung erinnert an Spitzenstoff.
Lara Gerhardt ist Henna Künstlerin aus Würzburg. Seit einem Jahr verziert die 29-Jährige unter dem Namen „Laras Henna Lounge“ alle möglichen Körperteile ihrer Kunden. Auf Festivals, Festen oder privat. Aber auch für Bräute ist die Körperkunst ein geeignetes Accessoire für den großen Tag.
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In anderen Kulturen ist es jedenfalls schon lange Brauchtum. So wird in der Türkei beim traditionellen Henna-Abend die Braut am Abend vor der Hochzeit aus ihrem Junggesellinnendasein verabschiedet. Im Volksglauben wächst Henna im Paradies und soll dem Ehepaar Glück bringen. Auch in Indien werden die Frauen mit Henna bemalt. Durch das Ritual sollen sie im Trubel vor der großen Feier noch einmal zur Ruhe kommen.
Henna-Tattoo für Boho- oder Vintage-Hochzeiten
In Deutschland scheint sich der Trend erst allmählich zu etablieren. Von Bräuten hat Lara Gerhardt zwar erst wenig Anfragen bekommen, dennoch hat sie auch für diesen Anlass einige Motive im Repertoire. „Alles, was der Braut gefällt. Typisch fränkisch wäre auch eine Weinrebe möglich“, sagt sie und beginnt zu lachen.
Henna-Tattoos sind prinzipiell für jeden geeignet. Besonders gut passen sie allerdings zu Bräuten, die im Boho- oder Vintage-Style heiraten wollen. Aber auch für Hippie-Bräute ist die Bemalung eine Überlegung wert. Vor allem wenn das Kleid aus Spitze besteht, setzen die filigranen Linien einen aufregenden Kontrast. Aber auch für den Junggesellenabschied bietet ein Henna-Abend eine ausgefallene Alternative zu Picknick, Städtetrip und Co.
Keine Angst vor Henna-Flecken auf dem Brautkleid
Henna ist ein Färbemittel, das aus der gleichnamigen Pflanze gewonnen wird. Sie wächst vor allem in subtropischen Gebieten. Damit man Henna zum Färben benutzen kann, werden die Blätter getrocknet, zu einem feinen Pulver gemahlen und zu einer Paste gemischt.
Nachdem das Henna auf die Haut aufgetragen ist, muss es einziehen. „Am besten so lange wie möglich“, rät Lara Gerhardt. Danach bröckelt die Farbe ab. Darunter kommt die zunächst blasse Zeichnung zum Vorschein. Sie dunkelt allmählich nach. Angst davor, dass die Farbe auf das Kleid abfärbt, müsse man nicht haben, erklärt die Henna-Künstlerin, die nebenbei auch als Meditations- und Yogalehrerin arbeitet.
„Am besten die Braut lässt sich das Tattoo zwei Tage vor der Hochzeit aufmalen.“ Am dritten Tag ist die Zeichnung dann am deutlichsten zu sehen. Sobald die Farbe getrocknet und in die Haut eingezogen ist, sind Verfärbungen kein Thema mehr – selbst nicht bei Schweiß. Die einzige Konsequenz könnte sein, dass die Bemalung schneller verblasst. Insgesamt hält das Henna-Tattoo rund 14 Tage.
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Natürliche Inhaltsstoffe, um allergische Reaktionen zu vermeiden
Mittlerweile riecht der ganze Raum nach Eukalyptus. Das Henna-Tattoo "kühlt die Haut angenehm", berichtet Main-Post-Mitarbeiterin Fabienne Dietz, deren Handrücken gerade bemalt wurde. Ihre Farbe mischt die Henna-Künstlerin Lara Gerhardt selbst. Sie besteht aus Eukalyptusöl, Lavendelöl, Zucker, Wasser, Zitronensaft und Henna-Pulver.
Warum die 29-Jährige das macht? „Ich bemale auch Kinder und schwangere Frauen. Ich möchte genau wissen, was in meiner Henna-Mischung ist und keine allergischen Reaktionen bei meinen Kunden riskieren.“
Nachdem Lara Gerhardt ihre Farbe gemischt hat, füllt sie die Mixtur in einen Zylinder, den sie aus durchsichtigem Geschenkpapier formt und friert sie ein. Bis zu fünf Tagen nach dem Auftauen ist die Mischung haltbar.
Gibt es Henna in weißer Farbe?
Sucht man bei sozialen Netzwerken wie Instagram und Pinterest oder über Google nach Henna-Tattoos findet man auch weiße oder tiefschwarze Verzierungen. „Natürliches Henna ist immer rotbraun, sonst ist es kein natürliches Henna“, lautet die Einschätzung der Yogalehrerin.
Ein Henna-Tattoo auf der Hand bis einschließlich des Handgelenks dauert etwa eine Stunde. Wenn ein Junggesellenabschied einen Henna-Abend plant, bei dem etwa zehn Leute mit einem kleinen Motiv wie einer Blume verziert werden sollen, ist mit rund zwei Stunden zu rechnen.
Letzteres ist eine passende Alternative zu den bekannten „Team Bride“-Artikeln – und obendrein noch individueller.
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