Seit 14 Wochen ist Harald Funsch als Trainer beim Würzburger FV. Als der 57-Jährige die Zellerauer übernahm, standen sie in der Fußball-Bayernliga Nord mit vier Punkten aus acht Spielen auf dem 16. Platz. Zur Winterpause belegen sie mit 19 Punkten und 21 Spielen den 14. Platz.
Wichtiger als die bloßen Zahlen: zum einen ist die Konkurrenz in Reichweite – Hof ist punktgleich mit zwei Spielen weniger, Karlburg hat einen Zähler mehr und genauso viele Spiele absolviert –, zum anderen schreitet die Entwicklung des Teams voran, und mit ihr der Glaube, dass der FV 04 den Klassenerhalt packen kann. Auf den ersten Blick hat sich vor allem die Gegentoranzahl verringert.
"Wir haben viel angeschaut, angepackt und investiert, wobei schon nach den ersten Tagen klar war, dass es nur mit einem Gewaltakt gehen würde. Wir haben nicht nur einmal den Hebel ansetzen müssen, sondern gleich mehrmals", sagt Funsch.
Mehrere Klubs haben Probleme nach der Corona-Pause
Das Etappenziel, zum Jahreswechsel den Klassenerhalt realistisch gesehen noch in der Hand zu haben, sei erreicht. Er habe 20 Punkte als Marke genannt, 19 seien es, dafür war's auch ein Spiel weniger: "Nach dieser Corona-Phase haben scheinbar mehrere Mannschaften größere Probleme, das kommt uns natürlich entgegen."
Was also hat sich geändert? "Wir haben versucht, aus der Mannschaft eine Einheit zu formen, Grüppchen aufzulösen und relativ einfache Ideen umzusetzen – mit vielen Gesprächen und Regelungen, die es vorher nicht gab." Es sei mitunter auch unbequem gewesen. "Aber es war die einzige Chance, dass wir uns auf diesen Weg begeben, der uns raus aus dem Tal führt – und auf dem befinden wir uns jetzt und sehen Licht", so Funsch.
Beim Verteidigen sei die Mannschaft flexibler geworden, könne zwischen Vierer- und Fünferkette wechseln, ohne dadurch in der Abwehr instabil zu werden. Nach vorne seien es aber oft "noch keine geplanten Prozesse" gewesen; die gelte es nun zu formen: "Wir haben viel auf- und nachgearbeitet, uns aber auf dem Platz noch oft nach anderen gerichtet und die eigene Spielidee hinten angestellt."
Zu viele Ballverluste in der Nähe des eigenen Tores
Zu oft verliere die Mannschaft den Ball noch in der Nähe des eigenen Tores und gewinne ihn zu spät zurück. Das habe die Auswertung der Spieldaten ergeben. "Wenn wir eine Dominanz erreichen wollen, müssen wir unsere Zweikämpfe weiter vorne führen". In der Vorbereitung liege der Fokus darauf, dass sie schneller von Angriff auf Abwehr umschalte. Ebenso sei das Spiel der Zellerauer "sehr linkslastig", was bei vielen Rechtsfüßern nicht ungewöhnlich sei. "Wir müssen uns aber fragen, was wir ändern können, dass es auch über rechts besser läuft."
Wie geht's nun weiter beim Würzburger FV, nachdem der Bayerische Fußball-Verband auch seine Bayernligisten in die vorzeitige Winterpause geschickt hat?
"Wir gönnen uns jetzt eineinhalb Wochen Pause, um mal den Kopf freizukriegen, danach werden wir aktiv überwintern", kündigt Funsch an. Dazu gehöre, an der individuellen Fitness zu arbeiten: "Beim einen ist's die Schnelligkeit, beim anderen die Ausdauer, beim dritten die Kraft."
In der Winterpause kann es personelle Änderungen geben
Am 24. Januar, so der Plan, beginnt der FV, sich auf die zweite Saisonphase mit noch 13 Spielen vorzubereiten. Sofern es möglich sei, würde Funsch für ein paar Tage ins Trainingslager gehen: "Wir müssen abwarten, ob Reisen möglich und überhaupt sinnvoll sind. Aber wir würden es gerne tun, um das Mannschaftsgefüge noch ein Stück weiterzubringen."
Acht Testspiele seien geplant, aber auch hier müsse er abwarten, was letztlich tatsächlich möglich sei. Verletzte Spieler wie Simon Schäffer sollten dann wieder zur Verfügung stehen – vielleicht auch Nicolas Engelking, der die vergangenen Monate in den USA verbrachte. Auch manchen Nachwuchsspieler wolle er in der Wintervorbereitung – im Hinblick auf die nächste Saison – dazu holen.
Veränderungen im Kader während der Winterpause schließt Funsch "im kleinen Rahmen" nicht aus. Parallel liefen mit den Spielern bereits die Gespräche für die neue Saison. "Auch dadurch ergibt sich für alle ein neuer Ruck", so Funsch.
Zum Trainingsstart soll der komplette Kader geimpft sein
Trainingseinheiten in diesem Winter unter der Vorgabe von "2G+" abzuhalten, "darauf waren wir vorbereitet und haben die Maßnahmen immer an einer höheren Kante angelegt als gefordert war", führt Funsch aus. Zudem kündigte er an, dass der Kader "zum Trainingsstart komplett geimpft" sein werde:
"Es ist und bleibt die Entscheidung des Spielers, aber er muss akzeptieren, wenn er sich dagegen entscheidet, dass er an vielem, was zur Vereinbarung mit dem Verein gehört – Training, Besprechungen, etc. –, um hier Fußball spielen zu können, nicht mehr teilnehmen kann. Und dann kann er hier auch nicht mehr spielen. Das hat nichts mit Druck zu tun, sondern ist die logische Folge seiner Entscheidung."