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FUSSBALL
Weiter Spielpause: Fußballverband macht Druck auf die Politik
BFV-Präsident Rainer Koch ärgert sich darüber, dass der Amateurspielbetrieb ausgesetzt bleibt. Und er fragt bei den Mitgliedsvereinen nach, ob er vor Gericht ziehen soll.
Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), ist von der Entscheidung der Staatsregierung, den Amateurspielbetrieb nicht wieder zuzulassen, enttäuscht.
Foto: dpa/Andreas Gora | Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), ist von der Entscheidung der Staatsregierung, den Amateurspielbetrieb nicht wieder zuzulassen, enttäuscht.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:06 Uhr

Der Unmut über die Bayerische Staatsregierung wird auf Seiten des Bayerischen Fußballverbands (BFV) immer größer. Die Regierung hatte in ihrer jüngsten Kabinettssitzung am 1. September nämlich keine Lockerungen beschlossen, die eine Wiederaufnahme des wegen Corona unterbrochenen Amateurspielbetriebs ermöglichen. Nun hat der Verband seine Mitgliedsvereine zu einer Online-Umfrage über das weitere Vorgehen aufgerufen. Die wohl wichtigste Frage dabei: Soll der Verband für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vors Verwaltungsgericht ziehen?

BFV-Präsident Rainer Koch nannte die Entscheidung, den Amateurspielbetrieb, der laut Planung des Verbands am dritten September-Wochenende hätte beginnen sollen, weiter nicht zuzulassen "enttäuschend" und "nicht nachvollziehbar". Gleichzeitig führte der promovierte Jurist aus, dass er einer Klage gegen die Staatsregierung gute Erfolgsaussichten zubillige. Er sehe nämlich eine Ungleichbehandlung des Sports, weil im Freistaat kulturelle Veranstaltungen und Gottesdienste mit begrenzter Besucherzahl stattfinden dürften. Ferner verwies Koch darauf, dass in anderen Bundesländern der Fußballspielbetrieb bereits wieder stattfindet. In Bayern indes sind nur Trainingsspiele ohne Zuschauer erlaubt.

Die Umfrage des BFV, die bis Montag, 7. September, abgeschlossen sein und deren Ergebnis am Dienstag, 8. September, veröffentlicht werden soll, beinhaltet noch weitere Fragestellungen: "Halten Sie diese Entscheidung der Staatsregierung, Wettkampfspiele im bayerischen Amateurfußball nach wie vor nicht zu erlauben und auch keine Zuschauer in begrenztem Umfang zuzulassen, für richtig?" Und: "Wollen Sie, dass der Wettkampfspielbetrieb im Jahr 2020 baldmöglichst wieder aufgenommen wird und der BFV sich dafür einsetzt?"

Wohl keine Spiele im September möglich

In seinem auf der Verbandshomepage veröffentlichten Statement distanzierte sich der BFV-Präsident von "Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern" und mahnte dazu, das Virus weiter ernst zu nehmen. Das tue auch der Verband und habe daher ein Hygienekonzept für die Aufnahme des Spielbetriebs erarbeitet. Koch machte klar: "Nach heutigem Stand ist davon auszugehen, dass der Ministerrat in den nächsten zwei Wochen keine weiteren Lockerungen beschließen wird, was – unter Berücksichtigung einer für den Spielbetrieb zwingend erforderlichen Vorlaufzeit – Amateurfußball in Bayern im Monat September unmöglich macht. Ein Umstand, der für euch und eure Vereine bereits jetzt existenzielle Folgen hat und noch haben wird – wirtschaftlicher Natur, aber auch hinsichtlich mehr und mehr fernbleibender Frauen und Männer, Jungen und Mädchen.“

Mit den Aussagen Kochs und dem Umstand, dass nun eine Klage im Raum steht, hat der Verband den Druck auf die bayerische Landespolitik erhöht. Gleichwohl hatte Ministerpräsident Markus Söder zuletzt klargemacht, dass die Öffnung von Schulen Priorität vor der Öffnung von Fußballstadien genieße. Der für Sport zuständige Innenminister Joachim Herrmann erklärte der Deutschen Presse-Agentur, dass ihm "die schrittweise Rückkehr zu einem geregelten Sportbetrieb sehr wichtig" sei. Das Kabinett wolle Mitte September auch darüber reden, wann der Ligabetrieb in anderen Kontaktsportarten in Bayern wieder starten könne sowie wann und unter welchen Voraussetzungen Zuschauer wieder zugelassen werden könnten.

Manfred Ländner, CSU-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport, äußert zwar für die Sportler Verständnis, mahnt aber Geduld an.
Foto: Patty Varasano | Manfred Ländner, CSU-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport, äußert zwar für die Sportler Verständnis, mahnt aber Geduld an.

Und Manfred Ländner, CSU-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport, erklärt: "Sie werden kritisiert, wenn sie öffnen. Sie werden kritisiert, wenn sie es nicht tun." Und der Parlamentarier aus Kürnach im Landkreis Würzburg berichtet: "Ich bekomme in etwa gleich viele Mails von aktiven Sportlern, die wieder in den Spielbetrieb einsteigen wollen, und von denen, die zur Vorsicht mahnen. Das hält sich die Waage."

Ferner sagt Manfred Ländner: "Auch wenn ich an der Entscheidung selbst nicht beteiligt war, so vermute ich, dass sie analog zu der Maskenpflicht bei den Schulen gefallen ist. Da will man erst einmal sehen, wie sich die Infektionszahlen nach den Sommerferien entwickeln." Auch wenn er es verstehen könne, dass Sportler wieder ins Wettkampfgeschehen einsteigen wollten, so sei es doch Linie seiner Partei, bei Lockerungen von Corona-Maßnahmen eher Vorsicht walten zu lassen: "Das hatte zur Folge, dass wir bisher noch keine Maßnahme zurücknehmen mussten."

 
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