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MÜNCHEN
Neues Gymnasium nimmt Form an
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:39 Uhr

Über die Rückkehr zu einem neunstufigen Gymnasium (G9) in Bayern herrscht im Landtag zwischen allen Parteien zwar Einigkeit. Wichtige Detailfragen der inhaltlichen Ausgestaltung der neuen Schule sind aber nach wie vor offen oder heftig umstritten.

Erst im Frühjahr hatte sich die CSU nach jahrelangen internen Debatten zur Rückkehr zum G9 durchgerungen. Nun aber sei man bei den Vorbereitungen für die neue Schule, die im Herbst 2018 in den Klassenstufen fünf und sechs starten soll, „voll im Zeitplan“, bekräftigte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) im Landtag.

In der Tat ist die nötige Gesetzesänderung im Landtag auf dem Weg – und wurde am Donnerstag vom zuständigen Bildungsausschuss einstimmig gebilligt. Auch die neue Stundentafel für die Klassen fünf bis elf wurde bereits zusammen mit den Schulverbänden erarbeitet – eine Aufgabe, die Spaenle „das Ei des Kolumbus und ein gordischer Knoten gleichzeitig“ nannte.

Der Lehrplan werde derzeit an die längere Lernzeit angepasst – wobei es weder eine „reine Stoffdehnung“ noch eine „einfache Auffüllung“ geben werde, so Spaenle. Und auch bei der Finanzierung sei man mit den für Schulgebäude und Ausstattung zuständigen Kommunen im Gespräch: Einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ werde der Freistaat aufwenden, damit am Ende für die neue Schule auch genügend Räume zur Verfügung stehen, versprach der Kultusminister.

Wird also doch noch alles gut nach der quälend langen Debatte über die Zukunft von Bayerns Vorzeigeschule? Die Landtagsopposition hat da so ihre Zweifel – vor allem was die inhaltliche Ausgestaltung des neuen Gymnasiums betrifft. Und auch einige Verbände und Lobbygruppen haben bereits Detail-Bedenken angemeldet.

Zum Beispiel bei der Stundentafel: Biologie, Chemie und Geografie bekommen trotz des zusätzlichen Jahres keine Extrastunden – was bereits für mächtig Gegenwind sorgt. „Ein Lehrplan ist immer nur ein Kompromiss“, hält Spaenle dagegen. Schließlich solle er alle Fächer abdecken, aber die Stundenbelastung der Schüler in Grenzen halten. Kein Fach komme aber schlechter weg als bisher, beteuert der Minister.

Grünen-Bildungsexperte Thomas Gehring warnt jedoch vor einem strukturellen Problem, wenn Spaenle neue Schwerpunkte in politischer Bildung, Informatik oder Naturwissenschaften setze, an der alten Fächerstruktur aber festhalte: „Wir müssen aus dem alten Kästchendenken herauskommen“, fordert Gehring – mit mehr fächerübergreifendem Lernen etwa. Nur so schaffe man nicht nur „mehr Zeit, sondern auch mehr Raum für Bildung“.

Auch die SPD stößt sich an vermeintlich alten Bildungszöpfen in der neuen Schule: Vernetztes Lernen, Eigenarbeit oder Ganztagskonzepte müssten in den Schulalltag integriert werden, „sonst werden wir das Gymnasium nicht zukunftsfest machen“, glaubt der SPD-Schulpolitiker Martin Güll. Einig sind sich CSU-Mehrheit und Opposition dagegen, dass die praktische Berufsvorbereitung auch am Gymnasium künftig eine größere Rolle spielen soll.

Völlig offen bleibt dagegen noch die Ausgestaltung der neuen „Überholspur“ um die 11. Klasse – sowie die Gestaltung der neuen Oberstufe. Letzteres erklärt Spaenle mit aktuellen Plänen der deutschen Kultusminister, das Abitur zwischen den Bundesländern vergleichbarer zu machen. Der Minister will deshalb erst abwarten, ob sich die „Landschildkröte“ der deutschen Bildungspolitik hier tatsächlich bewegt: „Es ist ja auch noch etwas Zeit, weil die neue Oberstufe erst 2023 einsetzt.“

 
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