Rund 53 000 Vereinsmitglieder zählt der Deutsche Ju-Jutsu-Verband (DJJV). Dessen oberster Funktionär: Verbandspräsident Roland Köhler aus Würzburg. Circa 5000 Ju-Jutsuka sind bei Wettkämpfen aktiv, die besten kämpfen im Bundeskader. Für sie zuständig: Bundestrainer Roland Köhler aus Würzburg. Rund 90 Kinder und Jugendliche trainieren im Nachwuchs beim SV Oberdürrbach. Einer ihrer Trainer heißt: Roland Köhler aus Würzburg.
Roland Köhler: Das geht wahrscheinlich nur, weil ich pensioniert bin. Ich sitze morgens ab 7 Uhr vor dem Computer und stehe manchmal erst abends zum Training auf. Es ist mehr als eine 40-Stunden-Woche, dazu kommen Lehrgänge, Turniere und Sitzungen an Wochenenden.
Köhler: Das ging 1971 los. Ich wollte was mit Selbstverteidigung machen und fing mit Judo an, aber das war für mich nicht optimal. Man kann zwar werfen, schlägt und tritt aber nicht. Dann habe ich Taekwondo angeschaut, aber das Werfen vermisst. Danach bin ich zum Jiu-Jitsu gekommen, der Vorläufer von Ju-Jutsu, und habe das bis zum schwarzen Gurt gemacht. Ju-Jutsu aber hatte die Wettkämpfe. Das Vergleichen und Messen mit anderen hat mir schon immer Spaß gemacht. 1985 sind wir mit dem ganzen Verein zu Ju-Jutsu gewechselt.
Köhler: Nachdem ich ein paar Jahre lang keinen Kampf verloren hatte, wurde ich vom bayerischen Verband als Landestrainer berufen. Vor 27 Jahren wollte ich mal kürzertreten. Ich habe mich aber geärgert und beim Bundesverband beschwert, dass kein Sportler aus unserem Landeskader zur Weltmeisterschaft mitgenommen wurde, obwohl wir bei den deutschen Meisterschaften der erfolgreichste Landesverband waren. Daraufhin hat mich der damalige Vizepräsident angesprochen, ob nicht ich Bundestrainer machen möchte. Da bin ich hängengeblieben.
Köhler: Die Bemühungen dafür sind derzeit groß. Wir haben uns den Berater geholt, der damals Curling zur olympischen Sportart gemacht hat. Es gibt einige Regeln, die man erfüllen muss. Wir erfüllen bereits die meisten. Früher war Olympia mein großer Wunsch, aber seitdem wir darauf zusteuern, ist es nicht mehr dasselbe. Die Sitzungen des Weltverbandes fanden immer in einer freundschaftlichen Atmosphäre statt, jetzt aber ist der Ton rauer geworden.
Köhler: Es finden in diesem Jahr gar keine Wettkämpfe statt. Bei den Jugendlichen merken wir, es sind weniger geworden. Wenn vorher 40 Kinder zum Training kamen, kommen jetzt nur noch 25 bis 30. Als eine Zeit lang gar nichts ging, haben wir im Verein dreimal in der Woche ein Training und einmal ein Gürtelprüfungsprogramm per Internet angeboten. Wir haben mit allen Möglichkeiten gekämpft, um unsere Mitglieder zu halten. Mit den Athleten im Bundeskader haben wir ein Videotraining gemacht. Manche Griffe und Würfe konnten wir tatsächlich verbessern.
Köhler: Wir sind einer der erfolgreichsten Ju-Jutsu-Vereine in ganz Deutschland. Wir haben World-Games-Sieger, den ersten überhaupt, mehrere Welt- und Europameister und sechsmal in Folge die deutschen Mannschaftsmeisterschaften gewonnen, danach dreimal die Bundesliga. Dann wurden diese Meisterschaften leider eingestellt.
Köhler: Mein Wunsch heute ist, dass unsere Sportart noch bekannter wird, dass noch mehr Leute kommen und sehen, wie genial Ju-Jutsu ist.