Johannes Aumüller hat einen Traum. 2025 will der Würzburger Ju-Jutsuka bei den World Games auf der Matte stehen – dem Wettbewerb, der für die nicht-olympischen Sportarten der bedeutungsvollste ist. Die Weichen dafür muss der 32-jährige Polizeibeamte, der gerade zum fünften Mal deutscher Meister geworden ist, noch in diesem Jahr stellen. Bei den Europameisterschaften im Mai und den Weltmeisterschaften im Oktober gilt es, wichtige Punkte für die Qualifikation zu sammeln. Denn: Pro Disziplin und Gewichtsklasse darf nur ein deutscher Ju-Jutsuka bei den World Games antreten.
"2024 ist das entscheidende Jahr. Mit Podestplätzen bei der EM und WM könnte ich gute Voraussetzungen für die Teilnahme an den Word Games schaffen", sagt Aumüller, der im Fighting in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm antritt. Die deutschen Meisterschaften in Gelsenkirchen – dort findet vom 23. bis zum 26. Mai auch die EM statt – war heuer das erste Turnier für den 1,70 Meter großen Athleten. "Es war anstrengend, aber ich konnte meinen Kampfstil gut durchsetzen."
Dem ersten Test auf internationaler Ebene wird er sich kommendes Wochenende bei den Paris Open stellen. Im Anschluss geht es gemeinsam mit den anderen deutschen Profi-Ju-Jutsuka zum Trainingslager ins thüringische Bad Blankenburg.
2022 wurde Johannes Aumüller Dritter bei der Ju-Jutsu-Weltmeisterschaft
Seit 2022 ist Aumüller im Bundeskader. Wieder, muss man sagen, denn er gehörte den Profis bereist von 2011 bis 2014 an, pausierte dann allerdings einige Jahre, um sich ganz der Polizei-Ausbildung zu widmen. Gleich nach seinem Re-Start wurde er Dritter bei der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi, vergangenes Jahr holte er sich zudem den dritten Platz bei der EM.
Ju-Jutsu und Johannes Aumüller – das ist eine enge Verbindung. Schon als kleiner Junge kam er in seiner Heimatstadt Gerolzhofen mit dem Sport in Berührung, der Elemente aus verschiedenen Kampfsportarten enthält, und Ende der 1960er Jahr im Auftrag des Innenministeriums für Deutschlands Polizei, Justiz, Zoll und Streitkräfte entwickelt wurde. Erst nach und nach fand Ju-Jutsu den Weg in die Sportvereine. Inzwischen hat der deutsche Ju-Jutsu-Verband nach eigenen Angaben rund 50.000 Mitglieder, etwa 14.000 davon in Bayern.
In Gerolzhofen war es Jörn Meiners, der einen Verein gründete, dem zunächst Johannes Aumüllers Vater und schnell auch er selbst angehörte. Meiners betreut den jungen Athleten bis heute, auch wenn Aumüller inzwischen beim SV Oberdürrbach trainiert und seinen Lebensmittelpunkt in Rimpar hat. "Eigentlich habe ich drei Trainer", sagt der Ermittlungsbeamte und schmunzelt. Neben Meiners sind das die Bundestrainer Roland Köhler, zugleich Verbandspräsident, und Steffen Heckele. Was Aumüller an allen gleichermaßen schätzt: "Dass wir uns auf Augenhöhe begegnen."
Natürlich sei der Trainer auch dafür da, zu korrigieren und den Sportler zu fordern. "Aber das alles findet in einem sehr angenehmen, freundschaftlichen und lustigen Klima statt. Du wirst immer gefördert, und dir wird immer weitergeholfen."
An seiner Sportart liebt Aumüller vor allem die unglaubliche Bandbreite – von Würfen über Schläge und Tritte bis hin zu Bodentechniken – aufgrund derer sich auch das Training abwechslungsreich gestalten lasse. Und ihm gefällt die Dynamik der Kämpfe. "Ich schaue mir das auch sehr gerne an."
Zunächst einmal wird er aber wieder selbst auf der Matte stehen. Um Kampf für Kampf seinem Traum von den World Games näherzukommen.
Matze