Es hätte ein Bilderbuchstart mit ihrem neuen Team werden können: Zwei Wochen Fuerteventura, blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, ein Sport-Ressort mit 50-Meter-Außenbecken und perfekte Bedingungen auf der kanarischen Vulkaninsel zum Laufen und Radfahren. Hätte. Wie so vieles in diesem gefühlt ewigen Corona-Konjunktiv.
Kaum war Carolin Lehrieder am Wochenende zurück in ihrer Heimat Würzburg, wurde auch schon wieder das erste Rennen abgesagt, für das sie gemeldet hatte. Der für 9. Mai geplante Kurzstrecken-Klassiker, der Triathlon Buschhütten fiel, na klar, der Pandemie zum Opfer. "Natürlich hatte ich damit gerechnet", sagt Lehrieder im Telefonat mit dieser Redaktion.
Was sie im vergangenen Jahr gelernt hat
Die Profi-Triathletin, die am 21. April ihren 32. Geburtstag feiert, hat gelernt, mit der dauernden Ungewissheit, wann, wo und wie es sportlich weitergehen wird, zu leben. "Das vergangene Jahr hat mich gelehrt, es so zu nehmen, wie es kommt." Nahezu alle Wettkämpfe waren 2020 abgesagt worden, einschließlich des Ironman auf Hawaii. Für die Triathlon-Weltmeisterschaft hatte sich Lehrieder durch ihren Sieg beim Ironman Italy 2019 erstmals qualifiziert.
"Es geht mir trotz allem gut", versichert die Würzburgerin. "Wir haben hier jetzt auch traumhaftes Wetter und ich kann meinen Sport machen." Pause. "Auch wenn ich kein Geld damit verdienen kann", schiebt sie mit Galgenhumor und Lachen hinterher. Immerhin ist sie seit ihrem Wechsel zum Team "Erdinger Alkoholfrei" im Januar finanziell besser abgesichert.
Maskenpflicht im Fitnessstudio
Teamgefühl freilich kommt derzeit noch kaum auf. "Wir können uns ja nicht alle zusammen sehen." Im Trainingslager auf Fuerteventura war Lehrieder nur Teil eines Quartetts, zusammen mit dem früheren Challenge-Roth-Sieger Nils Frommhold und zwei Nachwuchsathleten. "In Spanien darf man aktuell nur zu viert am Tisch sitzen", erklärt sie. Maskenpflicht herrsche auch im Fitnessstudio.
Das Training habe sie trotz allem genossen. "Ich bin mit meinen Werten in allen drei Disziplinen zufrieden und auf einem guten Weg", sagt sie. Wohin der sie führen wird, das freilich weiß Lehrieder derzeit nicht.
Anlass zur Hoffnung, dass in diesem Jahr "zumindest irgendwo auf der Welt früher Wettkämpfe stattfinden werden als in Europa, wo die meisten in den Spätsommer oder Herbst verlegt wurden", geben ihr zwei Rennen, die Mitte März stattfanden: die Challenge Miami und der Ironman 70.3 in Dubai.
Zweifel an der WM-Austragung
Für die Unterfränkin kamen sie zu früh in der Saison. Ihr Kalender ist immer noch auf ihren großen Traum ausgerichtet: den Ironman auf Hawaii, der nach der Absage im vergangenen Jahr auf 9. Oktober 2021 verlegt wurde. "Nachdem aber schon wieder ein paar Qualifikationen gecancelt wurden, hab ich Zweifel, ob er dieses Jahr tatsächlich über die Bühne gehen kann", sagt sie. "Und wenn, dann könnte es sein, dass es mein erstes Langstrecken-Rennen seit zwei Jahren wird, was natürlich alles andere als optimal wäre."
Aber verrückt machen helfe eben nichts in diesen Zeiten. Daher versucht Carolin Lehrieder weiter, es so anzugehen: "Man muss sich in einen Zustand bringen, dass man in acht Wochen einen Wettkampf bestreiten könnte und dabei möglichst locker bleiben."