Es war eine Geste mit sehr viel Symbolkraft. Am Montag nach der Partie des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets gegen die Hamburg Towers wählten die Fans Cameron Hunt, der 29 Punkte erzielte, zum MVP der Partie. Dieser schnappte sich das Bierfässchen und übergab es seinem Teamkollegen O'Showen Williams. "Das hat mir sehr viel bedeutet und zeigt, was wir für ein tolles Team sind", sagt der Geehrte einige Tage nach der Partie. Mit elf Punkten lieferte der zweite Aufbauspieler nicht nur offensiv sein bestes Spiel im Baskets-Leibchen ab, sondern mit drei der 18 Ballgewinne und vielen guten Aktionen in der Defensive glänze der 25-Jährige auch auf der anderen Seite des Spielfeldes.
Bevor Williams dann unter starker Mithilfe des Hallensprechers die HUMBA anstimmte, wurde er noch von diesem interviewt. Dem Lob für seine Offensiv-Leistung, widersprach Williams, dessen Vorname eine Kombination der Namen seiner Eltern Owen und Shawn ist, augenblicklich. Wichtig sei ihm nur die Defensive und, dass sie Hamburg im letzten Viertel bei nur vier Punkten gehalten hätten. "So ist meine Rolle im Team. Wir haben viele Spieler, die gut punkten können, und ich muss mich nicht darauf fokussieren", sagt Williams im Foyer des Würzburger Trainingszentrums. Stanley Whittaker oder Cameron Hunt und auch der aktuell verletzte C.J. Bryce könnten jederzeit mal 30 Punkte auflegen, so der aus Georgia stammende US-Amerikaner.
Sonderlob für Williams' Leistung gegen Hamburg
"Ich will eher ein Star in meiner Rolle sein, den Aufbauspieler des Gegners stoppen und deren Offensive stören", berichtet Williams. Eine Aussage, die man häufiger von Baskets-Spielern hört und die zeigt, wie klar Filipovski vor der Saison die Rollen in seiner Mannschaft verteilt hat. Aktuell könne er nicht davon ausgehen, jedes Spiel 15 Punkte zu erzielen, wenn der Ball gar nicht so oft in seinen Händen sei. "Ich muss dann eben andere Wege finden, das Spiel zu beeinflussen", sagte Williams, der auch von seinem Coach Sasa Filipovski für die Leistung von Montag ein Sonderlob erhielt.
Bei der Verpflichtung von Williams habe das Budget eine große Rolle gespielt. "Für das Geld haben wir nach einem Spieler gesucht, der den Ball gegen Druck nach vorne bringen kann und gut verteidigt", erklärt Filipovski. Außerdem sei Williams ein sehr harter Arbeiter, der gemeinsam mit Bryce regelmäßig eineinhalb Stunden früher in der Halle sei. "Er hat sein Passspiel verbessert", sagt Filipovski.
Williams bisher mit schwacher Ausbeute von der Dreierlinie
Auch beim bisher sehr schwachen Distanzwurf, Williams trifft aktuell nur magere 15 Prozent seiner Dreier, glaubt Filipovski an das Potenzial, auch wenn einige Baskets-Anhänger sich schon mal einen Ersatz für Williams gewünscht hatten. "Er hat in Slowenien über 40 Prozent seiner Dreier getroffen, aber hier hat er mehr Druck, und die Verteidiger sind größer und schneller. Daran muss er sich erstmal gewöhnen", sagt der erfahrene slowenische Coach.
Williams selbst hält sich für einen guten Schützen, aber die Würfe, die er diese Saison meistens nimmt, sind Notwürfe am Ende der Wurfuhr. Wenn sie in der Offensive im Rhythmus seien, wie am Montag gegen Hamburg, könne er auch mit deutlich höheren Prozentzahlen von außen treffen. "Ich will eine bessere Quote haben, aber aktuell will ich mich vor allem im Pick and Roll verbessern", beschreibt Williams seine Entwicklung.
Williams ist der Ersatz für den "Besten der Liga"
"Eine gute Entwicklung", bestätigt Filipovski dem Guard, der in Würzburg einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat. Eine große Hilfe, ja fast ein Vorbild für Williams ist dabei Cameron Hunt. "Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und gehen häufig gemeinsam Essen", erzählt der bullige, nur 1,79 Meter große Williams.
Natürlich muss Williams im Training auch immer seinen Positions-Genossen Stanley Whittaker verteidigen. Eine Aufgabe, an der schon so manche Defensive in der BBL verzweifelt ist. "Er ist für mich der beste Aufbauspieler der Liga, aber genau deshalb habe ich mich für Würzburg entschieden. Ich hätte auch woanders hingehen können, wo ich mehr Spielzeit bekommen hätte, aber hier macht mich jedes Training besser", sagt die Würzburger Nummer zehn. Stattdessen hoffe er darauf, in der kommenden Saison mehr Verantwortung übernehmen zu können und dann vielleicht auch mal selbst zum MVP gewählt zu werden. Ob er das Fässchen der sponsernden Brauerei dann auch an einen Teamkollegen weitergibt?