
Als Philipp Eckart im November die Bayernliga-Mannschaft des Würzburger FV im Abstiegskampf als Trainer übernommen hat, lautete sein Auftrag: Klassenerhalt. Keine einfache Aufgabe für den 34-Jährigen, der zuvor bei den Würzburger Kickers und bei Erzgebirge Aue als Co-Trainer gearbeitet hatte, auf seiner ersten Station als hauptverantwortlicher Trainer.
Seit 1. Juni steht fest: Auftrag erfüllt. Der Weg bis zum Bayernliga-Klassenerhalt war beschwerlich, steinig und von einem Auf und Ab geprägt. Da passte es ins Bild, dass auch die Relegation an Dramatik nicht zu überbieten war. Jeweils ein torloses Hinspiel gegen den TSV Buch und den TSV Großbardorf, danach beide Rückspiele erst in der Verlängerung entschieden, wobei Schlussphase und Nachspielzeit gegen die Grabfeld-Gallier alles zuvor Erlebte übertrafen.
"Du sammelst in der ganzen Saison fast nur Negativerlebnisse. Dann steht in dieser letzten Partie unheimlich viel auf dem Spiel. Da stehst du unter Druck", sagte Eckart. "Aber wir wussten, dass wir unser Endspiel zu Hause spielen und dort alles in der Hand haben."
Auf einmal selbst mittendrin in einem "Fußball-Wahnsinn"
Zur Einstimmung zeigte Eckart Videos: vom 3:2 von Borussia Dortmund gegen Málaga im Viertelfinale der Champions League 2013, als Marco Reus (90.+1) und Felipe Santana (90.+2) den BVB in der Nachspielzeit ins Halbfinale schossen; vom Rückspiel im Halbfinale der Championship-Play-offs 2013 zwischen Watford und Leicester, das mit einem von Leicester verschossenen Elfmeter (90.+5) und Watfords Tor im Gegenzug (90.+6) als "20-Sekunden-Wahnsinn" in die englische Fußball-Geschichte einging; vom FC Liverpool, der im Champions-League-Finale 2005 gegen Milan ein 0:3 aufholte und im Elfmeterschießen den Titel gewann.
Aber keiner hatte in seinen kühnsten Träumen erwartet, dass er am Samstagabend selbst einen solchen "Wahnsinn" miterleben würden, bei dem der WFV nach einem Gegentor in der Nachspielzeit (90.+1) bereits abgestiegen schien, einen Elfmeter verschoss (90.+3), einen zweiten traf (90.+7) und in der Verlängerung gleich wieder jubelte (94.). "Wenn Philipp wieder so ein Video braucht, kann er unser Spiel dazunehmen", fand FV-Kapitän Dennie Michel.
"Auf diese Art zu gewinnen, ist im Nachhinein unfassbar schön. So zu verlieren, verdient dagegen keiner", sagte Eckart anerkennend in Richtung des TSV Großbardorf, dessen gesamter Tross nach Spielende noch eine Weile auf dem Platz blieb und nach Halt suchte. Was für alle Anwesenden galt: "So einen Tag wirst du in 100 Jahren nicht noch einmal erleben."
"Das Mindeste, was dieser Verein spielen muss, ist Bayernliga", sagte Eckart später. "Ich habe nie aufgehört, an uns zu glauben. Nach dem 2:3 habe ich sofort Moritz gerufen und eingewechselt, dass es weitergeht, immer weiter, und wir weiter an uns glauben. Vielleicht war dieses Video tatsächlich ein Steinchen in diesem Mosaik, wer weiß das schon."