Lange Zeit hat der Bayerische Fußballverband (BFV) den 1. September als Termin für den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb der Amateurklassen ausgegeben, der im Frühjahr wegen der Ausbreitung des Coronavirus unterbrochen worden war. Vergangene Woche aber verschob der Verband den Wiederbeginn aufs dritte September-Wochenende. Begründung: Es fehlten Vorgaben von Seiten der Politik, damit der Rundenspielbetrieb wieder starten könne. Derzeit dürfen in Bayern nur Trainingseinheiten und Testspiele ohne Publikum stattfinden.
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Eine Umfrage unter Vertretern von Fußballvereinen aus der Region – von der Landesliga bis zur A-Klasse – freilich ergab, dass diese nach der Entscheidung aus München keineswegs aus allen Wolken gefallen sind. "Nicht überraschend" sei es gewesen, dass es nicht am 1. September losgeht, meinen unisono Steffen Amling, Vorsitzender des TSV Unterpleichfeld (7. Landesliga Nordwest), Michael Stephan, Sportleiter des TSV Forst (3. Bezirksliga Ost), David Pahls, Vorstandsmitglied des BSC Aura (2. Kreisklasse Würzburg 3) und Johannes Kober, Sportleiter des SV Mönchstockheim (11. A-Klasse Schweinfurt 5).
Alle geben an, mit einer Verschiebung durchaus gerechnet zu haben, weil die gemeldeten Coronainfektionszahlen zuletzt wieder gestiegen sind und sie nicht mit weiteren Lockerungen der Bestimmungen rechneten. Lediglich Sportleiter Peter Leipold von der DJK Schweinfurt (10. Kreisliga Schweinfurt 1) äußert, dass ihn die Entscheidung doch etwas überrascht habe, da der Verband so lange Zeit den 1. September als Termin des Wiedereinstiegs propagiert.
Hoffen auf Spiele mit Zuschauern
Doch geht es Mitte September wirklich los? "Ich hoffe es. Gut wäre, wenn wir zumindest vor 250 Zuschauern spielen könnten, um Einnahmen zu erzielen und die Verbindung zu den Zuschauern nicht zu verlieren", erklärt Steffen Amling aus Unterpleichfeld. Publikum wäre auch Michael Stephan aus dem östlich von Schweinfurt gelegenen Forst wichtig: "Ohne Zuschauer würde es schwierig werden", äußert er.
Während manche noch hoffen, sind andere sehr skeptisch, was die Fortführung der Runde Mitte September betrifft. "Ich persönlich glaube nicht, dass es da schon losgeht", sagt Peter Leipold von der DJK Schweinfurt, zumal sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zuletzt gegen die Lockerung von Corona-Bestimmungen ausgesprochen habe." Und Vorsitzender Markus Wlacil, dessen FC Haßfurt Spitzenreiter der Kreisliga Schweinfurt 2 ist, betont: "Ich glaube nicht, dass die Runde weitergeht. Die Saison wird abgebrochen, alles andere macht keinen Sinn." Auch David Pahls aus Aura im Sinngrund und Johannes Kober aus Mönchstockheim bei Gerolzhofen rechnen nicht mit einem Wiederbeginn Mitte September, wobei für ihre beiden Vereine Anfang des Monats ohnehin keine Pflichtspiele terminiert worden waren.
Ein möglicher Wiederbeginn unter Ausschluss der Zuschauer hat bei den Vereinsvertretern offenbar keine Freunde. Nicht einmal bei den unterklassigen Klubs, die ja in der Regel keine bezahlten Spieler in ihren Reihen und so weniger Finanzbedarf haben. "Amateurfußball ohne Zuschauer ist Quatsch", macht David Pahls klar. Und das nicht nur wegen der sozialen Funktion des Sports. Auch Vereine in Kreis-, A- oder B-Klassen hätten schließlich ihre Kosten. "Trainer und Schiedsrichter kosten ja auch Geld", begründet Johannes Kober, warum auch sein in der A-Klasse spielender Klub auf Einnahmen angewiesen sei. Deshalb meint auch Michael Stephan aus Forst, dass es "nur mit Zuschauern" weitergehen könne.
Auch ein anderer Grund spricht nach Johannes Kobers Worten für Spiele mit Zuschauern: "Ich habe bei Trainingsspielen gesehen, dass sich Leute außerhalb des Sportplatzes am Zaun gedrängelt haben." Hätten die Zuschauer eingelassen werden können, hätten die Menschen die Abstandsregeln besser einhalten können, ist der Mönchstockheimer Sportleiter überzeugt.
David Pahls ist jedenfalls der Auffassung, dass es im Herbst weitergehen könne: "Bei Spielen unterhalb der Landesliga, bei denen kaum mehr als 100 Zuschauer kommen, wären Abstandsregeln auf dem Sportplatz problemlos einzuhalten." Und Markus Wlacil aus Haßfurt meint: "Es ist doch nicht zu verstehen. Freundschaftsspiele dürfen wir bestreiten, Pflichtspiele aber nicht. Das kann mir keiner erklären."
Und wenn die Aufnahme des Spielbetriebs weiter aufgeschoben wird, vielleicht bis ins nächste Jahr? "Die Warterei nervt", bekennt David Pahls. Und manch einem wäre sogar ein Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende. "Meine persönliche Meinung ist, der Verband sollte einen klaren Schnitt machen und die unterbrochene Saison ab Frühjahr 2021 zu Ende spielen. Dann hätten wir wenigstens Planungssicherheit", meint Johannes Kober aus Mönchstockheim. Allerdings: Sein SV hat in der unterbrochenen Saison nur noch acht Rundenspiele zu absolvieren. Andere müssten da ein deutlich umfangreicheres Programm bewältigen.
Damit wäre noch eine Saison kaputt gemacht worden, wenn jetzt nicht begonnen werden kann.
Mit der Entscheidung zur Fortführung kann die Runde 2019/2020 notfalls im Frühjahr 2021 fertiggespielt werden. Eine Spielzeit in 2 Jahren fertig zu spielen ist besser als 2 abgebrochene Spielzeiten nacheinander.