Bayern kehrt zum neunjährigen Gymnasium zurück: Die CSU-Mehrheit im Landtag beschloss am Mittwoch in interner Sitzung nach monatelanger Diskussion ein umfangreiches Bildungspaket, das für die Gymnasien im Kern die Wiedereinführung einer „grundständig neunjährigen Lernzeit“ vorsieht. Der noch ausstehende Beschluss der Schulreform durch den Landtag gilt damit als sicher.
„Wir wollen durch unser Tun bekräftigen, dass wir für das gegliederte Schulsystem sind“, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor Beginn der Sitzung. Deshalb habe er ein Bildungspaket für alle Schularten auf den Weg gebracht. Dieses Paket werde „Signalwirkung für ganz Deutschland“ haben, glaubt Seehofer: „Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt: Das ist eine Generationenentscheidung.“
- „Aus den G8-Fehlern fürs neue G9 lernen“: Hier geht es zum Leitartikel unserer Redakteurin Gisela Rauch
Das neue Gymnasium soll im Schuljahr 2018/2019 für die fünften und sechsten Klassen starten. Alle Kinder, die in diesem Herbst auf ein Gymnasium wechseln, sollen damit nach dem neuen Konzept zum Abitur geführt werden. Schüler, die jetzt schon ein Gymnasium besuchen, sollen dagegen das alte achtjährige Gymnasium (G8) absolvieren: Übergangsregeln zum G9 zumindest für die niedrigeren Klassenstufen sieht das Konzept nicht vor.
Das bleibt, das ändert sich
Festgehalten wird auch im neuen G9 an der Einführung der zweiten Fremdsprache in der 6. Klasse sowie an der Schulprofilwahl in der 8. Klasse. Auch die Intensivierungsstunden sollen erhalten bleiben. Die geltenden Regeln für das Abitur sollen ebenfalls weiter gelten.
Deutlich reduziert werden soll dagegen der Nachmittagsunterricht in der Unter- und Mittelstufe. Die neue 11. Klasse soll als „Einführungsphase“ der Oberstufe ausgestaltet werden: Neben der Vertiefung und Festigung des Stoffes vor allem in den Kernfächern sollen dort neue Schwerpunkte etwa in der politischen Bildung, der Informatik sowie der konkreten Berufs- und Studienorientierung gesetzt werden.
Für Schüler, die weiter in acht Jahren zum Abitur kommen wollen, soll eine „institutionell verankerte Überholspur“ geschaffen werden: Geeignete Schüler sollen von den Schulen gezielt angesprochen und beraten werden. In der 9. und 10. Klasse sollen diese Schüler im Klassenverband bleiben, aber am Nachmittag gezielte „Förder- und Begleitmodule“ erhalten, um dann die 11. Klasse auslassen zu können.
Rund tausend neue Lehrerstellen geplant
Schulen, die die Lernzeitverkürzung erfolgreich umsetzen, sollen finanzielle Anreize erhalten. Seehofer (CSU) fordert eine Quote von mindestens zehn Prozent schneller Abiturienten – sonst sei die Verkürzung kein Erfolg: „Es ist wichtig, dass diese Überholspur kein Plazebo ist.“
Durch ein neues Stipendienprogramm soll zudem auch Schülern aus weniger begüterten Familien in der ausgelassenen 11. Klasse ein Auslandsjahr ermöglicht werden.
Für das neue Gymnasium will die Staatsregierung im Endausbau rund tausend neue Lehrerstellen schaffen, was mehr als hundert Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten soll. Für nötige Umbauten an den Schulgebäuden rechnet das Kultusministerium für den Freistaat mit rund 500 Millionen Euro. Das gesamte Bildungspaket soll laut Finanzminister Markus Söder (CSU) bis 2026 rund 870 Millionen Euro kosten.
Neben der Gymnasialreform sieht das CSU-Bildungspaket nämlich auch Investitionen in die anderen Schularten vor: So soll an Grund-, Mittel- und Realschulen die Lehrerreserve bis 2019 um 150 Stellen aufgestockt werden. An den Förderschulen und für die Inklusion sollen 450 neue Stellen entstehen. Die Schulleitungen sollen durch 150 neue Verwaltungskräfte und mehr Leitungszeit entlastet werden.
Auch die berufliche Bildung soll profitieren: So soll der Meisterbonus ab 2018 auf im Schnitt 1500 Euro angehoben und die Berufsschulen mit hundert neuen Lehrerstellen verstärkt werden.
"Wir investieren ganz Erhebliches in das neue, achtklassige Gymnasium. Das natürlich ein neues Gymnasium sein wird. Ein exzellentes, neues Gymnasium. Meines Erachtens ein Gymnasium, wie es das in Deutschland in dieser Qualität noch nicht gibt.[...]” (Liest sich ein wenig wie Trump, oder?)
“Reform” nannte er damals natürlich auch ...
Und jetzt?
Die “Re-Reform”!
Man hat das G9 durch das G8 ersetzt, weil das G8 besser sein sollte. Sagte Stoiber.
Jetzt, nach 13 Jahren, ersetzt man das G8 durch ein “G8+1”, “G9-Light” oder “G8-Extended Edition”. Weil das noch besser ist. Sagt der Seehofer. Logisch, oder?
Speziell auf das G9 abgestimmte Lehrpläne sind vom Tisch, weil man unbedingt an diesem Wahlfreiheits-Quatsch G8/G9 festhalten will.
Und dann wird dieses peinliche, selbstherrliche, hilf- und planlose Hin und Her völlig schamlos und schmerzfrei nochmal als “Schulreform” verkauft ...
Sorry, CSU. Klassenziel nicht erreicht!