Eigentlich wollte Peter Engert schon im vergangenen Mai, zum regulären Saisonende, als Fußball-Abteilungsleiter abtreten. Aber coronabedingte Pausen zogen die Saison bis heute in die Länge. Wann es weitergeht, ist offen. Engert, der sein Mandat schon einige Monate verlängert hatte, musste sich entscheiden: Zum Jahreswechsel hat er nun aufgehört.
Sechs Jahre hatte der 59-Jährige die Position beim TSV Kleinrinderfeld inne. In dieser Zeit spielten die Fußballer aus dem südwestlichen Landkreis Würzburg – wenige hundert Meter hinter dem Sportplatz an der Deutschherrenstraße beginnt Baden-Württemberg – durchgehend in der Landesliga, hatten in den vergangenen Jahren aber immer größere Mühe, die Klasse zu halten.
Gesundheit ist wichtiger als Amt und Aufgaben
Die Kleinrinderfelder kämpfen auch in dieser Saison um den Klassenerhalt. Mitte Oktober bestritten sie zuletzt ein Ligaspiel: So hoch, sagt Engert zum 0:11 gegen Vatan Spor Aschaffenburg, habe er noch nie ein Spiel verloren. Alles hinwerfen, dazu mitten in einer Runde, wollte er gerade deshalb nicht: "Wenn man so lange dabei war, kommt man nicht so einfach aus der Sache raus."
Jedoch gehe es auch um seine Gesundheit. Die habe Vorrang, daher sei die zweite längere Pause nun doch ein günstiger Zeitpunkt gewesen, die Aufgaben zu übergeben: "Mich gibt es nur mit 100 Prozent. Aber die kann ich nicht mehr aufbringen", sagt Engert. Manchmal habe er sich in der Abteilung wie "ein Alleinunterhalter" gefühlt. Natürlich hätten auch andere angepackt, aber "am Ende lastet die Verantwortung auf deinen Schultern". Das kostete Kraft.
Trainerfrage beantwortet und neue Spieler geholt
Bis zum Saisonende leitet Lukas Klüpfel die Abteilung. Der 27-Jährige, früher Spieler, betreute die Mannschaft bisher. Wie es danach weitergeht, muss die Mitgliederversammlung entscheiden, die aber wegen Corona für unbestimmte Zeit verschoben ist. Sein Nachfolger könne langsam starten, bis die Runde fortgesetzt werde, und sich dann auf die Spiele konzentrieren. Denn in den letzten Wochen seiner Amtszeit klärte Engert die seit Tobias Jägers Rücktritt im Oktober nur vorübergehend beantwortete Trainerfrage und holte mehrere neue Spieler.
Alexander Münz sagte zu, als Trainer ab sofort einzusteigen. Er löst die interimsmäßig eingesetzten Manuel Jäger und Benedikt Engert, der sein Co-Trainer bleibt, ab. Der 47-Jährige, der sich mit seinem bisherigen Verein, dem TSV Homburg, auf ein vorzeitiges Ende seiner dortigen Tätigkeit einigte, wirkte ebenfalls bei dieser Planung mit.
Bei den Spielern nicht auf die Spielklasse geschaut
Sieben Spieler schlossen sich in der Winterpause der Mannschaft an. "Wir haben dabei nicht auf die Spielklasse geschaut, sondern dass diese Spieler zu uns passen", erklärt Engert. Mit 18 Feldspielern und zwei Torhütern sei der Kleinrinderfelder Kader wiederum breit genug aufgestellt, um die bevorstehende Herausforderung, den Klassenerhalt, anpacken zu können.
Andere Spieler stehen dagegen aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nachdem sich im vergangenen Jahr die personell prekäre Lage herumgesprochen hatte, sei er gefragt worden, ob es in Kleinrinderfeld denn nach dem Winter überhaupt weitergehe, berichtet Engert. Mit diesem Makel habe er nicht aufhören wollen: "Ich habe alle Hausaufgaben gemacht und ein bestelltes Feld übergeben. Das sollte reichen, um die nötigen Punkte zu holen."
Seit 53 Jahren Mitglied beim TSV Kleinrinderfeld
Wie es ihm einen Monat nach der Amtsübergabe geht? "Ich bin ganz entspannt, bislang hab ich keine Langeweile." Engert, der mit Ende 30 noch in der ersten Mannschaft kickte, die Jugendmannschaften seiner Söhne Kevin und Benedikt begleitete und zuletzt als Funktionär in dem Verein mitmischte, in dem er seit 53 Jahren Mitglied ist, hat sich zwar von Amt und Aufgaben zurückgezogen, aber "als Zuschauer werde ich noch auf die Plätze gehen".
Allerdings sei er nicht mehr dazu verpflichtet und könne sonntags auch mal auf dem Motorrad übers Land fahren. "Ich lass es auf mich zu kommen, was sich so ergibt. Aber ich glaub nicht, dass viel Zeit übrig bleibt", vermutet Engert. Schließlich ist er seit kurzem Opa.