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Würzburg
Würzburger Tausendsassa: Für Semir Kamhawi müssten neue Sportarten erfunden werden
Semir Kamhawi ist nicht nur Lehrer am Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium, sondern vor allem Sportler durch und durch. Er probiert selbst nicht nur vieles aus, sondern zieht auch andere mit.
Semir Kamhawi, Lehrer am Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium, betreibt unzählige Sportarten. Speedwindsurfen ist dabei eine seiner vielen Leidenschaften – die er hier in der Region nur an wenigen Orten ausleben kann.
Foto: VDS e.V. (Verein der Deutscher Speedsurfer) | Semir Kamhawi, Lehrer am Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium, betreibt unzählige Sportarten. Speedwindsurfen ist dabei eine seiner vielen Leidenschaften – die er hier in der Region nur an wenigen Orten ausleben kann.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:09 Uhr

Speedwindsurfen, Klettern, Parcours, Highland Games – all das und noch vieles mehr steht auf der Liste an Sportarten, die Semir Kamhawi, der sportbegeisterte Lehrer des Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasiums, ausübt. Und das ist lediglich ein kleiner Ausschnitt, denn eigentlich hat er schon ziemlich alles gemacht, was es an Sportarten gibt – außer: "Wellenreiten habe ich noch nicht so richtig aktiv probiert, das würde mich noch reizen." Auf die Frage, ob er noch weitere testen würde, antwortet Kamhawi nur lachend: "Wenn noch neue Sportarten erfunden werden, dann ja!" 

Er ist also ein echter Tausendsassa. Und was zudem auffällig ist: Es stehen nicht die alltäglichsten Aktivitäten und Betätigungsmöglichkeiten in seiner Sportlervita, obwohl alles in seiner Jugend mal mit Leichtathletik begonnen hat. Damals bestritt er sogar Wettkämpfe im leichtathletischen Fünfkampf für die DJK Würzburg.

Klettern gehört zu einer der vielen Leidenschaften des 44-Jährigen, der auch in der Pfalz aufgewachsen ist. Dazu gekommen ist er während seines Studiums. Kamhawi ist aber nicht nur selbst sportbegeistert, sondern steckt auch andere mit seiner Passion an. Das Klettern hat er in Würzburg intensiviert, indem er sein Hobby auch Schülerinnen und Schülern anbietet. Der Sport- und Geografie-Lehrer ist mittlerweile sogar Landesschulobmann für Sportklettern in Bayern und für Schulwettkämpfe im ganzen Freistaat zuständig. Auch wenn er selbst aktuell nicht mehr allzu oft am Felsen zu finden ist, steht er der Schülerschaft als Trainer weiterhin zur Verfügung.

Begeistern lässt sich Kamhawi außerdem für Parcours, eine Sportart, bei der die Sporttreibenden auf einer Strecke vorbereitete Hindernisse überwinden müssen. Unter anderem gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern hat der 44-Jährige den Parcours-Park am Greinbergknoten initiiert. "Für mich war es ein Wunsch, dass sich die Schüler auch dort bewegen können", berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Helfen, anderen zu helfen

Während seines Studiums hat er zwar eine klassische Sportausbildung genossen – durch seine Aktivitäten im Sportverein ist er dennoch breit aufgestellt. Wenn die Schwimmhalle des FKG nicht gerade saniert wird, bietet Kamhawi für seine Schülerinnen und Schüler beispielsweise Rettungsschwimmen an. "Ich möchte unsere Schüler gerne qualifizieren, dass sie rettungsfähig sind", erklärt er und fügt an, dass er zudem einen Lehrauftrag für Rettungsschwimmen an der Universität bekleidet. "Selbst sehe ich mich in einer Vorbildfunktion."

"Selbst sehe ich mich in einer Vorbildfunktion."
Semir Kamhawi gegenüber dieser Redaktion

"Meine Lehrkräfte haben mich positiv geprägt", erklärt er sein Engagement. Wenngleich es auch zu seiner Schulzeit schon Lehrpersonal gab, das es "gemütlich angegangen" sei. Für Kamhawi ist es "wichtig, dass man für sich die richtige Sportart findet, in die man Herzblut, Zeit und Geld reinsteckt". Es ist also kaum verwunderlich, dass der 44-Jährige immer Neues ausprobiert: "Ich versuche, meinen Horizont zu erweitern."

Bei einem Verein in Randersacker hat Kamhawi zu seiner Sportartensammlung noch Schwertkampf und Kraftdreikampf hinzugefügt, "weil es mit der Schnelligkeit im Alter nachlässt". Man könnte fast denken, man arbeite diese imaginäre Liste an Sportarten ab und sie findet kein Ende. Aber bei Kamhawi hört man aus seinen Erzählungen schnell die Begeisterung für jede dieser Aktivitäten heraus.

Speedwindsurfen: "Das ist eine Materialschlacht"

Speedwindsurfen ist eine weitere. Denn der 44-Jährige betätigt sich nicht nur auf Land sportlich, sondern auch zu Wasser. Mit 15 Jahren hat er auf einer Jugendfreizeit Windsurfen gelernt und ist da "in die Betreuerrolle gerutscht". Im Studium kam der Windsurf-Lehrerschein. Mittlerweile kennt er Spots weltweit und ist darüber auch zum Speedwindsurfen gekommen. Seine bislang höchste Geschwindigkeit, die er auf dem Brett erreicht hat, liegt bei 59 Stundenkilometern. Aber nur punktuell, wie er erklärt, und nicht über die geforderte Distanz.

2021 konnte er sich dann erstmalig beim Speedwindsurfen auch während eines Wettkampfs mit anderen vergleichen. Dabei ist man 1,5 Stunden auf einem Kurs unterwegs. Mittels GPS wird die Geschwindigkeit gemessen. "Das ist eine Materialschlacht", berichtet Kamhawi. Manch einer stecke Summen im fünfstelligen Bereich rein. "So ganz verrückt bin ich nicht", so der 44-Jährige, der sich seine Ausrüstung größtenteils aus gebrauchtem Material zusammengekauft hat. Außerdem ist auch die Zeit ein Faktor, obwohl er schmunzelnd anfügt: "So ein gewisses Organisationstalent sagt man mir nach, dass ich meinen Tag planen kann." Da sein Interesse für Meer und Berge gleichermaßen vorhanden ist, bietet sich für seine Hobbys der Gardasee an, "denn da kann man beides machen" – am Naturfelsen klettern und auf dem See surfen.

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Speedwindsurfen in der Heimat auszuüben, was in seinem Zeitmanagement bestimmt die ein oder andere Stunde einsparen würde, ist ohnehin nicht allzu einfach. In der Region gibt es nämlich nur wenige Orte, an denen man die Saisonsportart, die vor allem in den windigeren Jahreszeiten im Spätsommer oder Herbst ausgeübt wird, praktizieren kann. "In Hörblach ist ein kleiner Bereich, an dem ich schon zwei bis drei Mal war. Das muss aber von der Windrichtung und der Zeit passen", erzählt Kamhawi vom See im Landkreis Kitzingen. Dann gäbe es noch die Möglichkeit am Altmühl- oder Brombachsee oder eben die weit entfernte Alternative an der Ostsee, beispielsweise auf Fehmarn.

Highland Games: Eine außergewöhnliche Sportart

Bisher waren es zwar – ausgenommen der Schwertkampf – nicht die populärsten Sportarten, die Kamhawi betreibt, aber meist welche, die nicht allzu außergewöhnlich sind. Die Highland Games fallen hingegen sogar in der Liste des sportlichen Lehrers aus der Reihe und sind auf den ersten Blick doch recht kurios.

Kamhawi betätigt sich nicht nur in bekannten Sportarten. Zu den eher exotischeren Aktivitäten des Würzburgers gehört unter anderem die Teilnahme an den Highland Games. Für einen schottischen Clan aus der Nähe von Würzburg tritt er im Einzelwettbewerb mitunter in der Disziplin Gewichtweitwurf an.
Foto: Semir Kamhawi | Kamhawi betätigt sich nicht nur in bekannten Sportarten. Zu den eher exotischeren Aktivitäten des Würzburgers gehört unter anderem die Teilnahme an den Highland Games.

Über einen Facebook-Aufruf des schottischen Clans MacTalisker aus der Nähe von Würzburg, der für seine Sportmannschaft Unterstützung gesucht hat, ist Kamhawi im Frühjahr 2020 auf die Highland Games gestoßen und hat sich noch vor der Corona-Pandemie in zwei Probetrainings im Steinstoßen und Baumstammwerfen ausprobieren können. "Ich habe gleich Blut geleckt", berichtet Kamhawi, der sich während der Pandemie-Pause ins Thema eingelesen und eigenes Trainingsmaterial gebastelt hat. Bei einer Tagung in den Alpen hat er beispielsweise Stoßsteine in einem Bachbett eingesammelt.

Die Highland Games können im Team- oder Einzelwettkampf bestritten werden – und das Ganze im Kilt, dem knielangen, typisch schottischen Rock. Dabei gilt es, verschiedene Disziplinen zu bestreiten. Im Einzelwettbewerb, in dem Kamhawi startet, werden fünf Disziplinen ausgetragen: Gewichtweitwurf, Gewichthochwurf, Steinstoßen, Schottischer Hammer und Baumstammwerfen.  "Ich mag es, mit anderen gemeinsam zu trainieren, auch wenn es im Wettkampf einzeln ist", erklärt der 44-Jährige seinen Hang zu Einzelsportarten und fügt lachend an: "Ab und zu bin ich auch mal teamfähig. Bei den Highland Games ist es beispielsweise schön, wenn man mit einem gemeinsam Sachen durch die Gegend schmeißt." Hier hat Kamhawi sogar schon an der Europameisterschaft sowie an der deutschen Meisterschaft teilgenommen.

Für ihn gilt: "Grundsätzlich möchte ich nicht mit Sport abgeschlossen haben, sondern auch neue Dinge entdecken oder Dinge, die in meiner Sportlaufbahn vorhanden waren."

 
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  • isabellaihrig@web.de
    Irgendetwas scheint Herr Kamhawi anders zu machen als die anderen Lehrer, die über permanente Überlastung klagen. Er setzt die Prioritäten wohl im Sinne einer guten work life balance eindeutig richtig: weg von dem Hamsterrad aus Unterrichtsvorbereitung, Halten der Unterrichtsstunde, Nachbereitung, Erstellung von Klausuren, Exen, Kurzarbeiten, Korrektur derselben und Verbesserung mit den Schülern hin zu Randsportarten und Selbstdarstellung.
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