
Nach elf Jahren im Profifußball beendet die Höchbergerin Lena Lotzen ihre Karriere. "Ich habe alles versucht, um nochmals auf den Platz zurückzukehren, aber die Summe an Verletzungen machen Fußballspielen auf diesem Niveau nicht mehr möglich", teilte die 27-Jährige am Mittwoch bei Instagram mit. Zugleich hatte ihr Verein, Zweitligist 1. FC Köln, auf seiner Klubwebseite über den Entschluss der Offensivspielerin informiert.
Diese Entscheidung sei ihr "sehr schwergefallen", aber in den vergangenen Monaten sei es in ihr gereift, dass für diesen Schritt "der richtige Zeitpunkt gekommen" sei. Noch im Dezember hatte Lotzen in einem Interview mit dieser Redaktion während der Reha die Hoffnung geäußert, "im März oder April wieder auf dem Platz stehen" zu können, jedoch schon damals einschränkt: "Nach so vielen Verletzungen und Rückschlägen muss ich auf meinen Körper hören."
Knie hält Sport auf höchstem Niveau nicht mehr stand
Die Reha sei gut verlaufen, teilt Lotzen nun auf Anfrage mit, doch habe sie auf dem Platz festgestellt, dass ihr Knie nicht mehr stabil genug sei, um noch einmal intensiv durch Sport auf höchstem Niveau belastet zu werden. "Ich wollte keine weitere Operation mehr und mich nicht mehr durch eine elend lange Reha quälen müssen." Ihren bereits dritten Kreuzbandriss vor neun Monaten habe sie konservativ, also ohne operativen Eingriff, behandeln lassen.
Lotzens Vertrag beim 1. FC Köln in der Zweiten Bundesliga Süd, in der auch die Würzburger Kickers spielen, wäre noch über die aktuelle Saison hinaus bis Juni 2022 gelaufen. An den Rhein war sie im März vergangenen Jahres gewechselt, konnte aber seitdem für den FC kein Spiel bestreiten.
Bundesliga-Debüt mit 16 Jahren beim FC Bayern
Mit dem Fußballspielen begonnen hat Lotzen als Fünfjährige bei der TG Höchberg. Nachdem sie ihr Talent bei der JFG Kreis Würzburg Süd-West bewiesen hatte, wechselte sie zum FC Bayern München, für den sie im August 2010 mit 16 Jahren in der Frauen-Bundesliga debütierte.
In ihrer dortigen Zeit riss sie sich erstmals das Kreuzband im linken Knie, doch kämpfte sich nach einer Verletzungspause von acht Monaten zurück und wurde 2015 und 2016 mit den Münchnerinnen Deutscher Meister. Mehr als eineinhalb Jahre später verletzte sie sich allerdings im Champions-League-Spiel gegen Paris erneut am selben Knie.
Mannschaften sportlich und charakterlich bereichert
Nach acht Jahren in München wechselte Lotzen zum SC Freiburg und zum Beginn dieser Saison, nachdem sie sich ausgerechnet im Spiel gegen ihren neuen Verein ein drittes Mal das Kreuzband gerissen hatte, nach Köln. "Ich habe sehr darauf gehofft, das Trikot des 1. FC Köln bei einem Ligaspiel tragen zu können. Leider musste ich einsehen, dass das nicht mehr klappen wird", wird sie in der aktuellen Mitteilung ihres Vereins zitiert.

Warme Worte zum Abschied gab ihr Kölns Sportliche Leiterin Nicole Bender mit auf den Weg: "Lena war eine der größten Mittelfeldspielerinnen Deutschlands der vergangenen Jahre. Sie am Ball zu sehen war einfach eine Augenweide." Sie habe Mannschaften aber nicht nur sportlich, sondern auch durch ihre Art charakterlich bereichert.
Im Vereinsfußball wurde Lena Lotzen zweimal Deutscher Meister, gewann zudem den DFB-Pokal (2012 mit Bayern München) und stand zweimal im Finale (2018 mit München, 2019 mit Freiburg). 2012 hatte sie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als beste Nachwuchsspielerin mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet.
Zweifache Europameisterin und Vizeweltmeisterin
Mit den deutschen Auswahlmannschaften gewann Lotzen 2011 die U-19-Europameisterschaft und erreichte 2012 den zweiten Platz bei der U-20-Weltmeisterschaft. Ein Jahr später wurde sie in Schweden Europameisterin mit der Frauen-Nationalmannschaft. Insgesamt bestritt sie 95 Spiele (26 Tore) in der Bundesliga und lief 25 Mal für die DFB-Auswahl auf (vier Tore).
Wie es bei ihr nach dem Karriereende weitergeht? "Ich brauche erst einmal ein bisschen Zeit, möchte mich ausprobieren und mir ein paar Ideen anhören", sagt die 27-Jährige, die immer wieder auch als TV-Expertin gefragt war. Im Studiengang "Sportbusiness Management" befinde sie sich auf der Zielgeraden. Lena Lotzen würde dem Sport gerne erhalten bleiben, auf eine bestimmte Richtung habe sie sich aber noch nicht festgelegt: "Ich könnte mir vorstellen als Trainerin, besonders im Nachwuchs, oder im Management eines Vereins zu arbeiten."