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Frauenfußball
Die langen Leiden der Lena Lotzen
Schmerz, lass nach: Fußball-Nationalspielerin Lena Lotzen aus Höchberg hat schon so manche Verletzung hinnehmen müssen.
Foto: Uwe Speck, Witters | Schmerz, lass nach: Fußball-Nationalspielerin Lena Lotzen aus Höchberg hat schon so manche Verletzung hinnehmen müssen.
Günther Schwärzer
 |  aktualisiert: 07.01.2016 03:25 Uhr

Ein knappes halbes Jahr ist es her, da saß Lena Lotzen in einem Würzburger Biergarten und sprach voller Vorfreude über die nähere Zukunft. Die WM in Kanada war gerade vorbei und hatte für die deutschen Fußballerinnen mit Rang vier nicht gerade nach Wunsch geendet. Die damals 21 Jahre alte Höchbergerin Lena Lotzen hatte zwar insgesamt nur etwa 120 Minuten in der Vorrunde mittun dürfen, aber angesichts einer erst drei Monate zuvor auskurierten schweren Knieverletzung (Kreuzbandriss und Meniskusschaden/August 2014) war für sie, die zwei Jahre zuvor im Sommer 2013 mit Torgefährlichkeit und rasanten Flügelläufen bei der gewonnenen Europameisterschaft in Schweden für Furore gesorgt hatte, mit der WM-Teilnahme trotzdem ein Traum wahr geworden.

„Ich steige am 28. Juli ins Training ein. Und ich freue mich schon total auf die neue Saison! Ich will endlich zurückkommen und wieder durchstarten, ganz gesund und mit alter Stärke“, sagte die 25-malige A-Nationalspielerin vom FC Bayern München damals, am 8. Juli. Vier Wochen später sah die Realität ganz anders aus. Von wegen durchstarten! Statt auf dem Trainingsplatz Sprints und schnelle Dribblings zu zeigen, lag Lena Lotzen wegen eines erneuten Meniskusschadens im linken Knie im OP-Saal unterm Messer.

Und es kam sogar noch schlimmer. „Weil das Knie nach der Athroskopie Anfang August nicht richtig gehalten hat“, wie sie sagt, war Anfang Oktober eine weitere Operation unumgänglich.

Seitdem pendelt die 22-Jährige zwischen Arztzimmer, Reha-Zentrum und Wohnung hin und her. Zu Hause widmet sie sich vor allem ihrem Fernstudium der Sportwissenschaft an der H:G Hochschule für Gesundheit&Sport, Technik&Kunst Berlin mit einer Außenstelle in München-Ismaning. „Das Studium läuft gut“, erzählt Lotzen, „auch weil mir die Uni terminlich entgegenkommt, habe ich schon zahlreiche Prüfungen ablegen können.“ Praktische waren wegen ihrer Verletzung noch nicht dabei, die stehen allesamt im Jahr 2016 an. Die Wahl-Münchnerin ist zuversichtlich, dass sie diese auch wirklich machen kann.

„Natürlich hat mein linkes Knie schon einiges mitmachen müssen. Aber es ist ja nicht so, dass es derart geschädigt wäre, dass kein Spitzensport mehr möglich wäre“, sagt Lotzen. Die ärztliche Betreuung beim FC Bayern sei optimal, jetzt sei es in erster Linie eine zeitliche Frage, bis es wieder zum Training mit dem Ball auf den Rasen gehe. Vorläufig aber sei noch Reha angesagt.

Wie lange noch? Bei dieser Frage zögert die 22-Jährige ein wenig. Noch funktioniere ihr Knie nicht so, wie sie (und wohl auch die Ärzte) es sich vorstellen. „Aber ich habe das Gefühl, dass es langsam wird.“ Wobei ihr dieses „langsam“ offensichtlich viel zu langsam geht. „Megalangsam“ nennt sie es auf Nachfrage und gibt auch zu, „dass man sich schon Gedanken über die sportliche Zukunft macht“. Findet man wieder den Anschluss? Kommt man in alter Stärke zurück?

Schließlich ist der Kader des deutschen Meisters FC Bayern gespickt mit Nationalspielerinnen. Das ist der Kampf um die Stammplätze schon für eine kerngesunde Spielerin eine ständige Herausforderung. Und dann erst für eine, „die nun schon seit eineinhalb Jahren nie richtig gespielt hat“, wie sie sagt, „es waren ja immer nur vier, fünf Partien zwischen den Verletzungen“.

Da kommt man schon mal ins Grübeln. „Und man verliert auch mal die Geduld“, gibt Lotzen zu, „aber den Glauben daran, dass ich es wieder zu alter Stärke schaffen kann, den habe ich nicht verloren. Und die Hoffnung gebe ich auch nicht auf. Ich krieg das schon wieder hin, und ich komme auch wieder zu meiner alten Form.“

Also wird Lena Lotzen nach einem sechstägigen Kurzurlaub in New York über Silvester mit Vater Matthias und Bruder Moritz (Mutter Moni musste zu Hause bleiben, weil sie sich vor drei Wochen einen Bruch des Wadenbeines zuzog und derzeit nur an Krücken laufen kann) im Rehazentrum des FC Bayern in München weiter heftig schwitzen. Und geduldig sein. Damit die deutsche Meisterin von 2015 irgendwann im Jahr 2016 hoffentlich sagen kann: „Ich bin wieder da, mit alter Stärke und kerngesund!“

 
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