Freude ist nicht gleich Freude. Sucht sie sich beim einen überschäumend, laut und berauschend den Weg nach außen, wirkt leise beim anderen eher leise und kaum wahrnehmbar im Inneren. Wer Kickers-Trainer Bernhard Trares am Sonntagnachmittag bei seinem Debüt auf dem Dallenberg beobachtete, dem konnte der Verdacht kommen, ihn lasse der wichtige 2:1-(0:1)Sieg seiner Elf gegen Hannover kalt. Von wenigen Momenten abgesehen, in denen er an der Seitenlinie auf und ab ging oder den Einwechselspielern vor ihrem Einsatz noch Infos gab, verbrachte der 55-Jährige die 90 + 3 Minuten Spielzeit nahezu regungslos auf einem Stuhl am Spielfeldrand.
Von der Anspannung, unter der er stehen, der Erleichterung, die er nach den Toren von Ridge Munsy und David Kopacz spüren mochte, war nichts zu sehen. Bei beiden Treffern blieb er einfach sitzen. „Was sollst du dich so sehr freuen?!“, sagte er, angesprochen auf diese Situationen, nach dem Spiel. Natürlich gebe es Momente der Freude, letztendlich aber würden weder ein Remis noch eine Führung etwas nutzen, so lange nicht abgepfiffen sei. Dieses Auftreten bestätigt den Eindruck, der sich bisher vom neuen Coach gewinnen ließ: Ruhig, bodenständig und unaufgeregt scheint er zu sein.
Dass er der Arbeiter ist, von dem die Vereinsführung schwärmt, deutete sich an, als der Ex-Libero erklärte, warum er Konzentration der Euphorie vorzieht: „Unsere Offensivspieler haben früher immer die Dinger vergeigt. Hinten musstest du fokussiert bleiben. So ist es auch als Trainer.“ Gerade die Freude nach Toren mache die Spieler anfällig für Fehler. Da gelte es für ihn, die Ordnung im Blick und die Konzentration hochzuhalten.
Erst nach dem Abpfiff erlaubte sich Trares einen Jubelsprung, drückte Assistenztrainer Philipp Eckart und nach einem Gang aufs Feld und den Shakehands mit den Schiedsrichter, seine Spieler einzeln an sich. Damit war es gut. Trares' Fokus, er liegt schon auf der nächsten Partie am Samstag in Regensburg.