Bundesweit fordern Schülersprecher eine Entlastung der Abschlussjahrgänge. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) aber hält das Niveau der bayerischen Abschlüsse weiter hoch und spricht sich klar gegen ein Absenken des Prüfungsniveaus aus. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt er auch, warum jetzt Schulleiter entscheiden können, ob sie eine ganze Klasse nach Hause schicken, und warum er trotz Rekord-Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen Präsenzunterricht für sicherer hält als Distanzunterricht.
Michael Piazolo: Die Schulleitungen können Distanzunterricht anordnen, etwa dann, wenn Präsenzunterricht aus organisatorischen Gründen nicht sinnhaft erscheint, weil die halbe Klasse infiziert ist. Quarantäne ordnet aber immer das Gesundheitsamt an. Wir haben derzeit die Situation, dass die Gesundheitsämter durch hohe Omikron-Zahlen an ihre Grenzen gekommen sind und deshalb auch weniger Kontaktverfolgung durchführen können. Um sie in ihrer Aufgabe zu unterstützen, haben wir präzisiert, dass die Schulleiter bei einem großen Ausbruch eine gesamte Klasse in den Distanzunterricht schicken können. Die Regelung greift bei etwa 50 Prozent betroffener Schüler.
Piazolo: Die Regelung greift grundsätzlich, wenn 50 Prozent der Schüler infiziert sind. Die 50 Prozent sind ein flexibler Richtwert. Letztlich ist es immer eine schulorganisatorische Entscheidung.
Piazolo: Das wäre ein Fall, in dem der Schulleiter jetzt Distanzunterricht anordnen kann, weil Unterricht mit drei übrig gebliebenen Schülern nicht mehr sinnvoll ist. Auch wenn in diesem Fall nicht wirklich 50 Prozent der Schüler infiziert sind.
Piazolo: Uns bestätigen Schülerinnen und Schüler, Eltern und auch Kinderärzte, wie wichtig der Präsenzunterricht ist. Mir ist bewusst, dass gerade die Lehrkräfte über die letzten zwei Jahre mit besonderen Herausforderungen konfrontiert wurden. Ich habe den Eindruck , dass sie das hervorragend meistern. Tatsächlich sind in Bayern aktuell in 90 Prozent der Schulen immer noch alle Klassen im Präsenzunterricht. Das heißt, die Schule funktioniert. Es ist unser erklärtes Ziel, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Das ist angesichts des hohen Sicherheitsnetzes, das wir an den Schulen haben, auch nach Einschätzung der Gesundheitsexperten aktuell noch zu verantworten.
Piazolo: Wir haben eine ganze Reihe von Studien, die deutlich machen, dass das besondere Test-Regime an den Schulen – und da sind wir in Bayern ja Vorreiter – dazu beiträgt, die Corona-Wellen zu brechen und abzuflachen. Im Distanzunterricht blieben viele Schülerinnen und Schüler ungetestet. Es hat sich sehr bewährt, dass wir an den Schulen nicht nur testen, sondern durch das Testen an den Schulen Infizierte auch identifizieren.
Piazolo: Ich freue mich, dass wir diese Möglichkeit haben. Wir sind neben Nordrhein-Westfalen das einzige Land, das diese PCR-Tests an Grund- und Förderschulen anbietet. NRW kann die Testungen gerade nicht mehr durchhalten, aber wir in Bayern können das. Es stehen ausreichend Tests zur Verfügung. Laut Gesundheitsministerium sind die entsprechenden Kapazitäten da. Das ist wichtig bei dieser vergleichsweise wenig geimpften Altersgruppe.
Piazolo: Ich bin der Auffassung, dass unsere Lehrkräfte nicht nur jetzt, sondern schon immer mit Augenmaß handeln. Das ist insbesondere auch in der jetzigen Situation angebracht. Wir haben ja sehr unterschiedliche Situationen: Schulen, in denen Klassen ein- oder mehrfach in Quarantäne waren oder sind, und Schulen, die davon verschont blieben. Wir haben auch ein unterschiedliches Leistungsbild. Aber klar ist auch, der Leistungsstand an Schulen ist nie gleich, es war das auch vor Corona nicht. Völlige Gleichheit wäre eine Utopie. Überall exakt die gleichen Leistungen und die gleichen Anforderungen zu haben, das geht nicht. Unterschiede wird es immer geben, aber diese Unterschiede gleichen sich meines Erachtens im Laufe einer Schulkarriere aus.
Piazolo: Wir haben in den letzten Jahren bei den Abschlussprüfungen genau darauf geschaut, dass die Bedingungen fair waren. Und anders als im letzten Schuljahr haben wir in 2021/22 bisher durchgehend Präsenzunterricht, auch wenn es an etlichen Schulen Quarantäne-Zeiten gab. Manche Schüler haben für die Schule sogar mehr Zeit als sonst, weil andere Aktivitäten wie etwa Ausflüge oder Klassenfahrten nicht stattgefunden haben. Uns ist mit Blick auf die Abschlussprüfungen wichtig, dass das Vorbereitungsniveau an den Schulen gleichwertig ist. Zur Unterstützung haben wir für alle Schülerinnen und Schüler das Programm "Gemeinsam Brücken bauen" aufgelegt, das Leistungsdefizite ausgleicht.
Piazolo: Im letzten Jahr hatten wir Abschlussprüfungen auf einem hohen Niveau. Wir haben kenntlich gemacht, welche Stoffgebiete in den Prüfungen drankommen. Eine pauschale Senkung des Prüfungsniveaus hat es nie gegeben und wird es nicht geben. Wir wollen faire Prüfungsbedingungen für alle und haben das in den letzten zwei Jahren bewiesen, dass wir das gut hinbekommen haben.
Piazolo: Aber das gibt es doch sonst auch. Auch in Nicht-Corona-Zeiten gab es in der einen Schule Ausfälle - wegen Schnee, wegen Grippe, wegen Erkrankung des Lehrers. Die Ausfälle durch die Pandemie sind für die Schulen in dieser Form zwar etwas Neues, aber vom Grundsatz her nicht. Die Lehrkräfte haben ihre Schüler schon immer verantwortungsbewusst auf Abschlussprüfungen vorbereitet und ich bin mir sicher, sie werden dies auch weiterhin tun.
"Deswegen: Sommerferien auf 3 Wochen verkürzen und dann intensiv den digitalen Unterricht vorbereiten."
Geschehen ist im Schulsystem nichts. Schulleitungen und Lehrerinnen sehen sich überfordert oder haben schlicht keine Lust, die eingefahrenen und teilweise seit Jahrzehnten in Gebrauch befindlichen Arbeitsblätter in eine digitale Lernform umzuarbeiten. Die Kultusminister haben vor der Trägheit des Lehrkörpers kapituliert.
zum Glück ist es kein Kriegszustand. Ich glaube Sie wissen nicht was Krieg ist!!!
Es geht darum, dass die Inhalte der Prüfungen in keinster Weise an die Schulrealität der letzten zwei Jahre angepasst wurden.
Unsere Kinder haben schlicht auch in prüfungsrelevanten Hauptfächer komplette Themenbereiche überhaupt nicht vermittelt bekommen, natürlich über alle Schulfomen hinweg.
Die vollmundig versprochenen Förder- und Nachholstunden fanden schlicht überwiegend nicht statt oder wurden von Studenten abgehalten, weil die Schulen mit der Organisation vollkommen alleine gelassen wurden und Personal dafür an allen Ecken und Enden fehlt.
Meinen Sie etwa, wenn ein Lehrer wegen Infektion oder Quarantäne ausfällt, springt jemand anderes ein? Es ist gar kein anderer verfügbar...
Wenn der Müll nicht abgeholt wird, da kann man sich kümmern! Schule? Uninteressant!
Die Kinder, die JETZT ihren Abschluss machen haben keine Zeit mehr, irgendetwas aufzuholen.
Corona ist für die Schüler eine über zwei Jahre bestehende Ausnahmesituation. Die Schulen bzw. das Schulsystem haben es nicht geschafft, sich auf diese Situation vernünftig einzustellen.
Alle, die versucht haben, die Auswirkungen von Corona auf die Schüler systematisch zu erfassen, sprechen von erheblichen Corona-bedingten Auswirkungen (siehe z. B. https://www.br.de/nachrichten/bayern/lern-rueckstaende-durch-corona-laengst-nicht-aufgeholt).
Diese besondere Situation der benachteiligten Schüler jetzt unberücksichtigt zu lassen und die Prüfungen so durchzuziehen, als hätte es Corona nicht gegeben, zeigt die Ignoranz, die Gleichgültigkeit und das Unvermögen unseres Schulsystems den Schülern gegenüber gnadenlos auf.
Genau wie Ihr ziemlich zynischer Beitrag das für Sie aufzeigt …
Ich spreche als betroffene Großmutter!
Ich habe relativ hautnah die gesamten 2 Jahre erlebt!
Aber jetzt die Durchseuchung finde ich furchtbar!!!
Vor fast einem Jahr habe ich hier an dieser Stelle nach Luftfilter für den Landkreis Haßberge gefragt.....!!!! Zu wenig Wirksamkeit!?
Aber sicherlich ist es nun besser, daß mein Enkel innerhalb 8 Wochen 2x Corona hat!?
1x Delta, 1x Omikron!
Unterschreibt alle diese Petition, es macht mich nur noch traurig!
https://www.change.org/p/frau-bundesministerin-stark-watzinger-wirwerdenlaut-schulen-in-der-f%C3%BCnften-welle
Jetzt werden die Schüler selbst aktiv #WirWerdenLaut
Wo sind die Eltern, die ebenfalls mal sagen Stopp so nicht weiter?
Wie blind die Minister sind - und damit ist auch ein Söder gemeint, zeigt sich an der Inzidenz der Kinder....da noch zu behaupten Schulen sind sicher und Wellenbrecher - können diese Herren nicht lesen?
Kinder sind die Fußabstreifer der Politik....nix wert und mit Füßen getreten....Arme Kinderseelen, die jetzt geprägt werden. Angst und psychische Probleme werden viele ein Leben lang begleiten...
Die Leistungsanforderungen an die Schüler müssen sich daran orientieren, was in der Schule vermittelt werden kann.
Hier will niemand Geschenke oder Vorteile – sondern lediglich eine auf die Wissensvermittlung abgestimmte Leistungsbewertung der Schüler. Und dass sollte kein Diskussionsthema sein – denn es wäre einfach nur fair.
Und zum Thema „Ehrenrunde“: Ja, das schreibt sich leicht – aber vergessen Sie bitte nicht, dass in diesen Corona-Mist auch noch die Umstellung G8/G9 fällt. Der letzte G8-Jahrgang steht unmittelbar vor der Kollegstufe. Wie sollen die bitte mal eben ein Jahr wiederholen – wenn sie dann in einen G9-Jahrgang zurückfallen?
Gebt den Schülern eine Stimme.
https://www.change.org/p/frau-bundesministerin-stark-watzinger-wirwerdenlaut-schulen-in-der-f%C3%BCnften-welle
Weder wurde ein überarbeiteter Lehrplan erstellt, welcher Online besser zu vermitteln wäre, noch wurden irgendwelche Investitionen in die schulische Infrastruktur realisiert. Digitales Lehrkonzept? Fehlanzeige. 2 Jahre NICHTS gemacht.
Wer einen Lehrer hat, der sich persönlich engagiert, kann sich glücklich schätzen. Wer einen Lehrer hat, der auf Anweisungen von oben wartet, verspielt seine Chancen. Das nennt man wohl Lotterie des Lebens. Mit Chancengleichheit hat das schon lange nichts mehr zu tun.
Die einzige Reform des Kumis in 80 Jahren ist, dass man die Schiefertafel und Keil gegen Papier und Stift getauscht hat. Ein Museum für Brauchtum und Overheadprojektoren in einer sich wandelnden Welt.
Es ist nur noch ein Witz, über den man schon lange nicht mehr lachen kann.
Und jetzt noch die Verantwortung für die Prüfungsvorbereitungen komplett auf die Lehrer abwälzen ohne irgendwelche organisatorischen Maßnahmen in Form von Lehrplanänderungen, Anpassungen der Prüfungsinhalte, Unterstützung durch Förderklassen oder mehr Personal ist eine Frechheit.
Wir stehen bei einer Inzidenz unter den Schülern von teilweise über 5.000! Und aufgrund der insgesamt sehr hohen Inzidenz in der Omikron-Welle fallen aktuell mehr Unterrichtsstunden aus als jemals zuvor in der schulischen Laufbahn unseres Kindes. Auch Lehrer können sich anstecken – und auch Lehrer müssen in Quarantäne.
Aber unser Herr Minister singt – wie es seine Klientel von ihm erwartet – wieder brav das Hohelied auf den Präsenzunterricht und die Unveränderlichkeit der schulischen Leistungsmaßstäbe! In einem hoffnungslos veralteten und verkrusteten System. Herr wirf Hirn vom Himmel …
Für mich sind die Kultusministerien in diesem Land so rückständig, so traditionsverhaftet, so reformresistent, dass sie als Institutionen der Brauchtumspflege gelten sollten.
Wann kommt endlich jemand und verleiht unserem Schulsystem einen Tritt, der es ins 21. Jahrhundert fliegen lässt?