Die Handball-Hochburg in der Region bei Mädchen und Frauen liegt im nördlichen Landkreis Würzburg. Doch eines der bisherigen Aushängeschilder wird dort in Zukunft nicht mehr mit einer eigenen Mannschaft antreten: die DJK Rimpar. Der frühere Bayernligist geht in der ebenfalls im nördlichen Landkreis beheimateten HSG Pleichach auf. Das gilt auch für Rimpars Mädchenteams. Das haben beide Klubs vor kurzem bekannt gegeben.
"Dieser Schritt hat sich schon länger abgezeichnet. Der weibliche Bereich blutet im Handball immer stärker aus", sagt Rimpars Abteilungsleiter Bastian Krenz auf Nachfrage dieser Redaktion: "Wir hätten in der neuen Saison kaum noch eine erste Mannschaft stellen können." Wurde die erst einmal abgemeldet, sei es schwierig, wieder in den Spielbetrieb zurückzukehren.
Ab der kommenden Runde tragen die verbliebenen Spielerinnen der DJK Rimpar somit als bereits vierter Mitgliedsverein das Trikot der HSG Pleichach, dem seit 2012 bestehenden Zusammenschluss der Handballsparten des SV Bergtheim, DJK Dipbach und SV Oberpleichfeld.
Spielerinnen beider Seiten haben sich schon immer gut verstanden
Dort freut man sich über den Zuwachs. Insgesamt 45 Rimparer Spielerinnen, der überwiegende Teil aus dem Nachwuchs, stoßen zur HSG. "Die Spielerinnen auf beiden Seiten haben sich schon immer gut verstanden. Jetzt sind sie auch tatsächlich ein Team", sagt die Vereinsvorsitzende Laura Göbel, deren Opa die Dipbacher Handballabteilung mitgegründet hatte.
Göbel ist zwar erst 27 Jahre alt, bald 28, steht der HSG Pleichach mit ihren über 200 Mitgliedern aber schon seit rund vier Jahren vor. Nicht nur das: Die Vorsitzende ist auch selbst aktiv, spielt im Rückraum des Landesligisten, und engagiert sie sich ebenfalls als Jugendtrainerin.
Nach dem Zusammenschluss haben sie dort Großes vor. "Wir wollen in der Liga vorne mitspielen. Es wird aber sicher Zeit brauchen, bis wir eine Einheit sind", sagt Göbel. Diese zu formen, ist die Aufgabe der Pleichacher Trainer Andreas Trabold und Michael Hehn. Zudem starten eine zweite Mannschaft in der Bezirksoberliga, trainiert vom Dettelbacher Marcell Könnicke und vom Rimparer Jochen Lang, und eine dritte in der Bezirksklasse.
Rimpar will sich weiter bei der Nachwuchsförderung einbringen
"So hat jede Spielerin die Möglichkeit, nach ihren Stärken zu spielen. Für die Jugend wollen wir ein Konzept erarbeiten und ein Fördertraining anbieten", sagt Göbel. Sie kann sich der Unterstützung eines breiten Teams sicher sein.
Bastian Krenz betont, dass "wir den weiblichen Bereich nicht abgeben, um uns nur noch den Jungs und Männern widmen zu können". Natürlich gebe der Verein viel Organisatorisches ab, zumal die Heimspieltage grundsätzlich in Bergtheim stattfinden würden. Aber es werde auch weiterhin Trainingseinheiten in Rimpar geben. "Und bei der Nachwuchsförderung wollen wir uns ebenfalls einbringen." Das Herz sei jetzt halt nicht mehr nur grün, sondern auch ein bisschen rot.
Beim HSV Bergtheim, dem ranghöchsten Frauenteam in der Region, sieht man den Zusammenschluss der Konkurrenz gelassen. "Es steht mir nicht zu, über andere zu urteilen. Wir bleiben in jedem Fall eigenständig, gerade weil wir im Nachwuchsbereich einen regen Zulauf haben", sagt der neue Bergtheimer Vorsitzende Dominik Weingart. Nach dem plötzlichen Tod Wolfgang Kreisels hatte der Rechtsanwalt und Familienvater im vergangenen Sommer das Amt quasi von jetzt auf gleich übernommen.
Bergtheimer Einzugsgebiet erstreckt sich bis nach Schweinfurt
"Es war Wolfgang leider nicht mehr vergönnt, eine geordnete Übergabe zu machen. Es wäre für ihn sicher schön gewesen zu sehen, wie sich das Ganze entwickelt." Rund 400 Mitglieder hat der 2006 vom SV Bergtheim abgespaltene Verein. "Davon ist mehr als die Hälfte unter 20 Jahren", sagt Weingart. "Unser Einzugsgebiet erstreckt sich bis weit in den Schweinfurter Landkreis hinein."
Die Bergtheimer Vorzeigesieben spielt in der Bayernliga. "Unser einziges Heimspiel im Oktober vor dem erneuten Shutdown haben rund 500 Zuschauer als Livestream im Internet verfolgt. Das macht mich schon stolz", berichtet Weingart. Er zeigt sich optimistisch, dass bei einer Wiederaufnahme des Sportbetriebs die meisten Aktiven zurückkehren werden: "Ich höre immer wieder, dass die Kinder ihre Freunde, Trainerinnen und Trainer vermissen. Auch die Teilnahme an den Onlineangeboten ist hoch."
Estenfeld setzt auf vertiefte Kooperation mit anderen Vereinen
Es gibt nördlich von Würzburg noch einen weiteren Verein, der sich dem Mädchen- und Frauenhandball verschrieben hat: die TSG Estenfeld mit knapp 100 aktiven Handballerinnen. "Wir haben schon vor fast zehn Jahren mit dem TSV Lengfeld vereinbart, dass dort die Jungen und bei uns die Mädchen spielen. Das funktioniert wunderbar", sagt TSG-Abteilungsleiter und Main-Post-Redakteur Andreas Jungbauer. Als Idee schwebten ihm noch mehr Koppelspieltage vor, sodass "sich Jungs und Mädels gegenseitig zuschauen und unterstützen können".
Der Wechsel der DJK Rimpar zur HSG Pleichach überrasche ihn nicht: "Ich sehe es aber prinzipiell als problematisch an, dass durch Zusammenschlüsse Identität und Vielfalt in der Vereinslandschaft ein Stück weit verloren gehen."
Für Estenfeld sei der Weg vertiefter Kooperationen der bessere, etwa mit dem HSV Bergtheim oder der TG Würzburg, erklärt Jungbauer: "Wir loten von Saison zu Saison immer wieder aus, was möglich ist." So stehe bereits fest, dass die C-Jugendlichen von TSG Estenfeld und HSV Bergtheim in der kommenden Runde gemeinsam starten.
Wieviele Spielerinnen aus Bergtheim spielen eigentlich in der Vorzeigesieben des HSV Bergtheim? 😬