Wer beim Besuch einer Mitgliederversammlungen der Würzburger Kickers Bilder im Kopf hat von solcherlei Veranstaltungen bei anderen Profi-Fußball-Vereinen, der dürfte am Dienstagabend am Dallenberg wohl enttäuscht worden sein. Allzu scharfe Debatten gab es nicht. Dazu gibt zumindest die sportliche Situation beim Regionalliga-Spitzenreiter derzeit auch keinen Anlass. Aber mit der Mitgliederversammlung bei Würzburgs größtem Fußball-Klub ist es sowieso so eine Sache.
Die wesentlichen Entscheidungen, wie auch die Wahl des Präsidiums, fallen in der Delegiertenversammlung, so steht es in der Satzung. Die Mitglieder wählen nur ihre Vertreter oder Vertreterinnen für diese Versammlung: ein Verfahren, das in der Vergangenheit wenig transparent erschien. Das soll sich nun ändern. Grundsätzlich habe sich das System bewährt, betonte Präsident Michael Grieger, jüngst für zwei Jahre im Amt bestätigt, räumte jedoch ein: "Es gab einige Missstände."
Keine Häufung von Stimmen mehr
Die sollten nun mit einer einstimmig beschlossenen Satzungsänderung behoben werden: Die Namen der Delegierten werden in Zukunft auf der Webseite des Klubs veröffentlicht, die Delegiertenversammlung ist öffentlich und ihr Termin wird im Vorfeld bekannt gegeben. Und, das ist aus Sicht Griegers die wichtigste Veränderung: Alle Delegierten können nur noch für sich selbst abstimmen und ihr Stimmrecht nicht mehr an einen Vertreter oder eine Vertreterin weiterreichen. In der Vergangenheit hätte manch Delegierter bei spärlich besuchten Sitzungen zahlreiche Stimmen zur Verfügung gehabt. "Das war teilweise absurd", so Grieger.
Die Kickers wollen sich transparenter geben und haben mit einer weiteren Satzungsänderung auch den Weg frei gemacht für die Gründung einer Fanabteilung, die sich als zusätzliche Abteilung innerhalb des Klubs gründen könnte. Auch diese Maßnahmen sollen helfen, den Mitgliederstand zu erhöhen. Derzeit sind 1400 Menschen bei den Kickers Mitglied, so viele wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. 1500 wären ein neuer Höchststand, den wolle man im nächsten Jahr erreichen, so Grieger.
Die Kickers fühlen sich nach der Beinahe-Pleite der Profi-AG im vergangenen Winter auf dem Weg der Erholung. Der Klub baut "Altlasten" ab, so Grieger. Einschnitte im personellen Bereich und der Verlust der DFB-Lizenzierung für das Leistungszentrum waren, betont der Präsident, "extrem schmerzhaft". Nun gehe es darum, in die Zukunft zu schauen und die Infrastruktur zu verbessern.
Stadionumbau ist weiterhin ein Thema
Auf dem Sportgelände der ehemaligen US-Kaserne am Hubland, das den Kickers 2016 zugesprochen worden war und jahrelang Brach gelegen hatte, wurde der Hauptplatz inzwischen instand gesetzt. Dort findet derzeit das Training der jüngsten Nachwuchsteams statt. Umkleiden und ein weiteres Spielfeld sollen bald entstehen. Und zwar ausdrücklich für den Breitensport-Betrieb, und nicht für das Profi-Team, weil sonst der Erbbauzins deutlich höher ausfallen würde, wie Vizepräsident Lars Krakat ausführte.
"Das größte Thema" bleibe aber, so der im Präsidium für die Liegenschaften des Klubs zuständige Krakat, das Stadion am Dallenberg, das derzeit den Namen des Hauptgeldgebers trägt. Noch immer planen die Kickers einen "Umbau im Bestand", wie er betont, um das Stadion "zweitligatauglich" zu machen: "Das ist noch ein langer Weg. Aber wir werden den Gesprächsfaden mit der Stadt in dieser Sache wieder aufnehmen."