
Was war das für eine Aufregung: Eine nicht gegebene Rote Karte für den FCN-Akteur Lukas Mühl (mittlerweile bei Austria Wien) nach einem Foul am inzwischen zu Hansa Rostock gewechselten Rothosen-Akteur Ridge Munsy beim Fußball-Zweitliga-Heimspiel der Würzburger Kickers gegen den 1. FC Nürnberg war der Auslöser. 1:1 war das Spiel am 12. April zu Ende gegangen, da kam Sekunden nach dem Abpfiff per WhatsApp an die Berichterstatter die Mitteilung: Kickers-Investor und -Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Fischer will mit seiner Firma Flyeralarm, die 49 Prozent der Anteile an der Kickers Profi-AG hält, als Sponsor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aussteigen. Aus Protest gegen die Schiedsrichter-Leistungen bei den Kickers-Spielen.
"Nach heute elf spielentscheidenden Fehlentscheidungen kündige ich auf diesem Wege vorab in mündlicher Form - mit aller Gelassenheit und ohne Emotionen - sämtliche Verträge mit dem DFB", hieß es in dem damals verschickten Statement. Auch diese Redaktion zählte damals neun Fehlentscheidungen zu Ungunsten der Kickers. Ob die nun im einzelnen Fall spielentscheidend waren, darüber kann man spekulieren. Es hatte sich aber etwas hochgeschaukelt im Frühjahr zwischen den Kickers, den Schiedsrichtern und dem Verband. Der Groll war groß. Trotzdem wird der Kickers-Investor vorerst weiter bei Spielen der Männer-Nationalmannschaft werben.

"Konstruktive Zusammenarbeit mit Flyeralarm"
Der DFB teilte auf Nachfrage mit man werde die "konstruktive Zusammenarbeit mit Flyeralarm" weiter fortsetzen: "Eine Kündigung der Partnerverträge hat nicht stattgefunden." Das bestätigt so auch das Unternehmen. Mit Fischers Mitteilung vom April sei angekündigt worden, "dass das Engagement in diesem Umfang mit Auslaufen der Vertragslaufzeit keine Fortführung erfahren wird. Dies bedarf aufgrund der Vertragskonstellation keiner expliziten und schriftlichen Kündigung", heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage dieser Redaktion.
Seit 2012 ist Flyeralarm mit Bandenwerbung bei Länderspielen präsent. 2019 wurde der Vertrag verlängert. Er läuft bis zum Ende der Saison 2022/23. Und so lange wird der Name Flyeralarm auch weiter bei allen Heim- und ausgewählten Auswärtsspielen der Männer-, Frauen- und U-21-Nationalmannschaft zu sehen sein. Denn Fischers Firma wird ihre "im Rahmen des laufenden Vertrages fixierten werblich zustehenden Leistungen bis zum Ende der Saison 2022/23 vollumfänglich nutzen." Das heißt: Fischers öffentlichkeitswirksame "Kündigung" war keine echte, sondern vielmehr eine Absichtserklärung, keinen neuen Vertrag über Bandenwerbung abzuschließen.
Als am Montagabend die Kickers ihre Sponsoren eingeladen hatten, unterstellte Fischer auf dem Podium den Schiedsrichtern auch mit reichlich Abstand indirekt Absicht: "Das waren Entscheidungen gegen uns. Man will uns in der aktuellen Situation nicht in der 2. Liga." Ein Gespräch darüber hat es zwischen Fischer und seinem Vertragspartner DFB freilich nicht gegeben, wie die Flyeralarm-Pressestelle mitteilt: "Wenn eine Häufung von belegten und sogar durch den DFB selbst eingeräumten Fehlentscheidungen zum Nachteil einzelner Klubs einen gerechten Liga-Spielbetrieb infrage stellt, dann sollte es in einem Verband regulative Maßnahmen geben – so unter anderem erkennbare Bemühungen, den Videobeweis in der Umsetzung zu optimieren, die Schiedsrichter-Ansetzungen qualitativ besser zu koordinieren, und vieles mehr. Zu diesen konkreten Themen hat es bislang keinen inhaltlichen Austausch mit dem DFB gegeben." Wenn es um das Geschäft geht, fänden freilich weiterhin Gespräche statt: "Zur Umsetzung und Aktivierung von Vertragsinhalten stehen beide Seiten ständig im Austausch."
Größtmögliche Aufmerksamkeit
Die Nachricht vom Sponsoren-Ende beim DFB, laut "Süddeutscher Zeitung" und "Bild" geht es um jährlich 4,5 Millionen Euro, verschaffte dem Ärger der Kickers über die Referees, dem Würzburger Online-Druckunternehmen Flyeralarm und dessen Boss Fischer im April bundesweit größtmögliche Aufmerksamkeit. Das Thema beschäftigte die Medien. Die "Süddeutsche Zeitung" beispielsweise veröffentlichte im Wirtschaftsteil einen großen Text über Fischer mit dem Titel "Der Mann, der den DFB attackiert". Schon damals freilich betonte Flyeralarm auf Nachfrage, laufende Verträge seien von Fischers Ankündigung nicht betroffen. Der Geschäftsführer habe "die Verantwortlichen im deutschen Fußball wachrütteln wollen", teilt das Unternehmen jetzt ein gutes Vierteljahr später auf Nachfrage mit.
Die Fußball-Frauen hatte Fischer von Anfang an von seinem angekündigten Sponsoren-Bann ausgenommen. Seit 2019 heißt die höchste Spielklasse offiziell Flyeralarm Frauenfußball-Bundesliga. Auch diese Vereinbarung gilt erst einmal bis 2023. Wie es danach weitergeht, darüber soll, laut dem Unternehmen, noch rechtzeitig verhandelt werden.
Es gab klar definierte Zielen für die nächsten Jahre im Profi- und Nachwuchsbereich, dementsprechend auch die Aufforderungen zur weiteren Unterstützung und zur Umsetzung der neuen, notwendigen Infrastruktur ins mainfränkische Umfeld, an Sponsoren und die regionale Politik.
Für Leib und Wohl war mit Sterne-Küche und prämierten Weinen (alles regional) auch bestens gesorgt.
Mit einem Abend Abstand und dem vielfachen Feedback aus dem Umfeld, bin ich mehr als enttäuscht über diesen (Ihren) redaktionellen Beitrag ...
Guten Abend