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MÜNCHEN
Neuer Streit ums Gymnasium
Spaenle stellt Pläne für bayerische Gymnasien vor       -  Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle
Foto: Peter Kneffel, dpa | Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:52 Uhr

In Bayern sollen die Gymnasien ab dem Schuljahr 2018/2019 selbst entscheiden, ob sie den Weg zum Abitur in acht oder in neun Jahren anbieten wollen. So hat es Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Samstag verkündet. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) stellte nun weitere Details vor. Doch viele Fragen blieben offen.

Zwar soll es künftig bei den Schulen liegen, ob sie ein G8, ein G9 oder beide Varianten anbieten wollen, so Spaenle. Grundlage für alle Varianten bleibe aber der für das G8 erarbeitete „Lehrplan Plus“, der im Sommer 2017 eingeführt wird.

Die Entscheidung über die Lernzeit falle also „innerhalb des einheitlichen Rahmens mit einer Grundkonzeption von acht Jahren“, so der Minister. Für die G 9-Variante werde es keinen eigenen Lehrplan geben, aber „Richtlinien“ für die zeitliche Aufteilung des Lernstoffes. Alle Varianten des Gymnasiums sollen zudem eine einheitliche zweijährige Oberstufe haben. Auch soll die Mittlere Reife einheitlich nach der 10. Klasse verliehen werden.

Ob das zusätzliche Schuljahr – wie derzeit beim Modellversuch einer „Mittelstufe Plus“ – in der Mittelstufe eingefügt wird, oder eine „Dehnung“ des Stoffes auch in der Unterstufe oder in der 11. Klasse stattfinden kann, ist noch völlig offen. An der Einführung der zweiten Fremdsprache in der 6. Klasse werde aber festgehalten, so Spaenle.

Die „Mittelstufe Plus“ soll an den 47 Modellschulen in Bayern wie geplant bis zum Sommer 2017 fortgeführt werden. Eine Übertragung des Modells auf alle Schulen sei aber nicht möglich: „Alles für alle an jedem Standort ist nicht organisierbar und nicht bezahlbar“, sagte Spaenle. Der Modellversuch sei aber nicht gescheitert: „Er hat uns vielmehr die Grundlage geliefert für den weiteren Weg“, beteuerte der Minister.

Wie und wer genau in den Schulen entscheiden soll, welche Schulzeit gewählt wird, ließ Spaenle offen: „Wir werden alle Gruppen der Schulfamilie qualifiziert beteiligen. Und wir werden niemandem etwas überstülpen.“ Ein gewichtiges Wort könnten allerdings die Landkreise und kreisfreien Städte bekommen, die als Sachaufwandsträger bei einer Erweiterung auf G9 etwa zusätzliche Räume bereitstellen müssten.

Wer entscheidet, wenn Schule, Eltern oder Kostenträger unterschiedlicher Auffassung über den weiteren Kurs sind, soll unter anderem bis zum Jahresende in einem „Dialogverfahren“ geklärt werden. Ohnehin will sich Spaenle nicht drängen lassen: Bis Jahresende will er alle Detailfragen klären, danach soll bis Sommer 2017 der rechtliche Rahmen für das neue Gymnasium geschaffen werden. Dann hätten die Gymnasien immer noch ein Jahr Zeit „um so eine Änderung in den Schulen ankommen zu lassen“, hofft er.

Dass vor allem auf dem Land die gewünschte Schulzeit-Variante nicht in der Nähe verfügbar sein könnte, sieht Spaenle nicht als Problem: „Das ist eben eine Komponente mehr, die bei der Schulwahl zu berücksichtigen ist“, sagte er. Die Fahrtkosten zur nächsten Schule mit dem gewünschten Profil trage der Staat.

Die Opposition reagierte ob der vielen offenen Fragen entsetzt: „Klar ist nur, dass beim Gymnasium gar nichts klar ist“, sagte der Grünen-Abgeordnete Thomas Gehring. Die versprochene Wahlfreiheit werde die flächendeckende Rückkehr zum G9 einleiten, das aber in der Zwangsjacke des G8 stecken bleibe, „nur weil die Landtags-CSU ihr Gesicht nicht verlieren will“, schimpfte der SPD-Bildungsexperte Martin Güll.

Der Freie Wähler Michael Piazolo wundert sich, dass die CSU-Staatsregierung nun ausgerechnet die Wahlfreiheit einführen will, die sie beim Freie-Wähler-Volksbegehren vor vier Jahren noch vehement bekämpft hatte. Umso erstaunlicher seien die vielen offenen Fragen in Spaenles Konzept, findet Piazolo: „Zumindest die hätte die CSU während der letzten drei Jahre ja klären können.“

 
 
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  • Statt die gymnasiale Schulbildung grundlegend zu durchdenken, verstrickt sich der CSU " Schulministerin " in eine sinnlose Diskussion über G8 oder G9. Vermutlich hätte sich überhaupt nichts bewegt, wenn nicht in Kürze Wahlen anstehen würden.
    Die CSU Schulpolitik tritt seit der überstürzten Einführung de G8 unter Stoiber/Hohlmeier auf der Stelle. Schade für die schulische Bildung in Bayern.
    Wenn ich mir die Schulstundnausfälle genauer betrachte, wäre bei ausreichender Anzahl von Lehrern und ergänzendem e-learning sogar ein G7 ohne die Schüler zu überfordern möglich.
    Als ich zur Schule ging hab ich mir mein Wissen in Mathematik, Physik und Chemie überwiegend in den Telekolleg II Sendungen angeeignet.
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