Es bleibt dabei: Die mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Würzburger Kickers stecken aktuell in der Fußball-Regionalliga im Tabellen-Mittelfeld fest. Als Siebter hat der amtierende Meister sieben Zähler Rückstand auf Tabellenführer FC Schweinfurt 05. Das war freilich nicht die einzige Erkenntnis, die das 2:2 (2:1) im Nachholspiel gegen den 1. FC Nürnberg lieferte. Was am Dienstagabend sonst noch deutlich wurde:
1. Die Kickers sind noch nicht über den Berg
Wer nach dem 4:0 gegen die DJK Vilzing gehofft hatte, die sportlichen Probleme der Würzburger Kickers im ersten Viertel dieser Saison hätten sich mit einem Schlag in Luft aufgelöst, der muss sich nun eines Besseren belehren lassen. Die Schwierigkeiten scheinen noch viel tiefer zu liegen als lediglich im Binnenverhältnis von Mannschaft und Ex-Trainer Markus Zschiesche. Dabei hatte die Trennung vom einstigen Chefcoach, dessen Verpflichtung sich im Nachhinein als großes Missverständnis herausgestellt hat, durchaus einen Effekt gehabt.
Nimmt man die Leistungen ab der 30. Minute gegen Vilzing und der ersten Spielhälfte gegen Nürnberg II zum Maßstab, zeigten die Kickers da, abgesehen vom DFB-Pokal-Auftritt gegen Hoffenheim, ihre besten Saisonleistungen. Doch auch in diesen Spielen schafften es die Kickers eben nicht, über 90 Minuten konstant ihr Leistungslevel zu halten. "Wir haben in jedem Spiel 15, 20 Minuten, in denen die Spieler zu viel nachdenken und dadurch die Kontrolle verlieren", sagt Sportdirektor und Interims-Teamchef Sebastian Neumann.
Also alles reine Kopfsache? Am Willen und der Einsatzbereitschaft lag es zuletzt auf jeden Fall nicht. Doch das Kickers-Gebilde erscheint äußert instabil. Das Team lässt sich von Rückschlägen schnell beeindrucken. Selbst eine schnelle 2:0-Führung wie am Dienstag ist da keine Garantie. Das durch einen Fehler im Aufbauspiel von Routinier Daniel Hägele begünstigte Nürnberger Anschlusstor kurz vor der Halbzeitpause sorgte bei den Kickers sichtlich für Verunsicherung.
2. Es fehlen die Führungspersönlichkeiten
Gerade in solchen Situationen, wenn das Team seine Linie zu verlieren droht, bräuchte es Führungsspieler, die auf dem Feld die Sache in die Hand nehmen. Der Ausfall von Kapitän Peter Kurzweg, der mit seinem in der Vorbereitung erlittenen Kreuzbandriss wohl noch bis Frühjahr pausieren wird, erweist sich im Nachhinein als noch schwerer Schlag. Routinier Hägele, der nach langer Verletzungspause gegen Vilzing in die Startelf zurückkehrte, hat die Defensive zwar stabilisiert, ist aber, wie er selbst sagt und auch der Fehler am Dienstagabend zeigte, noch längst nicht bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit.
Maximilian Zaiser konnte nach dem Wechsel-Wirrwarr im Sommer, der kurzzeitigen Episode bei Süd-West-Regionalligist SGV Freiberg und der schnellen Rückkehr, noch nicht ganz an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen. Auch weil seine Rolle unter Zschiesche plötzlich eine vollkommen andere war und er eigentlich erst seit dem Trainerwechsel seine gewohnte Position bekleidet.
Und auch die Neuzugänge konnten sich bislang noch nicht so in Szene setzen, dass sie das Team in schwierigen Rollen anführen. So hat der zweitligaerfahrene Torjäger Benjamin Girth zwar schon vier Tore erzielt, wirkt aber nicht immer allzu dominant und auffällig. Als die Kickers am Dienstagabend nach dem Nürnberger 2:2-Ausgleich durch einen Elfmeter wieder hätten in Führung gehen können, schnappte sich nicht etwa der 32-Jährige den Ball. Stattdessen versuchte sich Moritz Hannemann und setzte den Ball weit über den Kasten.
3. Die Trainerfrage muss geklärt werden
Die momentane Lösung mit Sportdirektor Sebastian Neumann und Zschiesches einstigem Assistenten Ronny Ermel als verantwortliches Duo wird, so die deutlichen Signale aus dem Klub, nicht zur Dauerlösung. Mit Ex-Profi Martin Lanig und dem einstigen Kickers-Spieler und Schweinfurt-Trainer Marc Reitmaier waren zwei heiß gehandelte Kandidaten für den Trainerposten bei den Kickers auch am Dienstagabend wieder am Dallenberg zu Gast. "Wir führen Gespräche", berichtete Neumann am Dienstag. Der Sportdirektor ist bei den Treffen mit den Kandidaten meist dabei. Die Entscheidung in der Trainerfrage trifft am Ende freilich der Aufsichtsrat der Fußball-AG mit Vereinspräsident Michael Grieger, Anteilseigner Dominik Möhler und Vizepräsident Lars Krakat.
Möglich, dass bereits in den kommenden Tagen, noch vor dem Auswärtsspiel am Samstag (14 Uhr) in Augsburg, eine Trainer-Entscheidung fällt. Einstweilen sagt Neumann noch: "Mein Part ist es jetzt, die Mannschaft aufzupäppeln und gut auf Augsburg vorzubereiten." Fügt aber auch schon hinzu: "Sollte es zu einem Wechsel kommen, wäre ich wieder in meiner alten Position." Auf der Sportdirektoren-Position soll, so ist zu hören, erst einmal Kontinuität herrschen.
Ich denke nicht, dass Herr Schiele so einfach in die Regionalliga gehen will, sportlich und finanziell.
Also doch nicht so einfach das Ganze!