
Fußball-Landesligist TSV Kleinrinderfeld hat seit dem Wochenende keinen Trainer mehr. Grund war nicht das jüngste Ergebnis: Das fiel mit 1:1 gegen den Vierten aus Memmelsdorf ordentlich aus. Seinen Entschluss hatte Tobias Jäger den Vereinsverantwortlichen dagegen schon vor einer Woche und somit vor dem ersten Pflichtspiel in diesem Kalenderjahr mitgeteilt.
Um es ihnen zu ermöglichen, die neue Situation bedenken und gegebenenfalls schon handeln zu können, absolvierte Jäger noch die Spiele gegen Lengfeld und Memmelsdorf. Danach war für den 39-Jährigen nach etwas mehr als zwei Jahren aber Schluss.
Aufhören wollte Jäger eigentlich schon im Sommer, dann wurde die Saison für mehrere Monate unterbrochen. Daher wollte er diese Spielzeit über die vereinbarte Frist hinaus zu Ende bringen, "um einen sauberen Schnitt zu machen", wie er auf Anfrage sagt.
Rücktritt hat sportliche und strukturelle Gründe
Jetzt muss sich Sportleiter Peter Engert trotzdem nach einem neuen Trainer umsehen, ehe der angekündigte Nachfolger Alexander Münz, derzeit Coach beim Kreisklassisten Homburg, die Mannschaft übernimmt. Ob er diesen bis zum Auswärtsspiel in Coburg am Samstag vorstellen kann, ließ er offen. Er kündigte aber eine Vorstandssitzung für Dienstagabend an.
Der eine Grund für Jägers Rückzug ist die schwierige personelle Situation beim Landesligisten. "Die Corona-Zeit hat uns extrem zugesetzt", sagt er. Zehn Monate lang hatte Kleinrinderfeld kein Pflichtspiel absolviert. Nun fielen Spieler berufsbedingt aus, einige seien verletzt und bei manchem hätten Einstellung und Sichtweise zum Fußball als Hobby gelitten.
Aus dem ohnehin schon recht dünnen Kader standen für das Heimspiel gegen Memmelsdorf am vergangenen Sonntag nur noch zwölf Spieler zur Verfügung. Beim Ligapokalstart gegen Lengfeld einige Tage davor war es auch nur einer mehr gewesen.
In der vergangenen Saison "wahnsinniges Glück" gehabt
Zuletzt habe auch nur noch eine einstellige Anzahl an Spielern trainiert. Mit so wenigen Leuten sei ein für die Landesliga angemessenes Training nicht mehr möglich, findet Engert. In der vergangenen Saison, die Kleinrinderfeld als Zehnter beendet hatte, war es laut Jäger "ein wahnsinniges Glück", dass diese Probleme nicht schon damals zutage getreten waren.
Leistungsträger gingen und Perspektivspieler kamen – das war auch während der Coronapause so. Magnus Rentzsch, ein erfahrener und langjähriger Kleinrinderfelder, wechselte nach Veitshöchheim. Dort wohnt er auch. Mit dem Zugang von Jonas Böhnel, der von den Junioren des Würzburger FV kam, blieb zumindest auf dem Papier die Spielerzahl gleich.
Für Jäger gab es aber noch einen zweiten Grund für seine Entscheidung: "Der Verein muss wissen, wohin er möchte." Diesen Eindruck habe er nicht gehabt. Das sei auch keine Entwicklung der letzten Monate, sondern der vergangenen Jahre gewesen: "Jeder muss sich fragen, was er investieren möchte, um in der Landesliga zu spielen. Mit der Zeit, Kraft und den Gedanken, die ich als Trainer investiere, fehlte mir zuletzt eine Gemeinsamkeit."
Sportleiter hat Verständnis für den Rücktritt des Trainers
Bei Sportleiter Peter Engert stieß Jägers Rücktritt auf "volles Verständnis". Gerne hätte er für die laufende Runde einen 21 oder 22 Mann starken Kader zusammengestellt, doch sei dies aufgrund der begrenzten Mittel nicht möglich gewesen.
Nun muss er auch noch einen neuen Trainer suchen. "Auf die Schnelle ist das schwierig. Ich werde nicht irgendwen holen, nur weil er zu haben ist. Er muss auch zu uns passen", sagt er und schließt auch aus, dass er als Übergangstrainer in die Bresche springe.
Für Kleinrinderfeld stehen in diesem Jahr noch fünf Spiele in der Liga und drei im Ligapokal im Kalender. Die Winterpause ist Engerts nächstes Ziel: "Bis dorthin müssen wir uns von Spiel zu Spiel hangeln." Möglicherweise, so hofft er, stünden für das Auswärtsspiel beim Tabellen-16. in Coburg am Wochenende ein bis zwei Spieler mehr zur Verfügung.