Zwei Winzerorte machen in Sachen Fußball in der kommenden Saison über Landkreisgrenzen hinweg gemeinsame Sache: "Jetzt ist es amtlich! Der FV 1926 Thüngersheim und die DJK Retzstadt gehen ab der Saison 2025/26 mit ihren Fußballabteilungen im Herrenbereich eine Spielgemeinschaft ein", heißt in einer von den Vereinsführungen beider Klubs gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung.
Die Vereine arbeiten bereits in der Jugend von der Altersklasse U11 bis zur U19 zusammen. Im November 2024 seien dann, so ist es in der Mitteilung zu lesen, Verantwortliche der DJK Retzstadt, deren erste Mannschaft in der Kreisklasse Würzburg 1 um den Klassenerhalt kämpft, auf die in der Kreisliga Würzburg 2 spielenden Thüngersheimer zugekommen und hätten wegen einer Spielgemeinschaft angefragt. Die hat nun ein halbes Jahr später Gestalt angenommen.
"Auf Sicht mehr Möglichkeiten"
"Das war ein Schritt mit Blick auf die Zukunft. Natürlich hätten wir noch ein paar Jahre allein weitermachen können, aber auf Sicht hast du so mehr Möglichkeiten", begründet Thüngersheims Sportleiter Stefan Pfeuffer den Schritt.
Zudem ist der "Heiratsmarkt" für Fußballehen in der Region auch nicht mehr so groß, die nächste Nachbar der beiden Klubs ist bereits vergeben. Wer die 14 Kilometer von Thüngersheim im Landkreis Würzburg nach Retzstadt im Landeskreis Main-Spessart fährt, muss durch Retzbach, dessen Fußballer schon seit 2022 eine Spielgemeinschaft mit dem FSV Zellingen bilden.
Ab der kommenden Saison werden die Thüngersheimer und Retzstadter drei Teams ins Rennen schicken. Pfeuffer erklärt, wie das gehen soll: "Mehr als zwei Mannschaften genehmigt der Verband für eine Spielgemeinschaft sowieso nicht. Deshalb spielt die erste Mannschaft als FV Thüngersheim und kann so auch aufsteigen." Denn als Spielgemeinschaften firmierende Teams dürfen nach den Regularien des Bayerischen Fußball-Verbands nicht höher als Kreisliga spielen, ein Aufstieg in die Bezirksliga ist für sie nicht möglich.
Zusätzlich wird es ein Team der neuen SG in der Kreisklasse oder A-Klasse – abhängig davon, ob die DJK Retzstadt die Kreisklasse hält – geben, ein weiteres in der B-Klasse.
Beim Thüngersheimer Kreisliga-Team wird der Trainer weiter Berthold Göbel heißen, assistiert von Adrian Graf. Die SG Retzstadt-Thüngersheim in der Kreis- oder A-Klasse wird von Olaf Georgi trainiert werden, als Co-Trainer ist Kevin Durmich vorgesehen. Für die zweite SG-Mannschaft in der B-Klasse ist Nicolas Röder verantwortlich.
Mal Grün-Weiß, mal Rot-Schwarz
Die Kreisliga-Spiele des FV Thüngersheim werden im ersten Jahr der Zusammenarbeit zu großen Teilen auch in Thüngersheim ausgetragen, ausgewählte Partien werden aber in Retzstadt stattfinden. Das Kreisliga-Team spielt auch weiter in den grün-weißen Vereinsfarben des FV. Umgekehrt ist es bei der ersten Mannschaft der SG, die großteils in Retzstadt und nur gelegentlich in Thüngersheim antritt. Die Spiele des B-Klassen-Teams sollen auf beide Standorte gleichmäßig verteilt werden. Die beiden SG-Mannschaften sollen erst einmal in den rot-schwarzen Farben der DJK Retzstadt ins Rennen gehen.
"Der Trainingsbetrieb wird auf beide Sportgelände fair aufgeteilt", heißt es in der Pressemitteilung, natürlich unter Berücksichtigung der aktuellen Witterung und der Platzverhältnisse sowie des Jugend-Trainings und des jeweiligen Nachwuchs-Spielbetriebs.
Bleibt nur noch die Frage, welcher Wein dann bei den Heimspielen ausgeschenkt wird. "In Thüngersheim natürlich Thüngersheimer", macht Pfeuffer klar. Dann allerdings schickt der Thüngersheimer Sportleiter hinterher, dass es natürlich bei Partien auf dem Sportgelände des Partnervereins sicher Schoppen aus Retzstadt zu trinken geben werde. Ganz klar: Wer mit einem anderen Verein kooperiert, muss auch die Belange des Partners berücksichtigen.
