2. Bundesliga, Männer
HSC 2000 Coburg - DJK Rimpar Wölfe 28:20 (12:10)
Das Schlussbild stand sinnbildlich für die Emotionen in der zweiten Halbzeit: Die einen ballten die Fäuste und jubelten, die anderen ließen die Köpfe hängen und saßen sprachlos auf ihrer Bank. Frankenderby, die 13.: Für die Gastgeber des HSC 2000 Coburg eine Glückszahl, vielleicht sogar eine wegweisende. Sie gewannen am Samstagabend den dritten fränkischen Vergleich nacheinander mit der DJK Rimpar Wölfe, diesmal klar mit 28:20 (12:10). Nach davor zehn Spielen ohne Sieg bis zur Saison 2018/19 scheinen sie nun auf dem besten Weg, eine eigene Serie hinzulegen. Vorausgesetzt, sie steigen nicht auf.
Danach sieht es aktuell allerdings aus. Nachdem die Oberfranken nach der überraschenden Niederlage von Tabellenführer TuSEM Essen beim TSV Bayer Dormagen (28:31) bereits am Freitagabend wieder die Spitzenposition in der zweiten Bundesliga übernommen hatten, reisen sie nächstes Wochenende mit zwei Punkten Vorsprung zum Topduell. Die Unterfranken bleiben als Zehnter im Mittelfeld.
Roland Sauer: "Bisher bitterste Niederlage"
"Das war die bisher bitterste Derbyniederlage", sagte Rimpars Geschäftsführer Roland Sauer nach dem Abpfiff und schüttelte den Kopf. "Die letzten beiden Male hatten wir wenigstens noch eine Chance, das hatten wir heute nur am Anfang. Dann haben wir den Gegner durch Fehlpässe stark gemacht. Ab dem Zeitpunkt ist uns das Spiel aus den Händen geglitten. Der Einsatzwille hat heute gefehlt." Der DJK-Boss fasste damit zusammen, was auch andere später detailierter ausführten.
Torwart Max Brustmann, der sein letztes Mal in der HUK-Coburg Arena auflief, weil er im Sommer 2020 seine Karriere beenden wird, sagte: "Uns hat das gefehlt, was ein Derby ausmacht: die Emotionen, der Wille, der Einsatz, der Spaß." Die Gründe dafür suchte er bereits vor Beginn der Begegnung. "Es war schon vorher klar, dass es kein Derby ist. Es wurde ja kommuniziert, dass wir ein ganz normales Spiel hier spielen. Ich weiß nicht, inwiefern das auf die Mannschaft durchschlägt. Ist halt dann so, als ob wir in Krefeld spielen." Ob der 37-Jährige damit die Aussage seines Trainers meinte, der geäußert hatte, für ihn sei seine Derby-Premiere eine Partie wie jede andere? Auch Klatt sagte jedenfalls hinterher: "Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Mannschaft mehr wehrt."
Am Anfang auf Augenhöhe
Eineinhalb Stunden vor dem Anpiff am Eingang der Arena. Ein Mann möchte eine Stehplatzkarte kaufen. "Neun Euro", sagt der Kassier. "Neun Euro?", fragt der Mann, entsetzt über die plötzliche Preissteigerung. "Topspiel", begründet der Kassier knapp. "Topspiel?" Der Mann lacht laut. Am Ende hat er doch Einiges für sein Geld geboten bekommen.
Wie bisher fast immer, begann der insgesamt intensive fränkische Vergleich vor 3230 Zuschauern mit zwei Mannschaften auf Augenhöhe. Nach einer Viertelstunde stand es 6:6. Kurz darauf nahm Klatt die erste Auszeit. Was auch immer er angesagt haben mag - das, was danach tatsächlich passierte, war es garantiert nicht gewesen. Durch drei offensive Fehler in Folge luden seine Schützlinge Coburg zu einem 3:0-Lauf ein (9:6, 19.).
Überhaupt hakten im Rimparer Angriff so manche Rädchen. Das fing bei der Passqualität an - einige Pässe waren im wahrsten Sinn des Wortes für die Füße und führten zu Ballverlusten. Und es hörte bei schlechten Entscheidungen und technischen Fehlern auf.
Im Rimparer Angriff hakt es
Für gelungene Aktionen vor dem grün-weißen Fanblock sorgte hauptsächlich der beste Rimparer Dominik Schömig mit vier Treffern in der ersten Halbzeit, sieben insgesamt. Nach einem vollstreckten Tempogegenstoß des 25-jährigen Linksaußen (20.) gelang den Wölfen acht Minuten lang kein Tor mehr aus dem Feld. Erst die eingewechselten Benjamin Herth mit einem Sprungwurf aus dem Stand und Lukas Böhm mit einem Treffer aus dem rechten Rückraum verkürzten vor der Pause noch mal auf 10:12. "Trotz der verbaselten Bälle waren wir im Spiel", meinte Klatt.
Nach dem Seitenwechsel brachte der gut aufgelegte Böhm die Gäste noch mal bis auf 12:13 (36.) heran. Doch weil ihnen gegen die bewegliche Deckung der Vestestädter teils weiter zu wenig einfiel, und vor allem, weil HSC-Torwart Jan Kulhanek sich deutlich steigerte, glückte dem zweitbesten Angriff der Liga ein neuer 3:0-Lauf (16:12., 38.). Er überlief die zweitbeste Abwehr ein paar Mal erfolgreich mit der zweiten Welle, wobei Sebastian Weber mehrmals vom Kreis abschloss. Auch aus dem Rückraum zeigten Andreas Schröder, Pontus Zettermann und Co. ihre Klasse.
"Wir haben vorne zu viele freie Bälle verworfen", haderte der DJK-Coach mit dem Anfang vom Ende. "Weil wir auch hinten zu viel durchgelassen haben, ging uns die Sicherheit verloren." Sein Kollege Jan Gorr rechnete vor: "Wir haben aus den ersten zehn Angriffen in der zweiten Halbzeit acht mit einem Tor abgeschlossen. Das ist eine sehr gute Quote. Und aus fünf gehaltenen Torwartbällen wurden nach der Pause elf."
Brustmann: "Es hat heute keinen Spaß gemacht"
Als Coburg beim 19:14 (43.) erstmals mit fünf Treffern führte, bat Klatt zur zweiten Auszeit. Kurz darauf ersetzte Andreas Wieser Brustmann zwischen den Pfosten. Der Rimparer, der schon so oft im Derby der Held gewesen war, wurde in dieser 13. Auflage nicht zum entscheidenden Faktor. "Es hat heute keinen Spaß gemacht", bekannte er. "Rimpar ist eine Truppe, die zusammenhält und sonst mit Spaß spielt. Heute habe ich nur Arbeiter gesehen." Die Mannschaft brach mehr und mehr ein - und auch auseinander.
Näher als auf vier Tore kamen die Unterfranken nicht mehr heran. Spätestens, als Florian Billek, zweitbester Werfer der Liga, in der 53. Minute per Konter zum 24:17 für die Oberfranken traf, war das Duell entschieden. Daran änderte auch nichts mehr, dass Klatt in den letzten Minuten auf 3:3 und offene Manndeckung umstellte. Die Coburger Fans skandierten "Hier regiert der HSC", und die zu Hause weiter ungeschlagenen Spieler feierten wenig später ihren neunten Heimsieg in dieser Saison. "Und wir fahren jetzt einfach nach Hause", sagte Brustmann. "Wie nach jedem anderen Spiel."
Die Statistik des Spiels
Coburg: Kulhanek (1.- 57.), Poltrum (bei einem Siebenmeter, 58.-60.) - Jaeger 3, Wucherpfennig 1, Spross, Weber 5, Billek 6/3, Timm, Knauer, Zettermann 5, Varvne 3, Zeman 1, Schröder 4, Neuhold.
Rimpar: Brustmann (1.- 44.), Wieser (45.-60.) - Schömig 7/2, Böhm 2, Karle (n.e.), Gempp, Schmidt 3/1, Kaufmann 1, Siegler, Meyer, Schulz 3, Backs (n.e.), Brielmeier, Herth 3, Sauer 1.
Spielfilm: 1: 2 (4.), 3:2 (7.), 4:4 (11.), 6:6 (15.), 9:6 (19.), 11:7 (24.), 12:10 (Halbzeit), 13:12 (36.), 16:12 (38.), 19:14 (43.), 21:17 (50.), 28:20 (Endstand).
Siebenmeter: 3/4 : 3/4.
Zeitstrafen: 3:5.
Schiedsrichter: Michael Kilp/Christoph Maier (Oberursel/Steinbach).
Zuschauer: 3230.
Denn ein Stehplatz kostet in der Huk Coburg Arena regulär 10 Euro.
Der Bericht ist zwar neutral geschrieben, doch bitte keine Geschichten erfinden, vor allem die nicht stimmen können, Stehplstz regulär 10 Euro und dann irgendein ein Mann, Rimpar oder Hsc Coburg Fan.