Es herrscht reges Treiben im Trainingszentrum der Würzburg Baskets auf dem alten Bürgerbräu-Gelände in der Frankfurter Straße. Bereits eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn sind an diesem heißen Dienstagnachmittag mit Außentemperaturen von über 30 Grad die meisten Spieler des Basketball-Bundesligisten vor Ort. Einige heben ein paar Gewichte im Kraftraum, andere lassen sich im Physiotherapie-Raum auf die anstehende Einheit vorbereiten oder werfen ein paar Körbe in der aufgeheizten Halle, in der zwei überdimensionale Ventilatoren an beiden Spielfeldenden für etwas Abkühlung sorgen sollen.
Die Würzburger sind die Frühstarter der Liga, haben am 1. August als erster Bundesligist überhaupt die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen. Die meisten Klubs folgen kommende Woche, einige gar erst am 22. August. "Wir haben ein stabiles, aber eben nicht das Budget anderer Vereine und folglich ein junges, neuformiertes Team ohne große Erfahrung. Daher müssen wir härter und mehr arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen", erklärt Cheftrainer Sasa Filipovski, der zwei Mal täglich je zweieinhalb Stunden seine Schützlinge zum Training bittet und sich mit den ersten Eindrücken seiner Schützlinge zufrieden zeigt. "Alle haben über den Sommer an sich gearbeitet und kamen in einer guten körperlichen Verfassung."
Cameron Hunts Vertragserfüllung überrascht Experten
Einen fitten, austrainierten und vor allem aufgeräumten Eindruck macht US-Guard Cameron Hunt. Um den 24-Jährigen rankten sich nach seiner starken Rückrunde bis zuletzt immer wieder Spekulationen, dass er trotz Vertrag dank einer Ausstiegsklausel den Klub doch noch in Richtung eines finanziell potenteren Mitbewerbers verlassen könnte. Doch offenkundig widerstand der 1,92-Meter-Mann allen Verlockungen und wird in seine dritte Erstliga-Saison für die Baskets gehen, wo wohl noch mehr Verantwortung auf seinen eher schmalen Schultern liegen dürfte.
Eine Aufgabe, die Hunt, dessen Verbleib Basketball-Experte Lukas Feldhaus via Twitter als einen "der größten Coups der letztjährigen Nicht-Playoff-Teams" bezeichnet, selbstbewusst angeht: "Wir werden bereit sein und wollen da anknüpfen, wo wir vergangene Saison unter Sasa aufgehört haben. Er legt unglaublich viel Wert auf Detailarbeit. Ich bin sicher, dass wir mit ihm den nächsten Schritt gehen können. Und auch wenn es ungewohnt ist, so früh mit der Vorbereitung zu starten, bin ich mir sicher, dass wir davon gerade zu Beginn der Saison profitieren werden."
Welps große Fußstapfen
Seine ersten Schritte als Profi wird indes Neuzugang Collin Welp in der Domstadt machen. Der 23-Jährige kommt als "Rookie" von der University of California Irvine – und Basketball-Fans dürften bei seinem Nachnamen aufhorchen: Sein 2015 mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt verstorbener Vater Chris Welp war es, der 1993 Deutschland sensationell zum Europameister-Titel warf. Sein drei Sekunden vor Spielende verwandelter "and one" – ein erfolgreicher Bonusfreiwurf nach einem trotz Foulspiel verwandelten Korbleger – sicherte den Gastgebern mit 71:70 den Titel gegen die favorisierte Sowjetunion.
In diese (großen) Fußstapfen möchte nun der Filius treten, der bei den Baskets einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat. "Es fühlt sich großartig an, hier zu sein. Bislang habe ich zwar von der Stadt nicht viel sehen können außer ein paar Restaurants und der Trainingshalle. Aber es macht viel Spaß mit den Jungs", so der 2,06-Meter-Mann.
Filipovski ist zuversichtlich
Saisonstart für die Baskets ist der 1. Oktober (20.30 Uhr, tectake-Arena) gegen die Baskets Bonn. Bis dahin gilt es für Filipovski und sein Trainer-Team, den Kader auf Bundesliga-Niveau zu hieven. "Wir werden Geduld und eben auch Zeit brauchen, denn unsere Neuzugänge kennen alle die Bundesliga nicht. Wir sind ein Team mit Talent und Potenzial, und die Jungs sind hungrig zu arbeiten. Aber die Liga ist stark, das zeigen die Transfers während des Sommers. Ich bin zuversichtlich, dass wir konkurrenzfähig sein werden, wenn es los geht", sagt der 47-jährige Slowene.