Eine gute Viertelstunde hatte sich der neue Trainer Marco Antwerpen das Training der Zweitliga-Fußballer der Würzburger Kickers aus der Distanz angeschaut, ehe er laut wurde. Die Rothosen absolvierten gerade Passübungen, da erhob der Neu-Coach seine Stimme. "Ich höre hier nur die Autobahn", rief er. "Das Training dauert eineinviertel Stunden. Da will ich, dass jeder Präsenz zeigt."
Lauter sollte es also werden auf dem Gelände am Randersackerer Sonnenstuhl. "Danach hat man nicht mehr nur die Autobahn gehört", berichtete Antwerpen in der anschließenden Video-Pressekonferenz. Die Trainingseinheit war nur in der ersten halben Stunde öffentlich gewesen. Der neue Mann bringt eine neue Tonart auf den Platz: "Die Mannschaft war sehr ruhig. Wir müssen sie emotionalisieren. Das ist das, was ein Aufsteiger braucht. Wir müssen euphorisch in die Partien reingehen." Es braucht also einen Stimmungsumschwung.
Der 48-Jährige scheint zu wissen, auf welch heikle Mission er sich als Nachfolger von Michael Schiele eingelassen hat. "Ich schätze seine Arbeit unheimlich. Wir sind beide in der vergangenen Saison aufgestiegen", sagt er über seinen Vorgänger. Nun darf er, der in Braunschweig nach dem Aufstieg geschasst wurde, also in Würzburg in Liga zwei weitermachen. "Ich bin nicht vergangenheitsorientiert", sagt er. Was gewesen ist, interessiere nicht mehr. "Zusammenhalt" brauche es nun bei den Kickers, um das große Ziel zu erreichen: "Damit wir auch in der kommenden Saison Bundesliga-Fußball in Würzburg sehen."
Um die Gründe festzustellen, weshalb Flyeralarm-Fußballboss Felix Magath diese Mission nun lieber Antwerpen statt Schiele anvertraut, muss man genau hinhören. "Eine andere Ansprache" will der neue Cheftrainer wählen. "Drei Spiele sind verloren worden, damit können wir nicht zufrieden sein. Auch wenn schon wie in Düsseldorf Dinge nach vorne gebracht wurden, sollte man nicht damit zufrieden sein, dass man verliert. Wir wollen gewinnen und alles dafür tun, dass wir am Sonntag hier drei Punkte holen."
Nachbesserungsbedarf "in allen Mannschaftsteilen"
Ob beim Heimspiel gegen Fürth schon neue Spieler den Kickers-Kader verstärken? Derzeit trainiert mit Hendrik Bonmann ein Torhüter zur Probe mit. Der 26-Jährige stand zuletzt bei 1860 München unter Vertrag und absolvierte für die Löwen 30 Drittliga-Spiele. "In allen Mannschaftsteilen" sieht Antwerpen Verbesserungsbedarf. "Wir schauen erst einmal grundsätzlich, welche Spieler wir noch holen können." Es wird spannend werden, zu beobachten, welche Wünsche dem Neuen erfüllt werden. Bis zum kommenden Montag sind Transfers von anderen Klubs möglich, danach können nur noch vertragslose Kicker verpflichtet werden.
"Wir haben viele gute und viele schnelle Leute. Aber wir haben auch viele ruhige Spieler. Uns würden noch ein paar richtige Typen, die nicht so leicht zu finden sind, gut tun. Wir müssen noch gute Spieler holen, um regelmäßig drei Punkte zu holen", findet Antwerpen. Die Suche auf dem Spielermarkt wird ihn in den nächsten Tagen noch beschäftigen. Zunächst aber geht es auch darum, schlummerndes Potenzial im Kader zu wecken: "Ich möchte mir ein eigenes Bild von den Spielern machen", sagt er. Und meint: Der Konkurrenzkampf ist eröffnet. Mit seinem Vorgänger Schiele habe er noch nicht gesprochen. "Aber das halte ich mir offen. Irgendwann wird es sicher einmal ein Gespräch geben."
Antwerpen im ständigen Austausch mit Magath
Im ständigen Austausch ist der neue Coach indes mit Magath. Dass der Trainer-Altmeister bei den Kickers im Hintergrund wirkt, war für Antwerpen ein entscheidendes Argument, bei den Kickers bis 2022 zu unterschreiben. "Von seiner Erfahrung kann ich viel lernen. Felix Magath ist für den ganzen Verein und seine Entwicklung sehr wichtig. Jemanden wie ihn im Hintergrund zu haben, ist für mich sehr gut." Als das konkrete Angebot aus Würzburg kam, habe er "nicht sehr lange überlegen müssen", ehe er zusagte. Antwerpen war schnell überzeugt von der neuen Aufgabe. Nun will er die Kickers-Anhänger von sich überzeugen. Am Dallenberg hat ein neues Kapitel begonnen.