Was bringt das neunjährige Gymnasium seinen Schülern? Was tun sie mit der gewonnenen Zeit; wann bekommen sie neue Fächer? Gibt es Nachmittagsunterricht und muss das Gymnasium Schwimmkurse anbieten? Welche Entscheidungen sind noch offen? Wir haben diese Fragen gestellt. Hier sind die Antworten.
Ist das neue G9 schon gestartet, obwohl es offiziell erst zum Schuljahr 2018/19 eingeführt wird?
„Ja. Obwohl das in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt ist, ist wohl der erste G9-Jahrgang der, der heuer in die 5. Klasse gekommen ist“, sagt der Leiter des Gemündener Friedrich-Liszt-Gymnasiums, Walter Fronczek. Das Kultusministerium bestätigt, dass faktisch die jetzigen Fünftklässler den ersten G9-Jahrgang stellen. Offiziell erfolgt die Einführung des neuen Gymnasiums tatsächlich erst zum Schuljahr 2018/19. Entsprechende Gesetzesänderungen müssen nämlich noch durch den Landtag.
Lernen die G9-Schüler nach alten G8-Büchern, nach ganz alten, früheren G9-Büchern oder bekommen sie neue Bücher?
In diesem Schuljahr ist an allen weiterführenden Schulen und damit auch am Gymnasium der Lehrplan Plus eingeführt worden. Laut Kultusministerium erfordert eine Lehrplanumstellung neue Lehrbücher. Sie gibt es bisher aber erst für die 5. Gymnasialklasse; für die anderen Klassen werden sie erarbeitet.
Wurden bei der Umstellung von G8 auf G9 Lerninhalte gestrichen?
Nein. Laut Kultusministerium wurden vielmehr zahlreiche Fächer, insbesondere die Kernfächer Deutsch, Mathe und die Fremdsprachen, mit zusätzlichen Stunden ausgestattet.
Deutsch wird im G9 in der Summe zwei Stunden mehr als im G8 bekommen. Was sollen die Schüler in der zusätzlichen Zeit lernen?
„Wir brauchen keine neuen Lerninhalte. Ich denke, dass die Schüler eher mehr Zeit zum Vertiefen und Üben brauchen“, fordert der Sprecher des Bayerischen Philologenverbands, Benedikt Mayer, dessen Verband an der Erstellung der neuen Stundentafel beteiligt war. Dass Zeit für „zusätzliche Wiederholung“ herausspringen wird, verspricht auch das Kultusministerium. Ansonsten müssen in den Deutschunterricht auch neue Lerneinheiten zur politischen und zur digitalen Bildung eingebaut werden.
Glaubt man den Naturwissenschaftlern, kommen ihre Fächer bei der Umstellung auf G9 nicht so gut weg. Beispiel Geografie: Dieses Fach lernen die Kinder nur in der 5. Klasse, in der 7. Klasse und dann erst wieder ab der 10. Klasse. Bleibt das so oder wird hier nachgebessert?
Laut Kultusministerium verfügt Geografie im G9 über dieselbe Stundenaustattung wie im G8. „Eine Schlechterstellung beziehungsweise ein Ausfall des Fachs erfolgt nicht“, heißt es. Und weiter: „Dass man sich aus Sicht des Faches Geografie eine höhere Stundenausstattung vorstellen könnte, ist allen, die an der Ausgestaltung des Stundentafelentwurfs beteiligt waren, durchaus bewusst.“ Jedoch habe es begrenzte Spielräume bei der Ausgestaltung des Entwurfs gegeben, so hätten etwa die Vorgaben der Kultusministerkonferenz für den Mittleren Schulabschluss berücksichtigt werden müssen.
Was bringt das neunjährige Gymnasium? Wir haben vier Personen nach ihren Wünschen gefragt:
- Der Schüler: Das wünscht sich Michael Brönner, Vize-Bezirksschülersprecher für Gymnasien in Unterfranken.
- Der Schulleiter: Das wünscht sich Walter Fronczek, Leiter Friedrich-List-Gymnasium Gemünden.
- Der Verbandssprecher: Das wünscht sich Benedikt Mayer, Sprecher des Bayerischen Philologenverbands.
- Der Vater: Das wünscht sich Helmut Celina, Vorstandsmitglied der Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern.
Die Schüler der Unterstufe haben sechs Stunden Kunst, Musik und Sport, die Schüler der Mittelstufe nur noch vier Stunden – je eine Stunde Kunst und Musik und zwei Sportstunden. Warum gibt es hier hier Abstriche?
Dass „Abstriche“ vorgenommen worden seien, weist das Kultusministerium von sich. Im Gegenteil seien Sport und musisch-ästhetische Bildung im Vergleich zum G8 mit zusätzlichen Wochenstunden ausgestattet worden. Laut Kultusministerium ist im neuen G9 als Besonderheit vorgesehen, dass Schüler der 11. Klasse zwischen zweistündigem Musik- und Kunstunterricht wählen können. „Das ermöglicht eine verstärkte Profilbildung.“
Wie steht es mit dem seit Jahren vernachlässigten Schwimmunterricht? Wird der im G9 Pflicht?
„Der Schwimmunterricht ist originärer Bestandteil des Sportunterrichts in Bayern und in allen Schularten – also auch im Gymnasium – über alle Jahrgangsstufen hinweg in den Fachlehrplänen Sport verankert“, teilt das Kultusministerium mit. Wenn Schüler in ihrer Gymnasialzeit keinen Schwimmunterricht haben, dann liegt das nach Auffassung des Kultusministeriums an den Schulen und den jeweiligen Sachaufwandsträgern (meist die Kommunen).
Sie müssten für genügend Schwimmbäder sorgen.
Eigentlich soll es ja im neuen G9 keinen oder wenig Nachmittagsunterricht geben. Laut der Stundentafel kommen aber schon Neuntklässler mit 31,5 Wochenstunden nicht um Nachmittagsunterricht herum, und Zehntklässler müssen mit 35 Wochenstunden mindestens zwei Mal länger in der Schule bleiben. Wird das bleiben?
Ja, das wird bleiben, bestätigt das Kultusministerium. In der gesamten Unterstufe sind zwar nur zwei Pflicht-Wochenstunden am Nachmittag vorgesehen; Sport zum Beispiel. „Ab der Jahrgangsstufe 9 ist – auch mit Blick auf den Qualitätsanspruch des bayerischen Gymnasiums – verpflichtender Nachmittagsunterricht die Regel.
Im neuen G9 wird es in der 9. Klasse eine halbe Stunde berufliche Bildung pro Woche geben und in der 11. Klasse zwei Stunden. Was genau wird da besprochen?
Das Basismodul in der 9. Klasse ist eine Blockveranstaltung und soll Mittelstufenschüler über Berufswahl und Berufswelt informieren. Inhaltlich sollen vor allem die Berufsorientierung und die Möglichkeit einer dualen Ausbildung im Zentrum stehen. Wie bisher gibt es ein Betriebspraktikum. Für die 11. Klasse ist ein Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung geplant.
Viele Schulen haben in den G8-Jahren ihre Schule hochgerüstet, haben Cafeterias sowie Aufenthaltsräume gebaut und Mittagsbetreuung organisiert. Bleibt das?
„Der Ausbau wird Bestand haben“, meint der Gemündener Schulleiter Walter Fronczek. Mittlerweile sei es ja üblich, dass beide Elternteile arbeiteten. „Da wünschen sich die Eltern zunehmend Betreuungsangebote der Schule; vor allem wünschen sie Hausaufgabenbetreuung“, so der Schulleiter. Laut dem Kultusministerium wird der Bereich Ganztag sowohl in offener wie auch in gebundener Form auch in Zukunft „integraler Bestandteil“ des bayerischen Gymnasiums sein.
Welche Entscheidungen sind noch offen?
Trotz etlicher Vorgespräche ist die Gestaltung der Oberstufe des G9 noch nicht beschlossen. Die Lehrpläne sollen laut Kultusminister Spaenle bis 2019 vorliegen. Spaenle hat bisher immer betont, dass man auch beim neuen G9 vom bayerischen Abiturfächerkanon nicht abrücken wolle. Im G8 mussten alle Schüler ihre Abiprüfungen in Deutsch, Mathe, einer fortgeführten Fremdsprache, einem gesellschaftswissenschaftlichen Fach und einem weiteren Fach ablegen. Die Rückkehr zum Leistungskurs-System wurde bisher abgelehnt.
Mittlerweile drängen aber etwa die Freien Wähler auf die Wiedereinführung der Leistungskurse. Gerade die Fähigkeit zur selbstständigen Aneignung eines Themas gehöre heute zu den Kernanliegen einer zukunftsfähigen Schulbildung, argumentiert der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Michael Piazolo.
Aber wie sollte das unter einer immer stärker rückwärtsgewandte Regierungspartei auch möglich sein. Deshalb freu ich mich schon auf eine mögliche Jamaika - oder noch besser eine Schwarz-Grüne Koalition nach den nächsten Landtagswahlen.
Die CSU hat auch auf Landesebene soviel Speck angesetzt, dass sie kaum noch laufen kann. Sie verstrickt sich immer mehr in interne Streitereien und verfilzt zunehmend.
Frischer Wind ist dringend notwendig. Der bläst umso besser dich Die Regierungsbank je magerer die CSU wird. Ein Zielgewicht von 30% ist daher anzustreben.
Wenn ich mir heute die Qualität und die Aktualität der gymnasialen Lehrpläne und des Schulbetriebs ansehe, kommt es mir hoch. Der gleiche muffige Mist wie vor dreißig Jahren – mindestens.
Dazu Lehrer, die sich darüber aufregen, dass sie den Fünftklässlern nach einem 10-Stunden-Unterrichtstag keine Hausaufgeben aufgeben dürfen – und deshalb fürchten, mit ihrem Stoff nicht durchzukommen.
Herr lass’ endlich Hirn auf das Kultusministerium fallen!
Wir müssen weg von dieser stupiden Paukerei und hin zu einem verständnisorientierten Unterricht. Wer Information mit Wissen gleichsetzt, der hat das Konzept Bildung schon im Ansatz nicht kapiert.
Aber sich über schlechte Pisa-Ergebnisse wundern ...