Moore gelten als effektive CO2-Speicher. Sie sind deshalb ein extrem wichtiger Schlüssel zum Erreichen der ambitionierten Klimaziele in Bayern: Würden die rund 221 000 Hektar Moorflächen im Freistaat komplett renaturiert, könnten laut einer Studie der Hochschule Weihenstephan rund fünf Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden – jedes Jahr. Dies entspricht etwa sechs Prozent des aktuellen Ausstoßes im Freistaat.
Die Wiedervernässung von Mooren ist deshalb ein zentraler Punkt im Klimaschutz-Konzept der bayerischen Staatsregierung: Allein in ein Vorzeige-Projekt auf 2000 Hektar an der Donau sollen in zehn Jahren rund 200 Millionen Euro fließen. Doch während der Freistaat viel Geld in die Hand nimmt, um gefährdete Moore zu retten, droht eines der schönsten noch intakten Moorgebiete in Unterfranken auszutrocknen: Das Schwarze Moor in der Rhön.
Streit um die Zukunft des Schwarzen Moores in der Rhön
Naturschützer, aber auch regionale Politiker wie Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann (CSU), sehen den zunehmenden Baumbewuchs als Folge des Klimawandels im Schwarzen Moor als Hauptgrund für die Austrocknung – und werfen dem zuständigen Forstministerium gefährliche Untätigkeit vor. Dort will man die Bäume nämlich nicht beseitigen – weil das Schwarze Moor als "Naturwaldreservat" vor menschlichen Eingriffen geschützt sei. Der Zustand des Moores sei "stabil", findet das Ministerium – eine Auffassung, die in der Rhön auf harschen Widerspruch trifft.
Doch nicht nur wegen des Schwarzen Moors gibt es Kritik an der Staatsregierung: Der Oberste Bayerische Rechnungshof (ORH) verfasste kürzlich sogar einen Sonderbericht zum staatlichen Moorschutz in Bayern: Der habe bislang keine klaren Ziele, keine Ausgaben-Transparenz und keine Erfolgskontrolle, so das vernichtende Fazit.
Rechnungshof nennt Erfolg des Moorschutzes in Bayern "überschaubar"
Selbst bei der vollständigen Umsetzung des 2018 verabschiedeten "Masterplans Moore" könnte die Regierung nur 16 Prozent der eigenen Ziele erreichen, rechnete der ORH vor. Und den Erfolg der bisherigen Maßnahmen nennen die Prüfer "überschaubar".
Dem Umsetzungskonzept fehlten zudem klare Zwischenziele, mahnte der Rechnungshof. Rund 55 000 Hektar Moorflächen will die Staatsregierung bis 2040 renaturieren – rechnerisch 2750 Hektar pro Jahr. Von 2014 bis 2018 schaffte man jährlich aber nur schmale 135 Hektar.
"Bayern verfehlt seine eigenen Klima-Ziele auch hier krachend", kritisiert deshalb der Würzburger Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl. Mit dem aktuellen Tempo erfülle die Söder-Regierung ihren eigenen Moorschutz-Plan nicht wie angekündigt im Jahr 2040, sondern im Jahr 2400, rechnet Friedl vor. Und im Schwarzen Moor bremse die Staatsregierung den Moorschutz sogar im eigenen Gelände aus, kritisiert Friedl: "Dort lässt man genau die Zerstörung intakter Moorflächen zu, die man anderswo mit viel Geld rückgängig machen will."
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sieht den bayerischen Moorschutz dagegen auf einem guten Weg. Mit dem gerade überarbeiteten Klimaschutzgesetz stehe genug Geld zur Verfügung, beteuert er. Der Schutz staatlicher Moorflächen werde "zu einer hohen Priorität gemacht". Auch die Erfolgskontrolle werde besser, verspricht Glauber: "Wir werden beim Moorschutz nun deutlich andere Zahlen liefern können, als früher."
Selbst für die Renaturierung bisher landwirtschaftlich genutzter Moore stünden "die Chancen sehr gut", hofft Glauber. Genug Geld zur Entschädigung privater Eigentümer stünde zur Verfügung. Zudem könnten die renaturierten Moore künftig für Photovoltaikanlagen genutzt werden – was die Umwandlung finanziell noch attraktiver mache.
Uneinigkeit beim Schwarzen Moor: Umweltministerium gegen Forstministerium
Und das Schwarze Moor in der Rhön? "Ohne Eingriffe des Menschen wird dieses Moor verschwinden", warnt Glauber. Das Nichtstun des Forstministeriums widerspreche deshalb den Klimaschutz-Zielen der eigenen Regierung, schimpft der Umweltminister.
Bereits beauftragte Fachgutachten zum Schwarzen Moor will Glauber noch abwarten. Dann will er sich im Zweifel auch mit Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) anlegen. Notfalls müsse der Schutz des Schwarzen Moores im Kabinett geklärt werden, verlangt er: "Meine Geduld mit der Forstverwaltung ist jedenfalls am Ende."