Für die Würzburger Schwimmerinnen Leonie Beck und Lea Boy ist die Schwimm-EM in Budapest versöhnlich zu Ende gegangen. Nachdem es in den Rennen zuvor nicht ganz rund gelaufen war, und Beck wegen Magen-Darm-Problemen sogar auf den Start über die olympischen 10 Kilometer hatte verzichten müssen, schwammen die beiden Athletinnen vom SV Würzburg 05 am Samstagnachmittag mit der Staffel zu Silber über die 4 x 1,25 Kilometer. Es war die erste Medaille für die beiden Würzburgerinnen bei den Wettkämpfen in Ungarn und die zweite im Freiwasser für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) nach Bronze von Florian Wellbrock über die 10 Kilometer.
"Bis auf die Staffel ist es nicht ganz so gelaufen, wie erhofft", sagte Olympiateilnehmerin Beck am Samstagabend im Gespräch mit dieser Redaktion. Über die 5 Kilometer war die Olympiateilnehmerin am Donnerstag Fünfte geworden, nachdem sie auf der gleichen Strecke bei der Europameisterschaft in Glasgow 2018 noch Silber und bei der WM in Südkorea 2019 noch Bronze geholt hatte. Grund dafür dürfte auch die corononabedingt sehr lange Wettkampfpause gewesen sein. Denn gerade im Freiwasser spielt die Erfahrung aus den einzelnen Rennen eine extrem große Rolle. "Ich habe wieder einige Fehler gemacht, muss zum Beispiel lernen, mich bei den Bojen mehr durchzusetzen", resümierte Beck, deren Fokus in diesem Jahr voll und ganz auf den Olympischen Spielen in Tokio liegt, für die sie sich bereits bei der WM 2019 qualifiziert hatte. Bevor es nach Japan geht, will die 23-Jährige noch bei den Deutschen Meisterschaften vom 1. bis 6. Juni in Berlin an den Start gehen. Um zusätzlich Renn-Erfahrung sammeln zu können, hat sie außerdem beim italienischen Verband angefragt, ob sie als Gast an den nationalen Meisterschaften dort teilnehmen kann.
Starkes Rennen von Lea Boy
Einen starken Auftritt im Lupa-See legte bei der Staffel am Samstag Becks Vereinskameradin Lea Boy hin. Die 21-Jährige, die als Erste ins Wasser ging zeigte, dass sie mit ihrer Beckenerfahrung über 1500 Meter zu Recht zu den Favoritinnen bei diesem Rennen gehört. Bereits 2019 hatte sie bei der WM in Südkorea Gold mit der Staffel gewonnen - damals gemeinsam mit dem Würzburger Sören Meißner sowie Sarah Köhler und Rob Muffels. Am Samstagnachmittag nun führte sie das Feld eine ganze Zeit lang an und übergab schließlich auf Rang drei (13:50,9 Minuten) an Vereinskameradin Leonie Beck, die sich in ihrem Rennen unter anderem mit dem Russen Denis Adeev, zu dieser Zeit der einzige Mann im Feld, messen musste.
Dieser übernahm - was erwartbar gewesen war - die Führung, doch die Würzburgerin blieb - ebenso wie die Italierinerin Giulia Gabrielleschi dran. "Er war gar nicht so schnell, wie erwartet. Für mich war es wichtig, an den Füßen dran zu bleiben und die Sogwirkung abzugreifen", sagte Leonie Beck nach dem Rennen. Das gelang. Nach 28:06,2 Minuten übergab sie auf Position drei an Rob Muffels. Florian Wellbrock bewies schließlich in einem extrem spannenden Schlussspurt um die Plätze zwei bis vier seine Finish-Qualitäten und verwies die Gastgeber auf den Bronzerang. "Ich war froh, dass ich den zweiten Platz retten konnte", sagte der 23-Jährige laut dpa. "Im Endeffekt können wir super zufrieden sein mit der Medaille. Gegen Italien zu verlieren, ist keine Schande." Für den Italiener Gregorio Paltrinieri war es bereits das dritte Gold in seinem dritten Rennen bei dieser EM.
Froh über Silber war auch Lea Boy, die über 10 Kilometer in ihrem ersten Wettkampf bei der EM nur auf Rang 16 geschwommen war: "Bis nach der zweiten Runde lief es für mich sehr gut. Dann habe ich durch die ein oder andere falsche Entscheidung und taktische Fehler viele Plätze verloren - und auch den Anschluss", analysierte die 21-Jährige nach dem Rennen, schob aber gleich hinterher: "Kopf hoch. Man lernt aus Fehlern" Ihre mentale Stärke zeigte sich beim Staffel-Rennen am Samstag, das mit seinem erfolgreichen Ende gerade zur rechten Zeit kam. Schließlich musste die junge Schwimmerin am Sonntagmorgen noch im Wettkampf über die 25 Kilometer antreten.