In die Diskussion um die Verteilung der Mittel aus der Hightech Agenda des Freistaats und die Förderung der Raumfahrtforschung an der Universität Würzburg hat sich Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) eingeschaltet. Er reagiert damit auf die Berichterstattung dieser Redaktion.
Zuletzt hatten sich mehrere unterfränkische Landtagsabgeordnete für eine stärkere Berücksichtigung der Würzburger Forschungseinrichtungen ausgesprochen. Im Mittelpunkt steht dabei das Zentrum für Telematik unter Leitung von Prof. Klaus Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Robotik und Telematik.
Bremst Münchner Dominanz die Würzburger aus?
Wie berichtet, war es zu Verstimmungen gekommen, weil die Hightech Agenda die international anerkannte Satellitenforschung und die Raumfahrtinformatik in Würzburg nicht ausdrücklich aufnimmt und stattdessen vorrangig auf die neu geschaffene Raumfahrtfakultät an der TU München setzt. Nun widerspricht der Wissenschaftsminister.
Sehr wohl erkenne man die Kompetenzen und Stärken an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU). Diese wolle man durch den Ausbau in München auch nicht schmälern - im Gegenteil. Er werde "persönlich darauf achten", kündigte Sibler gegenüber der Redaktion an, dass die TU München in ausgewählten Feldern eng mit der JMU Würzburg zusammenarbeitet. "Die Präsidenten beider Hochschulen haben mir das in Gesprächen zugesagt", so der Minister.
Arbeitsteilung zwischen München und Würzburg zu prüfen
Wäre aus seiner Sicht eine Arbeitsteilung denkbar, wonach in Würzburg die Satellitenforschung und die unbemannte Raumfahrt, in München dafür die Luftfahrt und bemannte Raumfahrt ausgebaut werden? "Das muss man diskutieren", meint Sibler. Dies wäre allerdings auf Arbeitsebene von den jeweiligen Führungsgremien der Hochschulen zu klären. Genaue Vorgaben dafür will das Ministerium nicht machen, "wir werden aber definitiv keine Parallelstrukturen schaffen und zweimal das Gleiche aufbauen." Die Diskussion der vergangenen Wochen habe die Sensibilität geschärft, dass die Hochschulen nur in Kooperation und Absprache die besten Ergebnisse erzielen.
Unterdessen verweist Sibler darauf, dass die Uni Würzburg und die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) vor allem für die Entwicklung in der Künstlichen Intelligenz bis 2023 erhebliche personelle und finanzielle Mittel erhalten - allein 42 Professuren für die Uni, 34 für die FHWS. Ein Großteil davon kommt über eine Hochschulreform, die den Professoren mehr Zeit für die Forschung schaffen soll. Zusätzlich wird es einen Wettbewerb um weitere KI-Professuren geben. Letztlich liege es an der Universität selbst, die neuen Stellen und Mittel einzusetzen, sagt Sibler. Uni-Präsident Alfred Forchel habe ihm zugesichert, damit auch die Raumfahrtforschung zu fördern.
Raumfahrtforscher an der Uni Würzburg hoffen auf eigenes Gebäude
So könnte auch ein dringender Wunsch der betreffenden Lehrstühle in Erfüllung gehen: ein neues, gemeinsames Gebäude für die Raumfahrt statt der Verteilung auf derzeit vier Standorte am Würzburger Hubland. Der Wunsch, inhaltliche Kompetenz räumlich zu binden, ist für Sibler nachvollziehbar. Das Ministerium stehe bereits mit der Uni in Kontakt, um mit Blick auf die zusätzlichen Informatik-Lehrstühle "geeignete Flächen zu identifizieren". Aber auch hier gelte: Bauvorhaben müssen von der Universität selbst initiiert und vorgeschlagen werden.