Ob Wassermangel, Hitze, Spätfrost oder neue Schädlinge: "Die Veränderungen durch den Klimawandel für den Weinbau in Unterfranken sind sehr vielfältig und auch eine große Herausforderung", erklärte Marianne Steinschulte, Weinbaureferentin im Münchner Landwirtschaftsministerium am Mittwoch im Bayerischen Landtag. Gleichzeitig könne der Weinbau aber vom wärmeren Klima auch profitieren, hofft die Expertin: "Mir ist um den Weinbau nicht bange. Ich bin aber gespannt, wohin wir uns entwickeln werden."
Frühreife Rebsorten "werden in Zukunft zunehmend Probleme bekommen"
Die Klimaveränderungen in Unterfranken dürften allerdings nicht unterschätzt werden: So habe sich die Region seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 mit rund zwei Grad mehr als doppelt so stark erwärmt, wie der globale Durchschnitt. Allein im letzten Jahrzehnt sei im Vergleich zur Periode 1971 bis 2000 der jährliche Niederschlag um rund zehn Prozent und die Grundwasserneubildung um 24 Prozent gesunken. Gleichzeitig stieg die Zahl der Trockenheitstage von 85 auf nun 115 pro Jahr.
Dieser Klimawandel habe auch massive Folgen für den Weinbau: Frühreife Rebsorten wie Bacchus oder Müller-Thurgau "werden in Zukunft zunehmend Probleme bekommen, weil die Ernte in einer warmen Zeit erfolgt", heißt es in einem ausführlichen Bericht, den Steinschulte im Landtag vorstellte. Zu starker Säureabbau oder Fäulnisbefall durch Hitze könnten zudem die Qualität der Weine beeinträchtigen. Gleichzeitig könnten aber Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Merlot oder Syrah, die früher nur in südlicheren Regionen angebaut wurden, nun in Franken Fuß fassen. "Die typischen fränkischen Weinsorten werden aber sicher nicht verschwinden", glaubt Steinschulte. So sei etwa der Silvaner durchaus anpassungsfähig und werde "das Flaggschiff des Frankenweins bleiben".
Die größte Herausforderung für den Weinbau in der Region sei jedoch die Trockenheit: "Wasser wird nicht immer in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen", heißt es in dem Bericht. Regenwasser oder Wasser etwa aus dem Main müsse deshalb über das Jahr intelligent gespeichert und effektiv genutzt werden. Das Umweltministerium hatte dazu kürzlich drei Modellprojekte in der Region angekündigt.
Mittelfristig müssten laut Bericht von den rund 6300 Hektar Anbaufläche statt aktuell 1300 wohl bis zu 2000 Hektar bewässert werden. Dafür seien rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr notwendig. Während der Grünen-Abgeordnete Paul Knoblach deshalb zu große Entnahmen aus Fließgewässern befürchtet, hält die Kitzinger CSU-Abgeordnete Barbara Becker diese Menge durchaus für verträglich. "Allen muss aber klar sein, dass wir für die Bewässerung auf gar keinen Fall ans Trinkwasser herangehen", warnte Becker im Landtag.
Klimawandel: Auch die Reblaus tritt in Franken wieder vermehrt auf
Weitere große Klima-Herausforderungen für den Weinbau sieht der Ministeriumsbericht zudem in Schäden durch Spätfrost, aber auch durch hitzebedingte Schädlinge wie den Traubenwickler, Wespen, Zikaden oder Essigfliegen. Auch die Reblaus trete in Franken wieder vermehrt auf.
Während die unterfränkische SPD-Abgeordnete Martina Fehlner vom Freistaat mehr staatliche Förderung für die Bewässerung einforderte, verwies das Agrarministerium auf bestehende Förderprogramme für Winzer – vom Sortenumbau über den Steillagen-Erhalt bis zum neuen staatlichen Zuschuss zu einer "Mehrgefahren-Versicherung" gegen Frost, Sturm oder Starkregen. Dafür seien seit März 2021 aus Unterfranken bereits rund 450 Anträge mit einer Fördersumme von mehr als einer Million Euro gestellt worden.