HSC 2000 Coburg - DJK Rimpar Wölfe 24:20 (9:13)
Patrick Schmidt musste sich erst mal sammeln, bevor er reden wollte. Reden darüber, warum die DJK Rimpar Wölfe im Zweitliga-Derby beim HSC 2000 Coburg am Sonntag in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft gewesen, teils spektakulären Handball geboten und mit 13:9 geführt hatte - und warum sie dann in der zweiten Halbzeit eingebrochen war, nur noch sieben Tore erzielt, dafür 15 kassiert und schließlich mit 20:24 verloren hatte. "Wir haben das nicht mehr füreinander gemacht", rang sich der Rimparer Kapitän dann seine Worte ab. "Wir haben uns nach der Pause hinten nicht mehr geholfen und vorne die Würfe nicht mehr getroffen, die uns vielleicht noch mal zurückgebracht hätten. Diese Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben." Es war bereits die zweite gegen den Lieblingsrivalen in dieser Saison – nachdem die Unter- gegen die Oberfranken in den zehn Vergleichen zuvor keine einzige erlitten hatten. "Das ist besonders bitter", gestand Linksaußen Dominik Schömig.
Nachdem beide Teams am Freitag im ersten Teil der Doppelschicht dieses Wochenendes mit blauen Augen davongekommen waren – Rimpar mühte sich zu einem 26:23 gegen den bereits als Absteiger feststehenden HC Rhein Vikings, Coburg gewann glücklich mit 31:30 beim TV Großwallstadt - verteidigte der Tabellenzweite seinen Aufstiegsplatz und darf weiter von der Rückkehr in die Bundesliga träumen. Die Wölfe sind auf Rang neun abgerutscht.
Bester Angriff gegen zweitbeste Abwehr
Eine aufgeladene Atmosphäre, Rasanz und Rasse – das Aufeinandertreffen des besten Angriffs mit der zweitbesten Abwehr der Liga in der HUK-Coburg Arena vor 2600 Zuschauern hatte vom Anpfiff an alles, was ein Derby braucht. Die Gastgeber erzielten durch einen Siebenmeter von Florian Billek, der Max Brustmann per Heber überwand, das erste Tor und lagen in der Anfangsphase mit bis zu zwei Treffern vorn (5:3, 9.). Nach zehn Minuten glich Schmidt erstmals aus (5:5).
Inzwischen war die DJK-Deckung auf Betriebstemperatur und legte mit nur noch vier Gegentoren bis zur Pause den Grundstein für das Tempospiel, das selbst HSC-Trainer Jan Gorr später "hervorragend" nannte. Schömig nutzte eine Überzahlsituation zur ersten Führung für die Gäste: 7:8 (21.). "Wir haben in der ersten Halbzeit am Limit gespielt", meinte DJK-Coach Matthias Obinger.
Liegen und Fliegen: Spektakuläre Showeinlagen
Vielleicht sogar darüber. Denn danach trumpften seine Schützlinge auf. Erst entschärfte Brustmann mit seiner bereits siebten Parade einen Tempogegenstoß von Billek, dann traf Steffen Kaufmann per Kempa nach Assist von Schömig. Der fing gleich im nächsten Coburger Vorstoß den Ball ab, schickte mit einem Diagonalpass halb im Liegen (!) Rechtsaußen Julian Sauer auf die Reise, der die Kugel im Fliegen (!) fing und vor dem grün-weißen Block zum 10:7 für seine Farben einnetzte (26). Die gut 100 mitgereisten Fans tobten ob der Showeinlagen ihrer Eigengewächse. Der sechs Mal erfolgreiche Sauer mit zwei weiteren Kontertoren – einmal nach eigener, einmal nach Benedikt Brielmeiers Balleroberung – erhöhten bis zur Halbzeit auf 13:9. "Wer da eine Umfrage gemacht hätte, wer gewinnen würde, hätte ein eindeutiges Ergebnis bekommen", meinte Gorr, der sich "an die Begegnungen in der Vergangenheit erinnert" fühlte.
Coburg kämpft sich zurück
Angepeitscht vom eigenen Anhang und durch enormen Einsatz in der Defensive kämpfte sich Coburg jedoch nach dem Seitenwechsel zurück – begünstigt durch zwei Zeitstrafen gegen die Wölfe, die Obinger "dusslig" nannte und "einen Knackpunkt". Für die zweite hatten die HSC-Fans eine Rote Karte gefordert – eigentlich ist sie in diesem Derby auch obligatorisch -, nachdem Lukas Siegler Lukas Wucherpfennig bei einem Tempogegenstoß gefoult hatte. Doch die Schiedsrichter aus dem DHB-Elitekader schickten den Rückraumakteur gnädigerweise nur für zwei Minuten auf die Bank. "Durch die Zeitstrafen war unser Vorsprung deutlich zu schnell aufgebraucht", haderte Obinger mit dem 5:0-Lauf der Hausherren in dieser Phase. In der 42. Minute brachte der 22-jährige Felix Spross, der den erfahrenen schwedischen Spielmacher Tobias Varvne (Wadenzerrrung) ersetzen musste, Coburg erneut in Führung: 16:15.
Kein Rimparer Tor in den fünf Schlussminuten
Da seine Mannschaft in der Abwehr kaum noch Zugriff hatte, ihr Konterspiel damit zum Erliegen gekommen war und sie sich auch im Positionsangriff immer schwerer tat, ließ der DJK-Coach ab der 47. Minute mit sieben Feldspielern agieren. Doch sie spielten es zu statisch und nicht auf den Punkt, rissen kaum Lücken in die bewegliche HSC-Mauer. Kamen sie doch einmal frei zum Wurf, parierte der nun zu Hochform auflaufende Jan Kulhanek. Dass die Gäste keinen einzigen Siebenmeter in der gesamten Partie zugesprochen bekamen, auch das spricht für sich.
Bis zum 20:20 (55.) war dennoch alles drin für die Rimparer. Doch sie trafen in den letzten fünf Minuten das Tor nicht mehr. Als der weißrussische Nationalspieler Anton Prakapenia einen Doppelschlag aus dem rechten Rückraum zum 23:20 (59.) ins DJK-Tor hämmerte, war die Partie entschieden. Und während die Gelb-Schwarzen feierten, ließen die Grün-Weißen die Köpfe hängen und haderten mit sich selbst. "Unnötig", war das Wort ihres Sonntagabends.
Die Statistik des Spiels
Coburg: Kulhanek (1.- 60.), Poltrum (n.e.) - Hagelin, Jäger 5, Wucherpfennig 1, Spross 4, S. Weber 1, Prakapenia 6, Billek 4/3, Timm, Knauer 1, Zettermann 2, Varvne, P. Weber.
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (n.e.) - Schömig 2, Böhm 1, Karle (n.e.), Gempp 3, Schmidt 1, Kaufmann 3, Siegler 3, Meyer, Bauer, Schulz, Backs, Brielmeier, Herth 1, Sauer 6.
Spielfilm: 3:1 (5.), 5:3 (9), 5:5 (10.), 7:7 (20.), 7:8 /21.) 7:10 (26.), 9:13 (Halbzeit), 13:15 (37.), 15:15 (40.), 15:16 (42.), 17:17 (45.), 19:19 (51.)
Siebenmeter: 3/3 : -.
Zeitstrafen: 2:5.
Schiedsrichter: Julian Köppl/Denis Regner (Darmstadt/Nieder-Olm).
Zuschauer: 2601.