Die letzte Gelegenheit, wenigstens ein Tor in diesem Jahr zu erzielen, fiel am vergangenen Wochenende aus: Für den TSV Lengfeld bleibt 2020 somit ein Jahr der Pleiten. Da aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt gespielt wurde, trugen die Lengfelder zwar nur sechs Ligaspiele aus, verloren aber alle, ohne dabei ein Tor zu erzielen.
Ihr Trainer Michael Hochrein spricht von einer "Horrorsaison". Keiner habe gewusst und keiner wisse, wie es denn weitergeht. Es ist eine Runde offener Fragen: Termine, Pläne und Ansetzungen wurden in den vergangenen Monaten mehrfach über den Haufen geworfen. "Ich kann es schon verstehen, wenn einer keinen Bock mehr hat", sagt Hochrein ob der fehlenden Planbarkeit. Für einige habe der Fußball so an Bedeutung verloren.
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Begeisterung ist verloren gegangen
Thomas Redelberger, Trainer vom TSV Unterpleichfeld, findet: "Sich wie bisher für Fußball zu begeistern, ist im Moment eher schwierig." Wenn die Corona-Sache einmal überstanden sei, werde für den gesamten Amateursport vieles davon abhängen, inwiefern die Verbände und Vereine genau diese Begeisterung wieder neu entfachen können.
Zwar steht Unterpleichfeld als Zehnter noch am besten da, gewinnen konnte die seit Juli wieder von Redelberger trainierte Mannschaft bei drei Versuchen in diesem Jahr aber auch nicht. Nach vier Monaten Pause sei es schwierig gewesen, wieder zu starten, sagt er. Durch die innerhalb kurzer Zeit auf einmal intensive Belastung hätten sich Spieler verletzt, in der Folge habe er oft wechseln müssen, so dass die Leistungen bis zuletzt schwankten.
Warum es bei den Würzburger Teams gerade so schlecht läuft, sei er schon häufiger gefragt worden, gibt Thomas Kaiser zu. Für den Trainer der TG Höchberg ist die Liga sehr ausgeglichen. "Viele Mannschaften befinden sich auf vergleichbarem Niveau, daher sehe ich es mehr oder weniger als Zufall an, dass so viele hinten reingerutscht sind." Tiefere Gründe habe das nicht. Für seine Höchberger führt er "zu viele Unentschieden" an.
Fast jeder Mannschaft fehlen Spieler
Kaiser gibt aber an, dass er einige Spieler weniger habe als noch zum Saisonbeginn im Juli 2019. Das ist als Fakt festzustellen: Oft fehlen Spieler, um einen für die Landesliga angemessenen Sportbetrieb zu organisieren. Neue kamen nicht, weil sich Vereine wegen der fehlenden Einnahmen beschränkten oder weil für den Sommer geplante Wechsel platzten, da die Saison über ihr ursprüngliches Ende hinaus um ein Jahr verlängert worden war.
An manchem Spieltag habe er "Probleme gehabt, elf Mann zusammenzukriegen", berichtet Hochrein. Das sportliche Abschneiden möchte er aber "nicht nur auf Corona schieben". Es seien auch "einfach schlechte Spiele" darunter gewesen, die sich inzwischen auf sechs Niederlagen in Folge summierten. "So ein Negativlauf steckt in den Köpfen, und schon haben wir ein weiteres Problem", sagt der Lengfelder Trainer.
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Weil alle fünf lokalen Teams betroffen sind, ist der Abstiegskampf in dieser Saison für Peter Engert, Abteilungsleiter beim TSV Kleinrinderfeld, ein "ganz heißes Eisen". Der Kleinrinderfelder Kader sei einfach zu klein, doch finanziell gebe es nicht mehr Möglichkeiten.
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Vereine nehmen sich Spieler weg
"Bei jedem Verein liegen die Probleme wohl etwas anders", fasst Marcel Heck, der den ASV Rimpar trainiert, zusammen. Die Rimparer hätten "den Haufen gut zusammengehalten". Der Tabellenplatz seiner Mannschaft, sie ist Letzter, erklärt er damit, in "vielen knappen Spielen" nicht gepunktet zu haben. "Ansonsten ist bei uns wirklich alles intakt."
Ein Grund, dass es bald weniger Landesligisten rund um Würzburg geben könnte, ist keine Folge der von Corona aufgesplitteten Saison: "Wir nehmen uns die guten Spieler gegenseitig weg", sagt Heck. Kaiser belegt das: "Wenn ich einen in der Kreisliga herausragenden Spieler anrufe, kann ich sicher sein, dass sich auch die anderen bei ihm melden." Die Turngemeinde gehe nun einen anderen Weg: Zuletzt hätten fünf Höchberger in der Anfangself gestanden.
Laut Engert gibt es zwar "genügend Spieler, die das Zeug hätten, in der Landesliga zu spielen, aber viele wollen halt nicht mehr machen". Einen solchen Trend erkennt auch Heck: "Der Aufwand, den du betreiben musst, bis ein Spieler tatsächlich zu dir wechselt, ist immens hoch. Manchmal kommt es mir vor, dass du fast darum 'betteln' musst."
Keiner weiß, wie es weitergeht
Wie es nach der nächsten, wohl wieder monatelangen Unterbrechung weitergeht, wagt noch keiner vorherzusagen. "Den Amateursport zu streichen, ist natürlich im Zusammenhang, da Gaststätten und Kneipen schließen müssen, stimmig. Aber die Mitspieler zu sehen und gemeinsam zu trainieren, das war schon ein Stück an Normalität", findet Heck.
Für Redelberger ist es schon seit der ersten Pause "nicht mehr der gleiche Wettbewerb. Das hat bis auf die Punktzahl doch nichts miteinander zu tun". Aber die entscheidet am Ende.
Hmh.... , das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich manche höherklassige Vereine im Umgang mit den niederklassigen Heimatvereinen talentierter Spieler alles andere als sportlich und menschlich fair verhalten! Da werden bestehende gesetzliche Vorgaben einfach ignoriert und alle möglichen Mittel angewandt, um möglichst günstig oder gar kostenfrei an gute Spieler zu kommen, welche zuvor jahrelang in ihren Heimatvereinen alle Jugendabteilungen durchlaufen haben. Es ist ein Unding, dass Landesligisten kaum eine Mannschaft zusammen bekommen, weil evtl keine 2. Mannschaft oder Jugendarbeit vorhanden ist. In einigen dieser Söldnertruppen spielt kaum noch ein Einheimischer! Darüber sollten diese Vereine mal Gedanken machen..... die Jugendarbeit fördern, eigenen Nachwuchs generieren statt Talente bei anderen abzufischen!