
Sehr geehrter Herr Blume,
wer von Hamburg nach New York in See sticht, wählt üblicherweise den direkten Weg über den Atlantik. Man kann natürlich auch durchs Mittelmeer und den Suezkanal schippern, um New York nach der Durchquerung des Indischen Ozeans von Südafrika aus anzusteuern. Die meisten Kapitäne täten sich allerdings verdammt schwer damit, diesen Kurs als "klare Linie" zu verkaufen.
Sie, werter Herr Blume, scheinen da als Steuermann – alias Generalsekretär – der CSU aber wenig Skrupel zu haben. "Im Gegensatz zur Bundesregierung hat Bayern eine klare Linie" haben Sie mit Blick auf den abenteuerlichen Corona-Kurs des Freistaats betont. Wer da gedanklich nicht ins Schlingern kommt, ist entweder politisch abgestumpft oder CSU-Mitglied mit Funktion. Die meisten Bayern überlegen nämlich mittlerweile ernsthaft, ob ihr Steuermann Wind, Wetter und Omikron-Wellen wirklich deuten kann und ob sie es riskieren sollen, weiter mitzufahren.
Man darf sich kurz Bayerns Corona-Kurs der ersten anderthalb Jahre vergegenwärtigen: Im Freistaat wurden die Lockdowns früher ausgerufen als in anderen Bundesländern, dauerten länger und waren härter. Anders als Außerbayerische durften wir Bayern im ersten Corona-Winter nachts nicht einmal alleine spazieren gehen. Und während im zweiten Corona-Sommer etwa die Berliner ihre Alltagsmasken bestenfalls um den Hals trugen, schnauften wir Bayern durch FFP2-Masken.
Aber wehe dem, der den rigiden Corona-Kurs von Markus Söder, dem härtesten Corona-Einpeitscher der Republik, in Frage stellte. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger etwa, der öfter mal die Maßnahmen lockern wollte, wurde von Söder doch wöchentlich abgekanzelt. Er brauche von Aiwangers Abweichler-Partei eine "dauerhafte Kursbestimmung", schnauzte Söder, für seine Konsequenz durchaus respektiert, noch kurz vor der Bundestagswahl.
Jetzt schickt Bayern trotz bundesweit höchster Inzidenz Ungeimpfte zum Friseur
Und jetzt? Jetzt schickt Bayern, das aktuell bundesweit die höchste Inzidenz hat, Ungeimpfte wieder zur Friseurin und zur Fußpflege, lädt bis zu 15 000 Leute in Sportstadien ein und ruft das Ende der Gastro-Sperrstunde aus.
Nicht genug damit, Bayern setzt als einziges Bundesland auch noch den Vollzug der Impfpflicht für Pflegekräfte aus! "Erst im Bundestag der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zustimmen und dann den Vollzug des entsprechenden Gesetzes aussetzen: Echt eine klare Linie!", hämt ein Facebook-User unter einem Ihrer Posts. Der Mann ist einer von vielen, die dem CSU-Kurs gedanklich nicht mehr folgen können.
Warum ignoriert die CSU Bundesgesetze?
Die Frage nach dem Grund drängt sich da auf, Herr Generalsekretär: Warum macht die CSU nach anderthalb Jahren Härte die Total-Wende und ignoriert Bundesgesetze? Ist es, weil Sie angesichts des milderen Omikron-Verlaufs eine schnelle Durchseuchung der Bayern für sinnvoll halten, dies sich aber öffentlich nicht zu sagen trauen?
Oder ist es Opposition um der Opposition willen – jetzt, da die CSU im Gefolge der CDU die Regierungsmitverantwortung im Bund verloren hat? Aber egal, welche der beiden Antworten Sie jetzt ankreuzen, Herr Blume (Sie können auch beide wählen), die aktuelle Vorgehensweise der CSU in der Corona-Politik ist schädlich.
Kurswechsel löst beim Bürger subversive Gedanken aus
Denn es liegt doch auf der Hand, dass dieser Kurswechsel einerseits den Querdenkern in die Hände spielt, andererseits die eher schlechte bayerische Impfquote nicht befördert und vor allem der Glaubwürdigkeit der bayerischen Staatsregierung schadet.
Haben Sie denn nicht bedacht, was Sie beim Bürger auslösen, wenn Sie Söder beim munteren Bundesgesetz-Brechen unterstützen? Ist Ihnen nicht klar, dass viele von uns Bürgerinnen und Bürgern gerade folgendem subversiven Gedanken nachhängen: "Also, wenn die Staatsregierung jetzt Corona-Gesetze bricht, dann kann ich das auch!"
Sollen Bürger genauso unverantwortlich handeln wie Politiker, Herr Blume?
Und Gelegenheiten dazu gibt es ja viele. Wir könnten um einer besseren Durchseuchung willen damit anfangen, im Büro die Abstandsregeln zu missachten. Wir könnten etwa beim Fitnesstraining oder in der Chorprobe, wo Schnelltests oft auf Vertrauensbasis laufen ("Bitte macht vorher einen tagesaktuellen Test und bringt ihn mit"), unser Ergebnis von der vorvorigen Woche vorzeigen. Wir könnten als positiv Getestete Shoppen gehen und den infizierten Verwandten darum anbetteln, nicht in die Liste der ans Gesundheitsamt gemailten Kontaktpersonen aufgenommen zu werden: Weil wir ja dann in Quarantäne müssten und uns das nicht passt. Wir könnten also als Normalbürger genauso unverantwortlich handeln wie es Bayerns Staatsregierung gerade tut.
Wollen Sie das wirklich, Herr Blume? Dass Bürger Gesetze genauso wenig ernst nehmen wie Politiker?
Mit den besten Grüßen
Gisela Rauch, Redakteurin
Ihnen geht es nicht um die Sache!
Beleidigung, Hassbotschaften und Unwahrheiten werden salonfähig gemacht!
Ist einer von Euch betroffen wenn plötzlich von heute auf morgen ein Pflegedienst gekündigt hat?
Macht jemand mit, wenn keiner kommt und die Sch... wegwischt oder jemanden beim Essen, waschen, an- und ausziehen unterstützen muss?
Nimmt einer von Euch unbezahlten Urlaub um die Mutter oder den Vater zu pflegen?
Wenn "hanslemannschulz" in einer Einrichtung mit 95% Impfquote arbeitet ist ihm egal was mit den restlichen 5%passiert! Ihm ist egal ob das Unternehmen funktioniert oder die Behinderten betreut werden! Da müssen sich die da oben kümmern und die 5% rauswerfen!
Sie sollten die dekadente Art überdenken und die "Holzmichels", "GWM" und Freunde hier ihre Kinderstube hinterfragen!
Was ist denn ihre Alternative für hier und jetzt?
Sachlich kann man sich trefflich auseinandersetzen! Aber den Pfad haben einige verlassen!
Nämlich: Wir vollziehen das Gesetz, gewähren aber undefiniert lange Übergangsfristen. Wo liegt da der Unterschied?
Wenn eine Bundesregierung unfähig ist, das Gesetz durch eine Durchführungsbestimmung zu ergänzen, dann liegt dort auch ein schwarzer Peter. Es ist nicht geklärt, was mit den Impfunwilligen passiert.
Werden sie entlassen?
Bekommen Sie Arbeitslosengeld sofort oder eine Sperre?
Gibt es irgendwelche Geldstrafen?
Man macht das Gesetz, aber die unangenehmen Regelungen sollen die Länder treffen - einfach nur schäbig.
Wenn die Autorin das angesprochen hätte, hätte sie auch die Grünen kritisiert. ....und das geht gar nicht nach ihrer Einstellung.
Da kommt es eben auf das Verständnis der Tatsachen an.
Manche versuchens mit Schadensbegrenzung, und andere spielen russisch Roulette.
Der Samstagsbrief ist gut formuliert; über das Gebaren der CSU in den letzten beiden Jahren könnte man allerdings ein ganzes Buch schreiben! Dieses "Fähnchen-im-Wind-drehen" kann einen nur noch anwidern.
Mir tun die Parteimitglieder in unterer Ebene leid, bei denen es sich größtenteils um integre, vernünftige und engagierte Menschen handelt. Die muss es doch ebenso anwidern! Da wird doch hoffentlich bei den meisten nur noch die Briefmarke auf den Austrittsschreiben fehlen. Kadavergehorsam führt nie zu etwas sinnvollen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie viele"Überzeugungs- und "Rückholgespräche" die örtliche und überörtliche Poltiprominenz mit ihren (Noch-)mitgliedern führen müss.
Herr Seehofer, man kann von ihn halten was man möchte, hatte schon recht als er den Begriff "Schmutzeleien" im Zusammenhang mit Markus Söder erfand.
Und genauso verhält sich Herr Blume auch, und deswegen kann man Herrn Blume auch nicht ernst nehmen.
Danach geht es noch höher. Beispiele, Tandler,Steuber, Söder, Scheuer, Zimmermann (Old Schwurehand),Streibl (Chefamigo) Dobrindt und nicht zuletzt Gottvater Franz-Josef
Man ist mal wieder hoffnungslos zu spät dran … inzwischen sind das doch wirklich alles nur noch Scheindebatten.
Politisch gesehen ist Corona inzwischen doch ein totes Pferd. Es sterben aktuell „nur“ noch 150 bis 200 Menschen am Tag – für die Politik (und leider auch für viele Mitmenschen) geht das komplett im Grundrauschen unter.
Inzidenzen von über 3.500 in der Altergruppe der 5 bis 14-jährigen – wen interessiert das?
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz ruft bereits jetzt wieder nach Lockerungen an den Schulen – bis hin zur Aufhebung der Maskenpflicht (https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-prien-test-und-masken-in-schulen-allmaehlich-beenden-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220212-99-90525).
Was will man da noch sagen? Es ist schlicht erbärmlich ...
AUF DIE STRASSE, FÜR DIE FREIHEIT
Diesen wirren Mitbürgern geht's genau darum, was Söder und Konsorten derzeit politisch vorexizieren:
Was jucken Gesetze, die man persönlich nicht versteht und auf die man keinen Bock hat.
Und dieses Klientel wird sich nun auf die bayerische Staatsregierung berufen können.
Als Bewohner/in eines Altenheimes kann einem da angst und bang werden, welche Pflegekräfte mit Herz, aber ohne Hirn von der Andersregierung auf einen losgelassen werden !
Der politische Schaden, den diese Bayernregierung anrichtet, ist in seiner ganzen Tragweite noch gar nicht abschätzbar.
Und nun: wenig für eine bessere Impfquote tun, beleidigte Opposition spielen und in seinem König-Ludwig-Land schnell mal das Bundesgesetz brechen wollen anstatt, wie in anderen Bundesländern auch, sich an die Umsetzung machen. Das Gesetz und die Vorgaben sind seit 10. Dezember 2021 bekannt! Nörgeln geht einfacher als Umsetzen!
Ich selbst arbeite in einer davon Betroffenen Behinderteneinrichtung. 95% Impfquote, auch bei unseren Betreuten. Gegenseitiger Schutz war und ist uns wichtig. Dass wir in unserer Einrichtung bisher gut durch diese 2 Jahre Pandemie gekommen sind LAG auch an der Einhaltung der Hygieneregelvorgaben.
Bleiben Sie alle gesund!
Die Einführung der einrichtungsbezogenen Impflicht zum 15. März stößt vor allem da auf heftigen Widerspruch, wo man ihre unseligen Auswirkungen vor Ort ausbaden muss, wie in der heutigen Ausgabe dieser Zeitung auch zu lesen ist. Dass Söder diesen Bedenken Rechnung trägt, ist nur recht und billig.
Bekanntlich stinkt der Fisch ja vom Kopf her. Die Bundesregierung hat sich geweigert, selbst einen Gesetzesentwurf für die allgemeine Impflicht vorzulegen, an die ja auch die einrichtungsbezogene geknüpft ist - aus reinem Machtkalkül, weil sie in der Koalition keine eigene Mehrheit hat. Wenn dann ausgerechnet der Justizminister Bayern als Tyrannei vorwirft, ist dies eine lächerliche Unverschämtheit.
Nur weil unser Wendehals nach Stimmungen schaut und eigene Versäumnisse auf die Bundespolitik abwälzt. Das haben aber die meisten bereits durchschaut.