Der Jubel der zahlreichen mitgereisten Anhänger hallte nach dem 3:2-Sieg der Würzburger Kickers beim VfB Eichstätt noch etwas nach: "Wir sind wieder da! Der Chef der Regionalliga", hatten sie in ihrem Liedchen gedichtet. Zwei Siege können die Stimmung bei einem Fußball-Klub deutlich aufhellen. Kickers-Trainer Marco Wildersinn stand, als das Jubel-Programm mit Spielern und Anhang beendet war, auf dem holprigen Spielfeld und beantwortete Fragen. Als die Sprache auf sein eigenes Befinden kam, nachdem vor nur einer Woche und zuvor zwei Liga-Partien ohne Sieg schon nach Druck und Fehlstart gefragt worden war, lächelte er milde. "Ich war damals ruhig und bin jetzt auch ruhig." Die schrillen Emotionen sind nicht die Sache des gebürtigen Karlsruhers.
Dabei war diese Partie im Altmühltal doch durchaus eine ziemlich aufregende gewesen. "Ein solcher emotionaler Sieg, der schweißt zusammen", sagte Rechtsverteidiger Thomas Haas, der beim Spiel an alter Wirkungsstätte wieder von Beginn an ran durfte, nachdem er beim 6:0 gegen Pipinsried am Freitag noch von Tim Littmann ersetzt worden war.
Es sei wichtig gewesen in dieser Englischen Woche auch einmal "frische Kräfte bringen zu können", wie Wildersinn feststellte. Am Ende war es gerade die Möglichkeit, von der Bank nachzulegen, die den Sieg brachte, als der eingewechselte Benjika Caciel auflegte und der ebenso eingetauschte Ivan Franjic in der 83. Minute das sehenswerte Siegtor erzielte. Offensiv-Akteure wie die beiden wären wohl bei fast allen Regionalligisten in der Startelf gesetzt. "Das ist Wahnsinn. Wir haben eine Riesen-Qualität. Das findest du in der Regionalliga nicht oft. Jeder kann spielen, alle sind gleichwertig. Das ist geil", formulierte Haas mit den Emotionen des Sieges.
Was freilich nicht heißen soll, dass die Kickers nicht noch auf dem Transfermarkt aktiv werden sollten. Denn zum einen profitieren die Würzburger derzeit von der Tatsache, dass sie, zumindest was die Feldspieler angeht, bislang komplett von Verletzungen verschont geblieben sind. Zum anderen merkte auch Wildersinn in Eichstätt an: "Wir hätten nicht auf jeder Position so nachlegen können." Mit Franjic freilich hatte er ein glückliches Händchen. Der Mittelfeldspieler war selbst mit seinen ersten Regionalliga-Auftritten im FWK-Trikot unzufrieden gewesen. "Ich bin bisher nicht in die Räume gekommen, in denen ich meine Stärken habe. Diesmal hat es geklappt."
Dass die Kickers überhaupt so lange zittern mussten, lag zum einen am beherzt kämpfenden Gegner und zum anderen an manch eigener Ungeschicklichkeit, wie der von Abwehrmann Lukas Müller, die zum Elfmeter und dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich führte. "Wir waren manchmal zu forsch und zu gallig im Zweikampf. Wir wollen ja giftig sein. Aber wir müssen cooler verteidigen. Wir werden darüber sprechen. Auch das gehört zum Entwicklungsprozess einer Mannschaft", so Trainer Wildersinn.