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Mehr Geld, Umzugskosten, "Buschzulage": Sind Söders Pläne gegen den Lehrermangel mehr als Wahlkampf?
Fast im Wochentakt kündigt Bayerns Ministerpräsident Maßnahmen gegen den Lehrermangel an. Geht es dabei um echte Lösungen – oder nur um die Landtagswahl?
Kein Unterricht, weil Lehrkräfte fehlen? Im Jahr der Landtagswahl verspricht die Söder-Regierung viele Maßnahmen gegen den Lehrermangel. Geht es dabei um mehr als Wahlkampf?
Foto: Caroline Seidel, dpa | Kein Unterricht, weil Lehrkräfte fehlen? Im Jahr der Landtagswahl verspricht die Söder-Regierung viele Maßnahmen gegen den Lehrermangel. Geht es dabei um mehr als Wahlkampf?
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:37 Uhr

Bildungspolitik ist für eine Landesregierung immer ein heikles Thema. Dies gilt natürlich umso mehr – wie aktuell in Bayern – in einem Wahljahr: Man stelle sich nur vor, zu Beginn des neuen Schuljahres, nur ein paar Wochen vor dem Wahltermin am 8. Oktober, müssten in Bayern ganze Klassen wieder nach Hause geschickt werden, weil nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer da sind, um die Kinder zu unterrichten.

Ein solches Szenario wäre schlimm für die Kinder, Eltern und Lehrer. Es könnte aber auch zu schmerzlichen Stimmenverlusten für die Regierungspartien von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) führen.

Sowohl Söder als auch Piazolo sind deshalb bereits seit Monaten extrem aktiv, einen ganzen Strauß von politischen Maßnahmen ins Schaufenster zu stellen, die dem Lehrermangel in Bayern zumindest perspektivisch entgegenwirken sollen. Wirklich konkret wirkt davon allerdings noch nichts. Geht es also nur um Wahlkampfgetöse? Oder können die politischen Pläne wirklich helfen, das Problem zu lösen?

Mehr Geld für Grund- und Mittelschullehrer – aber erst nach der Landtagswahl

Söders erster Aufschlag war bereits im vergangenen Jahr die Ankündigung, nach vielen Jahren der Ablehnung durch die CSU künftig auch Lehrer an Grund- und Mittelschulen nach der höheren Besoldungsgruppe A 13 bezahlen zu wollen. Allerdings nicht gleich, sondern erst nach der Wahl und dann auch nur stufenweise eingeführt über die gesamte Wahlperiode.

Eine gesetzliche Verpflichtung zu dieser Aufwertung schon vor der Wahl lehnten CSU und Freie Wähler im Landtag diese Woche ab: Eine solche fixe Bindung "würde aktuell keinen einzigen Lehrer vor die Klassen bringen", erklärte dort der CSU-Bildungspolitiker Wolfgang Fackler. Das jährlich bis zu 200 Millionen Euro teure Versprechen sei aber "erklärtes Ziel und Handlungsauftrag" der Söder-Regierung. Darauf könne man sich verlassen.

SPD: Söder ist Weltmeister im Ankündigen, im Umsetzen aber nur Kreisklasse

"Es gibt gute Gründe skeptisch zu sein", warnt dagegen die Opposition: "Der Ministerpräsident ist bekanntlich Weltmeister im Ankündigen, aber im Umsetzen ist er eher Kreisklasse", findet die SPD-Abgeordnete Margit Wild. Noch 2019 habe Söder den Gehaltszuschlag vehement abgelehnt, kritisiert auch der Grüne Thomas Gehring: "Und jetzt vor der Wahl macht er es doch, aber nur als Versprechen."

Für Schlagzeilen und viel Kritik sorgte Söder auch, als er im Januar ankündigte, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern auch mit Geld abwerben zu wollen: Umzugskosten sollen Interessenten bezahlt bekommen, dazu eine "Regionalprämie" von 3.000 Euro, wenn sie sich für eine Schule in einer Region entscheiden, in der besondere Personalnot herrscht. Letzteres gilt auch für bayerische Lehrkräfte, die innerhalb des Freistaats wechseln wollen.

Lehrer sollen 3.000 Euro für Umzug in weniger attraktive Regionen bekommen

Wo genau diese "Buschzulage" bezahlt werden soll, blieb zunächst offen: Es gehe nicht um ganze Landkreise oder Regionen, sondern um einzelne Schulen, Schularten oder Fächerkombinationen, erklärte Piazolo auf Nachfrage: "Wir wollen Lehrer motivieren, dorthin zu wechseln, wo regionale Mangellage herrscht."

"Politische Inszenierung" nennt dagegen der Grüne Gehring die angekündigten Prämien: "In den Klassenzimmern vor Ort wird das nicht viel ändern." Zumal Bayern allein durch Zwangsversetzungen zum Beispiel von Unterfranken ins teure Oberbayern über Jahre unzählige Lehrer vertrieben habe, kritisiert Gehring: "Von denen sind viele lieber nach Hessen oder Baden-Württemberg gegangen." Die Länder lägen näher an der Heimat.

 
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Kommentare
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  • H. M.
    Herr Stern würde auch sehr gerne wissen, wie es in den anderen Bundesländern aussieht?

    Gibt es da auch ein Lehrerproblem?
    Was bekommen die bezahlt?

    Andere Fragen:
    Jammert man hier auf allerhöchsten Niveau!
    Ich komme noch aus einer Zeit, da waren 30 Kinder pro Klasse normal.
    Wie viele Kinder sind heutzutage im Durchschnitt in der Klasse?

    Aber:
    Mit einer Besseren Bezahlung (wenn man die tatsächliche Arbeitszeit zugrunde legt, ist sie heute schon weit über den Durchschnitt) erreicht man auch keine Menschen, die das Lehramt studieren wollen!

    Soweit ich weiß, ist liegt auf dem Studienfach Lehramt kein Numerus Clausus!

    Also wo sind die Schulabgänger, die Lehramt studieren wollen?
    Weder GRÜN noch SPD können diese jungen Menschen zwingen dieses Studium aufzunehmen!

    Also hört auf damit immer nur in der Politik den Schuldigen zu suchen.
    Das ist ein Gesellschaftliches Problem.

    Heute wissen ja die Eltern genau, was die Lehrkräfte zu tun und zu lassen haben.
    Wer will sich das Lehramt antun?
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  • K. G.
    Eine Anekdote zum Thema "Buschzulage" und zu Minister Piazolos Aussage "Wir wollen Lehrer motivieren, dorthin zu wechseln, wo regionale Mangellage herrscht."

    An unserer Grundschule war ein junger, motivierter Lehrer angekommen, der eine 3. Klasse übernahm. Er war beliebt und akzeptiert und alle waren zufrieden. Am Ende des Schuljahres musste er die Schule leider wieder verlassen. Warum? Er wurde in den Münchner Raum zwangsversetzt. Zumindest zeitlich begrenzt. Und zwar genau jetzt. Ein weiteres Jahr an der Schule zu bleiben, um die dann 4.Klasse = Übergangsklasse weiter zu unterrichten, das ging nicht. U.a. eine Elterninitiative mit diesem Ziel blitzte ab. Die Versetzung war Vorraussetzung dafür, später verbeamtet werden zu können. Erwähnt werden sollte noch, dass er aus dem Würzburger Raum kam und in der Gegend bleiben wollte.
    So geschehen im Schuljahr 2018/19, Grundschule Röthlein im Landkreis Schweinfurt.
    Noch Fragen?
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  • K. G.
    Kann mich dem nur anschließen. Alles nur Wahlkampf. Aber was wollen wir auch von einem Ministerpräsidenten erwarten, der rechtzeitig vor Wahl die Ministerien so umbesetzt, dass es der CSU strategisch nutzt. Das hat er ja im letzten Jahr sogar offen zugegeben...
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  • H. R.
    Ja,das ist nur Wahlkampf, das Problem besteht seit einigen Jahren, jetzt humpelt Söder wieder so dahin, nach der Wahl galopiert er wieder in die alte Richtung.
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  • M. F.
    Vielleicht sollte das Ministerium auch mal mit der Unsitte aufhören, Lehrer jahrelang nur als befristete Angestellte arbeiten zu lassen.
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  • M. M.
    Oder sogar pünktlich zu den Sommerferien auszustellen und dann wieder einzustellen bei Schulanfang
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