
Vorab: Dies ist kein Aprilscherz. Am 27. Spieltag vom 1. bis 3. April kann es nach den Spielen in der Fußball-Bayernliga Nord zum Elfmeterschießen kommen.
Wenn das der Fall ist, handelt es sich genau genommen mit dem Anpfiff des Elfmeterschießens nicht mehr um das vorherige Ligaspiel, sondern um die erste Qualifikationsrunde der Nord-Bayernligisten zur ersten Hauptrunde im Toto-Pokal-Wettbewerb 2022/23.
Denn der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat mit den betroffenen Vereinen beschlossen, dass in den beiden Bayernligen Nord und Süd sowie in drei der fünf Landesligen (Mitte, Südwest und Südost) jeweils ein bestimmter Spieltag nicht nur für die Liga, sondern ebenfalls als erste Qualifikationsrunde für den Toto-Pokal-Wettbewerb gewertet wird. Die dafür geltenden Durchführungsbestimmungen umfassen 14 Seiten.
Steht es unentschieden, muss im Pokal trotzdem einer gewinnen
In der Bayernliga Süd war dies am 29. Spieltag, der am 19. und 20. März stattfand, der Fall. Eine von acht Partien endete unentschieden. Auch die drei Landesligisten haben ihren "Hybrid-Spieltag" bereits absolviert. "Bislang ist das ohne Probleme gelaufen", berichtet Andreas Mayländer, der beim BFV für den Verbandspokal zuständige Spielleiter.
Die Landesligen Nordwest und Nordost trugen bereits Anfang März eine erste Qualifikationsrunde aus, da sie die aktuelle Saison nicht im gewöhnlichen Modus austragen, sondern die Mannschaften nach der Vorrunde in eine Aufstiegs- und Abstiegsrunde aufgeteilt wurden.
Für die Bayernliga Nord fiel das Los auf den 27. Spieltag, der nun an diesem Wochenende stattfindet. Das bedeutet: Alle Spiele, die nach 90 Minuten plus Nachspielzeit unentschieden enden, gehen ins Elfmeterschießen. Das Unentschieden wird für die Liga gewertet, jedoch muss danach für die Wertung als Pokalspiel eben noch ein Sieger ermittelt werden.
Wer in der Liga gesperrt ist, dürfte trotzdem Elfmeter schießen
Obwohl tatsächlich nur ein Spiel stattfindet, das aber für zwei Wettbewerbe zählt, müssen die Vereine auch zwei Spielberichtsbögen – einen für die Liga und einen für den Pokal – ausfüllen. Theoretisch könnte ein Klub also Ligaspiel und Pokal-Elfmeterschießen mit zwei grundverschiedenen Mannschaften bestreiten, gibt Mayländer zu.
Wer momentan für die Liga gesperrt ist, wie beispielsweise der Karlburger Julian Meyer oder Heron Miranda Spelleken von Vatan Spor Aschaffenburg nach ihren Platzverweisen am vergangenen Spieltag (beide Mannschaften treffen sogar aufeinander), darf zwar nicht im Ligaspiel auflaufen, könnte aber im Elfmeterschießen eingreifen. Ebenso gilt: Wer für den Pokal gesperrt ist, dürfte zwar mitspielen, aber halt nicht zum Elfmeterschießen antreten.
Sieht ein Spieler während der regulären Spielzeit eine Rote Karte, wird er dementsprechend nur für folgende Ligaspiele gesperrt. Er kann – aufgrund der automatischen Sperre nach einem Platzverweis – allerdings nicht mehr am Elfmeterschießen teilnehmen. Sollte ein Spieler dagegen während des Elfmeterschießens mit einem Platzverweis sanktioniert werden, gilt die Sperre anschließend nur für den Toto-Pokal-Wettbewerb.
Wegen der Nachholspiele stehen weniger Termine zur Verfügung
Die neun Sieger – entweder nach gewöhnlicher Spieldauer oder nach Elfmeterschießen – qualifizieren sich direkt für die dritte Qualifikationsrunde, die voraussichtlich am 9. Juli stattfindet. An dieser nehmen auch acht Süd-Bayernligisten sowie 26 Landesligisten teil, die die zweite Qualifikationsrunde erfolgreich absolviert haben.
Grund für den seltsamen Modus ist natürlich die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Noch immer fallen auch in den Bayern- und Landesligen Woche für Woche Spiele aus, wodurch es aufgrund der Nachholspiele terminlich schwierig geworden wäre, zusätzliche Pokalspiele festzulegen. Mit dem nun gefundenen und von den Vereinen mitgetragenen Modus hätten schließlich alle Mannschaften die Möglichkeit, sich für den Toto-Pokal-Wettbewerb 2022/23 zu qualifizieren, erklärte der BFV.
Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spiel per Elfmeterschießen "verlängert" wird? Am höchsten scheint sie beim TSV Karlburg zu sein, der in elf seiner bisherigen 24 Spiele die Punkte teilte. Häufiger an einem Unentschieden beteiligt waren zudem der FV 04 Würzburg (sieben) und Karlburgs Gegner Vatan Spor (sechs). Statistisch endeten in der laufenden Saison 17 Prozent der Spiele (38 von 224) in der Bayernliga Nord ohne Sieger. Bei neun Spielen müsste es also mindestens einmal zu einem "Pokal-Elfmeterschießen" kommen.