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Ju-Jutsu
Auf diesen Würzburger Großmeister hört die Ju-Jutsu-Welt
Er ist Bundestrainer, Teamchef, Verbandspräsident und Vereinstrainer in einem: Im Ju-Jutsu geht in Deutschland nichts ohne den Würzburger Roland Köhler.
Ihr Ergebnis kann sich wohl sehen lassen: Die Oberdürrbacher Ju-Jutsuka Hannah Treumann (links) zeigt ihrem sichtlich zufriedenen Trainer Roland Köhler ein Trainingsvideo.
Foto: Steffen Krapf | Ihr Ergebnis kann sich wohl sehen lassen: Die Oberdürrbacher Ju-Jutsuka Hannah Treumann (links) zeigt ihrem sichtlich zufriedenen Trainer Roland Köhler ein Trainingsvideo.
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Rund 53 000 Vereinsmitglieder zählt der Deutsche Ju-Jutsu-Verband (DJJV). Dessen oberster Funktionär: Verbandspräsident Roland Köhler aus Würzburg. Circa 5000 Ju-Jutsuka sind bei Wettkämpfen aktiv, die besten kämpfen im Bundeskader. Für sie zuständig: Bundestrainer Roland Köhler aus Würzburg. Rund 90 Kinder und Jugendliche trainieren im Nachwuchs beim SV Oberdürrbach. Einer ihrer Trainer heißt: Roland Köhler aus Würzburg.

Frage: Herr Köhler, wie kriegen Sie alle diese Aufgaben und Funktionen unter einen Hut?

Roland Köhler: Das geht wahrscheinlich nur, weil ich pensioniert bin. Ich sitze morgens ab 7 Uhr vor dem Computer und stehe manchmal erst abends zum Training auf. Es ist mehr als eine 40-Stunden-Woche, dazu kommen Lehrgänge, Turniere und Sitzungen an Wochenenden.

Wie sind Sie denn zu Ju-Jutsu gekommen?

Köhler: Das ging 1971 los. Ich wollte was mit Selbstverteidigung machen und fing mit Judo an, aber das war für mich nicht optimal. Man kann zwar werfen, schlägt und tritt aber nicht. Dann habe ich Taekwondo angeschaut, aber das Werfen vermisst. Danach bin ich zum Jiu-Jitsu gekommen, der Vorläufer von Ju-Jutsu, und habe das bis zum schwarzen Gurt gemacht. Ju-Jutsu aber hatte die Wettkämpfe. Das Vergleichen und Messen mit anderen hat mir schon immer Spaß gemacht. 1985 sind wir mit dem ganzen Verein zu Ju-Jutsu gewechselt.

"Wir haben uns den Berater geholt, der damals Curling zur olympischen Sportart gemacht hat. Es gibt einige Regeln, die man erfüllen muss. Wir erfüllen bereits die meisten."
Ju-Jutsu-Bundestrainer Roland Köhler
Und wie sind Sie Bundestrainer geworden?

Köhler: Nachdem ich ein paar Jahre lang keinen Kampf verloren hatte, wurde ich vom bayerischen Verband als Landestrainer berufen. Vor 27 Jahren wollte ich mal kürzertreten. Ich habe mich aber geärgert und beim Bundesverband beschwert, dass kein Sportler aus unserem Landeskader zur Weltmeisterschaft mitgenommen wurde, obwohl wir bei den deutschen Meisterschaften der erfolgreichste Landesverband waren. Daraufhin hat mich der damalige Vizepräsident angesprochen, ob nicht ich Bundestrainer machen möchte. Da bin ich hängengeblieben.

Werden wir Ju-Jutsu eines Tages auch bei Olympischen Spielen sehen?

Köhler: Die Bemühungen dafür sind derzeit groß. Wir haben uns den Berater geholt, der damals Curling zur olympischen Sportart gemacht hat. Es gibt einige Regeln, die man erfüllen muss. Wir erfüllen bereits die meisten. Früher war Olympia mein großer Wunsch, aber seitdem wir darauf zusteuern, ist es nicht mehr dasselbe. Die Sitzungen des Weltverbandes fanden immer in einer freundschaftlichen Atmosphäre statt, jetzt aber ist der Ton rauer geworden.

Wie beeinträchtigt die Corona-Krise einen eher kleinen Verband wie den Ihren?

Köhler: Es finden in diesem Jahr gar keine Wettkämpfe statt. Bei den Jugendlichen merken wir, es sind weniger geworden. Wenn vorher 40 Kinder zum Training kamen, kommen jetzt nur noch 25 bis 30. Als eine Zeit lang gar nichts ging, haben wir im Verein dreimal in der Woche ein Training und einmal ein Gürtelprüfungsprogramm per Internet angeboten. Wir haben mit allen Möglichkeiten gekämpft, um unsere Mitglieder zu halten. Mit den Athleten im Bundeskader haben wir ein Videotraining gemacht. Manche Griffe und Würfe konnten wir tatsächlich verbessern.

Welche Bedeutung hat der SV Oberdürrbach in Ihrer Sportart?

Köhler: Wir sind einer der erfolgreichsten Ju-Jutsu-Vereine in ganz Deutschland. Wir haben World-Games-Sieger, den ersten überhaupt, mehrere Welt- und Europameister und sechsmal in Folge die deutschen Mannschaftsmeisterschaften gewonnen, danach dreimal die Bundesliga. Dann wurden diese Meisterschaften leider eingestellt.

Haben Sie mittlerweile einen neuen Wunsch gefasst?

Köhler: Mein Wunsch heute ist, dass unsere Sportart noch bekannter wird, dass noch mehr Leute kommen und sehen, wie genial Ju-Jutsu ist. 

Zur Person

Roland Köhler, Jahrgang 1956, ist seit 1993 Bundestrainer im Deutschen Ju-Jutsu-Verband (DJJV) und Teamchef der Nationalmannschaft. Seit 2011 ist er Präsident des DJJV und seit 2015 auch Vizepräsident im Bereich Breitensport im Ju-Jutsu-Verband Bayern. Er ist Träger des neunten Dan, der zweithöchsten Graduierung für einen Ju-Jutsuka.
Seine größten Erfolge sind mehrfacher deutscher Mannschaftsmeister, erfolgreichster Trainer bei den Weltmeisterschaften 1998 in Berlin und bei den World Games in Kolumbien 2013. Bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei den World Games holten seine Sportler zahlreiche Medaillen. Sein Heimatverein ist der SV Oberdürrbach.
jst
 
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  • b.groenert@t-online.de
    Großes Lob für einen, der wirklich für seinen Sport brennt und auch viele begeistern kann. Roland, weiter so!
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