zurück
München/Schweinfurt
Was Landräte aus Unterfranken mit Merkel, Söder und Spahn diskutierten
Per Videoschalte haben bayerische Kommunalpolitiker mit Kanzlerin, Gesundheitsminister und Ministerpräsident gesprochen. Die Themen: Öffnungen, Impfstoffe und Selbsttests.
Ministerpräsident Markus Söder und Kanzlerin Angela Merkel sprachen bei einer Videokonferenz mit den bayerischen Landräten und Oberbürgermeistern über die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Ministerpräsident Markus Söder und Kanzlerin Angela Merkel sprachen bei einer Videokonferenz mit den bayerischen Landräten und Oberbürgermeistern über die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie.
Benjamin Stahl
,  Henry Stern
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:02 Uhr

In einer Videoschalte haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ministerpräsident Markus Söder, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und sein bayerischer Amtskollege Klaus Holetschek mit bayerischen Landräten und Oberbürgermeistern über die Maßnahmen im Kampf gegen Corona ausgetauscht. Hatten mehrere Kommunalpolitiker im Vorfeld noch Korrekturen in der Pandemie-Politik gefordert, hielten sie sich bei der Online-Runde am Freitag mit allzu großer Kritik zurück.

"Natürlich stehen wir hier unter Druck, aber wir wollen nichts riskieren."
Schweinfurts Landrat Florian Töpper

Unterfränkische Teilnehmer lobten danach die "gute Atmosphäre" des Gesprächs. Und Söder ließ wissen, dass von den 96 Landräten und Oberbürgermeistern in Bayern "keiner grundsätzlich in Frage stellt, was wir tun". Jedem sei die "Gratwanderung zwischen der Sorge um die Mutationen und der Hoffnung auf Veränderung" sehr bewusst. Deshalb habe es in dem Gespräch auch "keine einzige Forderung nach überstürzten Öffnungen gegeben". Schweinfurts Landrat Florian Töpper bestätigte: "Natürlich stehen wir hier unter Druck, aber wir wollen nichts riskieren."

Was eine mögliche Öffnung des Einzelhandels betrifft, zeigte sich der Ministerpräsident entsprechend zurückhaltend: Beschlossene Öffnungen müssten "für Monate gelten und belastbar sein". Bis Anfang März solle deshalb "ein flexibles Instrumentarium" mit einer "intelligenten Öffnungsmatrix" entstehen. Bei "dauerhaft guten Zahlen" sei schon bald mehr Präsenzunterricht sowie eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen auf zwei Haushalte möglich, so Söder. Die nächsten drei Wochen seien zudem entscheidend dafür, ob ein Osterurlaub möglich werde.

Beim Thema Impfen kündigte der CSU-Chef an, Bayern werde die Arbeit in den Impfzentren deutlich hochfahren. Teilnehmern der Schalte zufolge gab Gesundheitsminister Spahn (CDU) bundesweit 1,2 Millionen Impfungen täglich als Ziel aus. Derzeit werden pro Tag rund 150 000 Menschen gegen Covid-19 geimpft. Wann auch Hausärzte Impfungen durchführen können ist demnach völlig offen. 

Kein Recht auf Wahl des Impfstoffs

Die Impfquote sei neben der Inzidenz "auf Dauer die einzig relevante Zahl" für weitere Lockerungen, so Söder am Freitag. Unterdessen wurde klar: Ein Recht auf die Wahl des Impfstoff wird es nicht geben. Das hätten Spahn wie auch Merkel betont, so Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (FW) und Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld nach der Runde. Beide berichteten von Fällen in ihren Landkreisen, bei denen Bürger eine Impfung mit dem in die Kritik geratenen Impfstoff von Astra-Zeneca ablehnten. Das sei zwar legitim, aber "dann müssen sie sich eben wieder hintenanstellen", so Bischof. Laut Habermann erklärte die Kanzlerin: "Alle Impfstoffe sind gleichwertig."

Mit Blick auf die Perspektive des Einzelhandels forderte Bischof einen transparenten Stufenplan "mit klaren Werten, wann geöffnet wird". Dabei sollte jede Region für sich beurteilt werden, fordert Bischof: "Nur weil die Zahlen etwa in der Grenzregion durch Grenzverkehr und Berufspendler hoch sind, darf das nicht die Regionen betreffen, in denen die Zahlen dauerhaft niedrig sind." Mit Sorge blickt ihr Rhöner Kollege in thüringische Nachbarlandkreise mit Inzidenzwerten teils über 200. Das sei, so Habermann, "nur mit Testen in den Griff zu bekommen".

"Es kann keine Insellösungen geben, auch wenn mir das für die Einzelhändler in Schweinfurt in der Seele weh tut."
Sebastian Remelé, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt

Oberbürgermeister Sebastian Remelé aus Schweinfurt, der Stadt mit der aktuell niedrigsten Inzidenz in Deutschland, wünscht sich eine regionale, besser noch bayernweite Öffnungsstrategie: "Es kann keine Insellösungen geben, auch wenn mir das für die Einzelhändler in Schweinfurt in der Seele weh tut." Andrang von Besuchern aus angrenzenden Landkreisen, die zum Einkaufen in die Stadt kämen, müsse vermieden werden.

Die schleppende Auszahlung von Soforthilfen an vom Lockdown gebeutelte Unternehmen, war das Hauptanliegen von Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Diskussion: "Aktuell warten immer noch zu viele Unternehmen auf ihr beantragtes Geld", so Schuchardt. Wichtig sei ihm auch, dass den Kommunen die Mindereinnahmen bei den Gewerbesteuern vom Bund auch 2021 ausgeglichen würden.

Ankündigungen erst den Kommunen mitteilen

Mit einer Bitte an Jens Spahn sei sie nicht mehr zu Wort gekommen, sagt Tamara Bischof: "Dinge, die auf Bundesebene angekündigt werden, müssen den Kommunen, die sie umsetzen, vorher kommuniziert werden." Die Kitzinger Landrätin nannte als Beispiel die Selbsttests, die Spahn kürzlich angekündigt hatte. "Am nächsten Morgen rufen bei uns Bürger an und wollen welche." Mit einer Zulassung der Tests sei aber erst Anfang März zu rechnen, hieß es am Freitag.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Kitzingen
Schweinfurt
Würzburg
Benjamin Stahl
Henry Stern
Tim Eisenberger
Bundesgesundheitsminister
Bundeskanzler der BRD
Bundeskanzlerin Angela Merkel
CDU
CSU
Christian Schuchardt
Coronavirus
Einzelhandel
Florian Töpper
Gesundheitsminister
Impfungen
Jens Spahn
Kanzler
Klaus Holetschek
Kommunalpolitiker
Markus Söder
Ministerpräsidenten
Sebastian Remelé
Stadt Schweinfurt
Tamara Bischof
Thomas Habermann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Arcus
    Von Söder inszeniertes „Staatstheater.“
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • reutjo
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Übrigens @Redaktion: Wer Begriffe wie "Schalte", "Tanke" u.v.m. lesen möchte, der möge zur Bildzeitung greifen oder Schmuddel-TV schauen.

    In meiner Tageszeitung will ich so etwas nicht lesen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieSteffi
    Osterurlaub ins Gespräch bringen, solange der gesamte Einzelhandel nicht öffnen darf? Für wie dumm hält man uns eigentlich?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Es wird nicht alles auf einmal erlaubt sein, Reisen, Gastronomie, Schule, Einzelhandel, Kultur, Freizeit, usw.
    Ihnen ist Öffnung des Einzelhandels wichtiger als Reisen, bei anderen ist es umgekehrt. Reihenfolge zum beenden der einzelnen Maßnahmen muss jetzt halt Politik entscheiden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • spessarthoppers
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • poetry2000@web.de
    Is mir inzwischen egal...was Neues wird nicht bei rumkommen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • erhard.scholl@web.de
    auch wenn man sich andere Lösungen wünscht - man sollte das Bemühen der Politiker*innen, den schmalen Grat zwischen zu spätem Öffnen und Schutz vor weiteren Infektionswellen nicht in der Weise abwerten. Natürlich ist an der Organisation sicher Manches zu verbessern, und auch die Kommunikation zwischen den verschiedenen beteiligten Behörden auf den verschiedenen Ebenen könnte sicher optimiert werden. Aber wer schonmal auf kommunaler Ebene ein Fest organisiert hat, weiß, wie kompliziert die Organisation sein kann, und dass da auch nicht immer alles klappt. Wie viel schwieriger ist die Organisation in dem großen Rahmen- mit der dauernden Ungewissheit, welche neuen Wege sich das Virus einfallen lässt. Erhard Scholl
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • clemens_fries@yahoo.de
    Alles in allem also ein Kaffeeklatsch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten